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Becker bezieht Stellung zu Bankrott

Es ist Mai 1985: Noch ist Boris Becker nur ein talentierter 17-Jähriger. Zwei Monate später ist er nach seinem Erfolg im Tennis-Mekka weltbekannt. Es folgen bis heute mehr als drei Jahrzehnte zunächst als Sportmegastar und dann als internationaler VIP. SPORT1 zeigt Beckers sportliche Erfolge und private Schlagzeilen in Bildern

Pleite oder nicht pleite? Tennis-Ikone Boris Becker hat sich gegen die Darstellung eines englischen Gerichts in London zur Wehr gesetzt, wonach er bankrott sei.

Becker soll demnach jahrelang ausstehende Schulden bei einem privaten Bankier nicht bezahlen können.

Becker-Anwalt erklärt: Nicht pleite

"Mein Mandant war überrascht und enttäuscht, dass sich die gegnerische Bank in einem konkreten Zivilverfahren in Großbritannien entschieden hatte, Klage gegen ihn einzureichen", teilte Beckers deutscher Anwalt Christian Schertz am Mittwochabend mit.

"Das Verfahren betrifft ein Darlehen, das Herr Becker binnen eines Monats in voller Höhe zurückgezahlt hätte."

In der Erklärung hieß es weiter, es sei "enttäuschend, dass sein Antrag darauf, insofern den heutigen Gerichtstermin bis dahin zu verschieben, zurückgewiesen wurde mit der in den Medien verbreiteten Feststellung des Gerichts. Medienmeldungen, wonach unser Mandant 'pleite' sei, entsprechen damit nicht der Wahrheit".

Die zuständige Richterin Christine Derrett wurde dagegen mit den Worten zitiert: "Man hat den Eindruck von einem Mann, der mit dem Kopf im Sand steckt."

Schulden in "substanzieller" Höhe

Becker habe seit 2015 Schulden in "substanzieller" Höhe. Laut seinen Anwälten sollder 49-Jährige versucht haben, eine Summe von sechs Millionen Euro aus Besitztümern auf Mallorca zu generieren, um die ausstehenden Beträge zu begleichen.

Becker selbst meldete sich am Mittwochabend via Twitter zu Wort.

"Ich werde mich auf meine Arbeit konzentrieren, speziell auf Wimbledon", erklärte Becker seine Marschroute für die kommenden Monate.

Außerdem wandte er sich an seine Fans, bedankte sich für deren Zuspruch und gab sich kämpferisch: "Ich bin seit 32 Jahren in diesem Geschäft und beabsichtige, noch länger zu bleiben."

Am Ende schließt Becker mit dem Satz: "Wie sagt man so schön: Vor Gericht und auf hoher See bist du in Gottes Hand. Aber das Leben geht weiter."

Vom Trainer zum TV-Experten

Das Gericht hatte zuvor Beckers Antrag auf Aufschub mit der Begründung abgelehnt, es gebe keine glaubhaften Beweise, dass der "substanzielle" Schuldenberg innerhalb der kommenden Wochen zurückgezahlt werden könne.

Der frühere Wimbledon-Sieger hatte 1997 für rund eine Millionen Mark eine Villa auf Mallorca erworben und diese mehrfach umbauen lassen.

Das Bauunternehmen, das einige Umbau-Arbeiten an der Villa durchgeführt hatte, stritt jahrelang mit Becker um mehrere hunderttausend Euro. Diverse Male konnte Becker eine Zwangsversteigerung der Villa nur in letzter Minute verhindern.

In finanziellen Angelegenheiten "nicht sehr clever"

Offenbar waren auch diese langjährigen Streitereien ein Grund, warum Richterin Derrett den Verteidigern von Boris Becker keinen Glauben schenkte.

Laut FAZ hatten die Anwälte vor Gericht zugegeben, dass ihr Mandant in finanziellen Angelegenheiten "nicht sehr clever" sei. Becker selbst war bei der Verhandlung nicht anwesend.

Alle Befürchtungen der Juristen, Beckers Image könnte ernsthaften Schaden nehmen, wiegelte die Richterin rigoros ab: "Darüber hätte er sich vor langer Zeit Gedanken machen sollen."

Richterin war früher selbst Becker-Fan

Trotzdem drückte Derrett nach dem Urteilsspruch ihr Bedauern aus, sie selbst zählte während Beckers aktiver Zeit zu seinen Fans.

Am Dienstagabend hatte sich Becker noch bei den Gerry Weber Open in Halle/Westfalen mit den Tennisprofis Roger Federer, Dominic Thiem und Philipp Kohlschreiber auf der "Players Party" gezeigt.

Becker gewann in seiner beispiellosen Karriere sechs Grand-Slam-Titel. Von 2013 bis 2016 trainierte er Superstar Novak Djokovic. Derzeit arbeitet er als TV-Experte für verschiedene internationale Sportsender.

Zuletzt wurde Becker als potenzieller Trainer von Deutschlands Nachwuchshoffnung Alexander Zverev ins Gespräch gebracht.