Brähmer vs. Sauerland: Das steckt hinter dem Zeuge-Zoff

Nach einem technischen K.o. in der fünften Runde musste Tyron Zeuge am Samstagabend seinen Titel an Rocky Fielding abgeben. Erstmals seit 14 Jahren gibt es in Deutschland keinen Box-Weltmeister mehr.

Doch so sehr diese Erkenntnis sportlich schmerzt, beim Kampfabend in Offenburg stand ein ganz anderes Thema im Vordergrund.

Zeuges Trainer Jürgen Brähmer und Veranstalter Wilfried Sauerland gerieten mehrfach aneinander.

Erst erklärte Brähmer, Sauerland habe Zeuge nicht genügend Zeit zur Vorbereitung für den Kampf gelassen, dann traf eine von Brähmer geworfene Wasserflasche Sauerlands Ehefrau an der Schulter.

Worum geht es im Konflikt zwischen beiden Lager? SPORT1 erklärt den Zoff zwischen Jürgen Brähmer und dem Sauerland-Boxstall.

Brähmer gibt Sauerland Schuld für Pleite

Die Schuld an dem verlorenen Kampf wollte Brähmer keineswegs bei seinem Schützling suchen.

"Wir wissen alle, an wem es lag - sicher nicht an Tyron", sagte Brähmer, und startete noch im Ring seine Tirade in Richtung Sauerland. "Wir wurden zu dem Termin gezwungen, nur um Verträge einzuhalten", wetterte er.

"Wir hatten gerade einmal sechs Wochen Vorbereitung. Mit dem Saftladen hier wird das deutsche Boxen sicher nicht erfolgreich."

Nicht nur der Termin, auch die Gegnerauswahl entsprach nicht seinen Wünschen. Schon vor dem Kampf hatte Brähmer im SPORT1-Interview gesagt, er hätte lieber einen Kampf gegen Arthur Abraham oder Vincent Feigenbutz gesehen.

"Sauerland ist im Moment eher hinderlich als förderlich", so der 39-Jährige.

Ausstehende Zahlungen

Diesen Vorwurf wollte Sauerland erwartungsgemäß nicht auf sich sitzen lassen. "Es ist bekannt, dass es Spannungen zwischen uns gibt. Aber die gibt es erst, seit Brähmer der Coach von Tyron ist", äußerte der Promoter.

Brähmer seinerseits ist mit den Leistungen des Boxstalls ohnehin nicht zufrieden. Der frühere Weltmeister im Halbschwergewicht wirft Sauerland vor, Versprechungen nicht eingehalten zu haben, außerdem seien vereinbarte Zahlungen ausgeblieben. Sauerland schulde Brähmer demnach eine Summe im fünfstelligen Bereich.

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Zu wenig Untersützung

Generell sei die Unterstützung für Zeuge schlicht und ergreifend zu gering. Dass die Baden-Arena am Samstag höchstens zu einem Drittel gefüllt war, war Wasser auf die Mühlen des Trainers.

Und auch wenn Wilfried Sauerland gemeinsam mit seinen Söhnen Kalle und Nisse die Vorwürfe vehement zurückwies, wurden in der Branche zuletzt Gerüchte über das drohende Aus des einst größten europäischen Boxstalls laut.

Dass der Senior, der mit Henry Maske seine größten Erfolge feierte, im fortgeschrittenen Alter auf die Kommandobrücke zurückgekehrt ist, werten viele Beobachter als einen letzten Rettungsversuch.

Zeuge hat seinen noch bis 2019 laufenden Kontrakt gekündigt, Brähmer hat dies schon vor längerer Zeit getan. Ob und inwieweit die Partnerschaft trotzdem weitergeführt wird, ist fraglich.

Vonseiten des Boxstalls ist die Bereitschaft weiterhin da: "Tyron ist mein Baby, wir ziehen ihn seit sieben Jahren groß und hatten nie Probleme mit ihm. Seitdem er jedoch bei Herrn Brähmer trainiert, ist alles anders zwischen uns", sagte Sauerland.

Brähmer wirft Flasche auf Sauerlands Ehefrau

Dass es zwischen Brähmer und dem Boxstall keinerlei Chance auf eine Wiedervereinigung gibt, machte Sauerland bereits am Samstagabend klar: "Mit Herrn Brähmer wird es keine Zusammenarbeit mehr geben. Das Kapitel ist ein für allemal beendet."

Dazu endgültig beigetragen haben dürfte sicherlich auch der Flaschenwurf von Brähmer. Nur Sekunden nach dem K.o. schleuderte er eine fast volle Kunststoff-Wasserflasche aus seiner Ringecke in Richtung Sauerland.

Ziel der Attacke war offenbar Frederick Ness, Geschäftsführer bei Sauerland Event. Ness traf Brähmer nicht, stattdessen landete das Geschoss an der rechten Schulter von Sauerlands Ehefrau Jochi.

"Es kann keine Rede davon sein, dass ich auf einen der Beteiligten gezielt geworfen habe", wies Brähmer die Absichtsvorwürfe am Sonntag entschieden zurück: "Wenn ich ziele, treffe ich."

Vielmehr habe er die Flasche im Eifer des Gefechts hinter sich geschmissen, als er für Zeuge das Handtuch warf.

In der unrühmlichen Beziehung beider Parteien ein weiterer negativer Höhepunkt.