Warum Bobic bei Eintracht jetzt in der Kritik steht

Markus Krösche hatte sein neues Amt als Sportvorstand bei Eintracht Frankfurt ganz frisch angetreten, da galt es sofort die erste Herausforderung zu meistern. André Silva, der 28-Tore-Rekordmann, zog eine Ausstiegsklausel, die ihm den Abgang zu einem Champions-League-Team ermöglichte und verabschiedete sich in Richtung RB Leipzig. Den Hessen blieben nur rund 25 Millionen Euro – ein Schnäppchen für RB nach dieser Traumsaison von Silva.

Bobic erntet nach seinem Abgang Kritik

In den Fokus der Kritik dafür geriet Fredi Bobic. Der ehemalige Sportvorstand, der inzwischen für Hertha BSC arbeitet, hatte dieses Agreement ausgehandelt. Es war nicht die einzige Absprache, die Krösche zuletzt ins Schwitzen brachte. So berief sich Amin Younes bei den Vertragsverhandlungen auf Zusagen der damaligen Führungsriege um Bobic und Ex-Sportdirektor Bruno Hübner.

Krösche und der Mittelfeldspieler fanden in den Gesprächen nicht zusammen. Younes bekam die von ihm erhoffte finanzielle Wertschätzung nicht in Zahlen ausgedrückt, wollte urplötzlich nach Saudi-Arabien fliehen und blieb nun doch – zumindest vorerst – bei der Eintracht. (SERVICE: Bundesliga-Spielplan zum Ausdrucken)

Absprachen sorgen für Verstimmung

Den negativen Höhepunkt erlebten die Frankfurter wenige Tage vor Schließung des Transferfensters. Auch Filip Kostic wollte eine Zusage der vorherigen sportlichen Leitung durchdrücken und seinen Wechsel zu Lazio Rom per Streik erzwingen. Die Eintracht blieb allerdings knallhart, wobei sich der italienische Hauptstadtklub beim Poker auch nicht sonderlich geschickt angestellt hatte. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Bundesliga)

Zudem wurde bekannt, dass das Gehaltsgefüge bei den Frankfurtern etwas durcheinandergekommen ist. Der nach Athen verliehene Steven Zuber verdiente rund drei Millionen Euro und zählte damit zu den Topverdienern. Hat Bobic in seiner Zeit bei der Eintracht also viel verbrannte Erde hinterlassen? Diese Ansicht ist einseitig und unfair.

Seifert-Lob für die Eintracht

Pokalsieg 2018, Europa-League-Halbfinale 2019, in drei von fünf Jahren an der Champions League geschnuppert und im Schnitt in diesem Zeitraum jeweils 14 Saisonspiele gewonnen – es war die erfolgreichste Zeit der jüngeren Vereinsgeschichte.

Bei der Eröffnung der neuen Geschäftsstelle lobte DFL-Geschäftsführer Christian Seifert ausdrücklich die Arbeit von Bobic und dessen Vorstandskollegen Axel Hellmann (Marketing) und Oliver Frankenbach (Finanzen): „Unternehmen und Menschen sind deshalb erfolgreich, weil sie den Erfolg wollen und bereit sind, daran hart zu arbeiten – an jedem Tag und in jedem Segment.“ Genau dies sei in Frankfurt zuletzt passiert .(DATEN: Ergebnisse und Spielplan der Bundesliga)

Bobic bemerkte dabei aber bei seinem Start 2016 schnell, dass er angesichts des geringen Budgets äußerst kreativ sein musste. Aufsichtsratschef Philip Holzer erklärte zuletzt im kicker: „Ich war dann auch ins Auswahlverfahren von Fredi Bobic involviert und hatte die große Freude, ihm mitteilen zu dürfen, was ihm als gesamtes Investitionsbudget für unseren Profikader zur Verfügung stand: 2,5 Millionen Euro. Da fragte er: ‚Pro Spieler?‘ Mich beeindruckte damals, dass er das absolut akzeptierte und auch bereit war, mit uns in die 2. Liga zu gehen.“

Bobic-Weg beschert Erfolg und Rekordtransfers

Sprich: Es war ein beinahe schon alternativloser Weg, junge, aufstrebende Talente an den Main zu locken. Der Europameister von 1996 holte Spieler wie Sébastien Haller, Ante Rebic, Luka Jovic oder Filip Kostic, die die Eintracht weit nach vorne brachten. Oftmals verhandelte Bobic dabei mit der Berateragentur LIAN Sports.

Klar ist: Verträge mit Fali Ramadani sind – positiv ausgedrückt - sehr pragmatisch. Ramadani bringt Spieler mit Qualität, die sofort weiterhelfen und vergleichsweise günstig sind. Die Eintracht bietet eine Bühne, wo sie sich für größere Klubs präsentieren können. Sobald dann ein größerer Fisch aufmerksam wird und anbeißt, wird rasch eine Lösung gesucht, die Ex-Vereine erhalten dafür bei Weiterverkauf oftmals noch lukrative Summen. (DATEN: Die Tabelle der Bundesliga)

Bobic hatte schnell erkannt, dass die Eintracht im Rennen um die Spitzenränge gegen die geldgepuderten Klubs wie Wolfsburg, Leverkusen oder Leipzig nicht anders mithalten kann. Es wählte diesen Weg, der unter anderem spektakuläre Rekordablösesummen für Jovic, Haller und Silva (zusammen rund 140 Millionen Euro) einbrachte.

Eintracht einer der attraktivsten Klubs in Deutschland

Natürlich hat auch Bobic kritikwürdige Entscheidungen getroffen. Die Gehaltsstruktur ist etwas aus den Fugen geraten, gerade nach dem Abgang der „Büffelherde“ Haller, Jovic und Rebic floppten mit Bas Dost und Dominik Kohr zwei millionenschwere Neuzugänge. Und insgesamt war der Kader an seinem Höhepunkt auch etwas zu alt, die Linie des „gehobenen Ausbildungsvereins“ wurde peu á peu verlassen.

Doch es überwiegen insgesamt viele gute Entscheidungen, die den Klub zu einem der attraktivsten in Deutschland aufsteigen ließen und die seinem Nachfolger Krösche die Möglichkeit gab, auf einem stabilen Fundament an gewissen Stellschrauben zu drehen.

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