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Bosz und BVB: Gefangen in der eigenen Sturheit

Borussia Dortmund sieht sich nach einem eigentlich guten Saisonstart im freien Fall. Vor dem Derby gegen den FC Schalke 04 liegen die Nerven blank, der Verein ist durchzogen von einer omnipräsenten Unruhe. Peter Bosz muss um seinen Job bangen.

BVB-Trainer Peter Bosz steht im Zentrum der Kritik
BVB-Trainer Peter Bosz steht im Zentrum der Kritik

Ganz kurz keimte am Dienstagabend bei den BVB-Fans Hoffnung auf. Pierre-Emerick Aubameyang traf zur Führung gegen Tottenham Hotspur, der Turnaround einer zuletzt enttäuschenden Serie schien möglich.

Letztlich drehten die Gäste aus England aber das Spiel und Dortmund steht wieder dort, wo niemand stehen will: Mitten in der Krise. Das Derby gegen den FC Schalke 04, so berichtete die Bild kürzlich, könnte nun zum Schicksalsspiel für Trainer Peter Bosz werden.

In einem Verein, der einen Jürgen Klopp viel Zeit in der Abstiegszone verbringen ließ, eine durchaus vielsagende Berichterstattung. Bosz steht unter großem Druck, die Auftritte seiner Mannschaft waren zuletzt nicht nur von Unglück durchzogen, sondern vor allem inakzeptabel.

Bosz geht volles Risiko

Der Niederländer sieht seine Idee vom Fußball einiger Kritik ausgesetzt. Einfach gesagt ist Bosz ein Verfechter von hohem Pressing, aktivem Vorwärtsverteidigen und großen Ballbesitzanteilen. Das kann funktioniert, birgt aber auch immer ein gewisses Risiko in sich.

Wer hoch attackiert, muss damit rechnen, dass im Rücken der Abwehr ein großer Raum entsteht. Dementsprechend sind enorm sichere und fähige Verteidiger gefragt, um bei Befreiungsversuchen der gegnerischen Mannschaft gekonnt einzuschreiten.

Gleichwohl muss das restliche Team nahezu über die volle Spielzeit immer Druck auf den Ball herstellen, um ein genaues Zuspiel in die Spitze zu verhindern. Absprache und Eingespieltheit sind dementsprechend entscheidend.


Defensive um Bürki überfordert

Wenn die Gegner, so wie zuletzt, eine Taktik finden können, die Dortmunds Schwächen gezielt angreift, wird es enorm schwer für die Borussia, ihr gewolltes Spiel auf den Platz zu bringen. Das sorgt für eine Unruhe innerhalb der Mannschaft.

Diese Unruhe hat sich inzwischen auf Einzelspieler übertragen. Torhüter Roman Bürki befindet sich in einem krassen Formtief, Verteidiger wie Marc Bartra, Marcel Schmelzer oder Jeremy Toljan scheinen mit den ihnen aufgetragenen Pflichten überfordert.

An vorderster Spitze spielt mit Pierre-Emerick Aubameyang ein Stürmer, der eigentlich nicht zu den Vorstellungen von Bosz passt, seine Einsätze aber im Normalfall mit Toren rechtfertigt. Personal und Trainer passen auf verschiedenen Ebenen nicht zusammen.

Bosz muss lernen, sich anzupassen

Muss Bosz deshalb seine Ideen über Bord werfen oder Dortmund zahlreiche Transfers tätigen? Nicht direkt. “Peter Bosz muss begreifen, dass er seine Idee in Nuancen besser organisieren muss. Du brichst dir keinen ab, wenn du diese Idee auch ein bisschen anders organisierst”, analysierte Eurosport-Experte Matthias Sammer.

Dass der niederländische Trainer als strategisch unflexibel bekannt ist, wussten die Dortmunder auch schon vor seiner Verpflichtung. Bosz ist nicht Thomas Tuchel. Dieser hatte sich aus seinen Spielern eine Taktik gebastelt, Bosz versucht, Spieler in die bereits vorhandene Taktik einzufügen.

Der Niederländer sagte Ende Oktober: “Es gibt viele Sachen, die wir besser machen müssen. Die Kritik ist nicht überzogen, aber wir haben eine Spielweise und wissen, dass sie funktioniert.”

Bosz lehnt Vorschläge ab

Zuletzt funktionierte diese aber sichtlich nicht. Und die Frage, die sich der BVB stellen muss, ist ob man Bosz zutraut, die nötige Kurve noch zu nehmen, bevor die Saisonziele aus den Augen geraten. Das Aus in der Königsklasse steht schon fest, in der Bundesliga enteilt die Konkurrenz.

Das ist auch Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke und Sportdirektor Michael Zorc nicht entgangen. “Wir haben die Dinge intensiv und stundenlang aufgearbeitet“, sagte Zorc im kicker und deutete an: Die Vereinsführung versucht, sich zu beteiligen.

Wenn sich Funktionäre in die Arbeit des Trainers einbringen wollen, ist das nie ein gutes Zeichen. Bisher soll Bosz, so letzte Medienberichte, die taktischen Ratschläge von Watzke und Zorc abgelehnt haben. Es könnte schon bald der Moment kommen, in dem ihm das nicht mehr möglich sein wird.