Hamilton stellt Aussagen über Bottas klar

War das schon eine Vorentscheidung im WM-Kampf?

Max Verstappen (23) gewann auch in Mexiko, baute seinen Vorsprung in der Weltmeisterschaft auf 19 Punkte aus. (DATEN: Die Fahrerwertung der Formel 1)

Während der Red-Bull-Pilot und sein Teamkollege Sergio Pérez auf Händen durchs Stadion getragen wurden, hingen bei Gegner Mercedes die Köpfe – und auch der Haussegen etwas schief.

Grund war der verlorene Start: „Ich habe versucht, den Red Bull in meinem Rückspiegel hinter mir zu halten und dachte, Valtteri (Bottas; d. Red.) macht das Gleiche. Er hat aber offensichtlich die Tür für Max aufgelassen. Der war auf der Rennlinie, konnte deshalb in Kurve eins auf der Bremse einen Mega-Job machen. Für mich gab es auf der schmutzigen Innenseite keine Hoffnung“, kritisierte Hamilton seinen sonst so treuen Gefolgsmann.

Bottas zum Rapport bei Mercedes-Sportchef Wolff

Während Verstappen und Hamilton an Bottas vorbeigingen, wurde der Finne in Kurve eins von Daniel Ricciardo umgedreht, kam nur als 15. ins Ziel.

Nach dem Rennen musste Prügelknabe Bottas zum Rapport bei Mercedes-Sportchef Toto Wolff antreten.

Auch der Wiener war wenig begeistert. „Es ist ärgerlich, dass wir es ihnen heute vielleicht ein bisschen zu einfach gemacht haben. Ich glaube, man hätte das besser verteidigen können“, sagte Wolff zum Start.

„Da ist alles schiefgelaufen, was schieflaufen kann. Es war auch unglücklich, weil Lewis einen etwas besseren Start hatte als Valtteri: Dadurch sind sie nebeneinander gefahren statt im Windschatten, das war nicht ideal. Aber man hätte sich auch bisschen weiter links orientieren müssen“, kritisierte Wolff.

Hamilton rudert zurück

Am Montagabend stellte Hamilton seine Aussagen über Bottas klar.

„Wir alle haben schlechte Tage. Wir leben und lernen. Gestern habe ich gesagt, dass Valtteri die Tür offen gelassen hat, und natürlich kritisieren das Leute gleich. Wir sind ein Team und gewinnen und verlieren als Team“, schrieb Hamilton in seiner Instagram-Story.

„Es gibt keine einzelne Person, die für einen Sieg oder eine Niederlage verantwortlich ist. Wir machen es zusammen gut oder schlecht“, meinte Hamilton weiter: „Es ist möglich, uns zu schlagen, aber man kann uns nicht brechen. Auf zum nächsten, Valtteri. Lass uns weiter machen, Bruder.“

Formel 1: Fehlt Bottas der Biss?

Sky-Experte Timo Glock führte Bottas‘ mangelnden Biss auch auf den Mercedes-Abgang des Finnen am Saisonende zurück. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Formel 1)

Der Deutsche mutmaßte: „Wir wissen, er verlässt das Team. Da kann man sich vielleicht nicht immer auf Schützenhilfe verlassen. Sergio Pérez hingegen darf bei Red Bull bleiben, da sieht das also ein bisschen anders aus.“

Zumindest ein bisschen Schadensbegrenzung gelang Bottas am Sonntag doch noch: Im aller letzten Umlauf verhinderte er mit der schnellsten Rennrunde, dass Verstappen einen Extrapunkt einstrich. (DATEN: Der Rennkalender der Formel 1)

Tost feiert Verstappen

In der WM sieht es trotzdem immer besser für den Holländer aus. Gewinnt Verstappen auch das nächste Rennen in Brasilien, hat er mindestens 25 Punkte und damit einen Rennsieg Vorsprung.

Dann würden ihm in den letzten drei Saisonrennen im Nahen Osten zweite Plätze zum Titelgewinn reichen.

Doch der Red-Bull-Star will sich mit solchen Rechenspielen noch nicht beschäftigen: „Ich fange jetzt nicht das Träumen an. Wir müssen bis Abu Dhabi weiterkämpfen“, sagte Verstappen.

Für viele Experten im Fahrerlager war der Triumph in Mexiko dennoch richtungsweisend.

Franz Tost, Verstappens Ex-Teamchef bei Toro Rosso (heute AlphaTauri, d. Red.), lobte: „Max verdient die WM dieses Jahr. Einen Lewis Hamilton außenherum so auszubremsen, ohne dass dabei ein Rad steht, das war schon sensationell!“

„Jede Menge Tequila“ nach Verstappen-Coup in Mexiko

Auch Red-Bull-Berater Helmut Marko war begeistert: „Max‘ Bremsmanöver war jenseits von Gut und Böse. Heute wird es jede Menge Tequlia geben!“ (DATEN: Die Teamwertung der Formel 1)

Geht es nach Sky-Experte Timo Glock, hat Red Bull bald schon Grund für die ganz große Sause: „Das heute kann bereits ein WM-entscheidender Moment gewesen sein“, urteilte der DTM-Star: „Max hat damit auf jeden Fall ein absolutes Ausrufezeichen gesetzt, Lewis hingegen einen ziemlichen Dämpfer bekommen. Er hat teilweise resigniert gewirkt.“

Was Glock meint, hörte sich aus Hamiltons Mund nach dem Rennen so an: „Heute gab es nichts, was ich entgegensetzen konnte. Ihre Pace war einfach unglaublich. Ich weiß nicht, wo sie die Performance herholen, aber sie waren eine halbe Sekunde pro Runde schneller als wir“, räumte der Brite zähneknirschend ein.

„Wir haben noch vier Rennen und ich gebe weiter alles. Aber sie haben ganz klar das stärkere Auto.“

Teamchef Wolff sieht die Chancen auf eine Titelverteidigung der Stuttgarter indes weiter intakt: „Die Meisterschaft ist noch nicht verloren. Wir müssen aber beginnen, Red Bull auszuperformen und jetzt auch ein bisschen auf den Renngott hoffen.“

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