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Brazzo räumt beim FC Bayern auf

Hasan Salihamidzic ist seit 14 Tagen im Amt

Am Dienstag war Feiertag in München.

Doch Hasan "Brazzo" Salihamidzic hielt das nicht von der Arbeit ab. Wie jeden Tag seit seinem Dienstantritt beim FC Bayern vor genau zwei Wochen verbrachte er den Tag an der Säbener Straße.

In der kurzen Zeit hat der Sportdirektor bereits einen bleibenden Eindruck hinterlassen - vor allem bei seinem Vorgesetzten und großen Förderer Uli Hoeneß.

Der FCB-Präsident lobte den neuen Mann am Sonntag so überschwänglich wie selten zuvor einen Klubangestellten nach so kurzer Zeit.

"Keine Notlösung"

"Das ist doch keine Notlösung", widersprach Hoeneß bei Sky vehement den gängigen Vorurteilen gegenüber dem Berufsanfänger Salihamidzic. "Nach 14 Tagen muss ich sagen, dass wir möglicherweise die Königslösung gefunden haben."

Der Vereinsboss begründete das mit einem wenig positiven Verweis auf Vorgänger Matthias Sammer, obwohl dessen Engagement als Sportvorstand eigentlich immer lobend erwähnt worden war.

Seit seinem Start am 1. August habe Salihamidzic "intern mehr dazwischen gehauen als Matthias Sammer in einem Jahr", erklärte Hoeneß. "Das tut uns allen gut. So stellen wir uns einen Sportdirektor vor."

Die - zumindest öffentliche - Wahrnehmung der Bosse steht im Gegensatz zur medialen Skepsis gegenüber dem Neuling, die Salihamidzic bei seinen etwas hölzernen Auftritten vor TV-Kameras bislang eher bestätigte.

Lob von Hitzfeld und Effenberg

Auch Weggefährten wie Ottmar Hitzfeld oder Stefan Effenberg hatten sich bei SPORT1 sehr positiv geäußert.

"Er war schon immer ein Teamplayer und hat auf und neben dem Platz alles für das Team gegeben. Dabei hat Hasan sich total mit dem Verein identifiziert", meinte sein ehemaliger Coach. "Das hilft ihm auch bei der neuen Aufgabe als Sportdirektor, außerdem kennt er die Abläufe im Verein und kann mit dem Druck bei Bayern umgehen."

Und Ex-Kapitän Effenberg erklärte: "Er ist sehr demütig und unglaublich lernwillig, so habe ich ihn als Spieler damals kennengelernt. Wenn du ihm etwas gesagt hast, dann hat er versucht, das mit vollem Ehrgeiz und Eifer umzusetzen. Und das wird auch als Sportdirektor so sein."

Von morgens bis abends beim FC Bayern

In der Tat hat sich Salihamidzic wie früher als Profi mit vollem Engagement in die neue Aufgabe geworfen und erinnert in seinem Arbeitseifer an den früheren Trainer Pep Guardiola. "Er ist von morgens um acht Uhr bis abends um 22 Uhr da", berichtete Hoeneß angetan.

Zum Tagespensum des Bosniers gehört nicht nur der mehrmalige Austausch mit Hoeneß und der Vorstandsebene um Karl-Heinz Rummenigge sowie dem Trainerteam. Auch für die Spieler, mit denen der fünf Sprachen sprechende Salihamidzic problemlos kommunizieren kann, ist er immer ansprechbar.

Darüber hinaus sorgt der Disziplinfanatiker für Ordnung: Kurzreisen der Profis ins Ausland wurden gestrichen, zudem legt er besonderen Wert auf einen aufgeräumten Kabinentrakt.

Rauchverbot im Kabinentrakt

Größere Wellen schlug zudem Salihamidzics Entscheidung, das Rauchen in diesem Bereich zu verbieten. Zuvor hatte der 40-Jährige, der früher selber gelegentlich zur Zigarette griff, den Ancelotti-Vertrauten und Fitnesscoach Giovanni Mauri rauchend im Kabinenbereich erwischt.

Carlo Ancelotti reagierte mit einem Grinsen auf die neuen Hausregeln. "Brazzo hat viel Energie reingebracht", meinte er. "Das ist gut für die Gesundheit. Meine Frau ist froh, dass ich nicht mehr rauchen soll."

Seitdem zieht sich das Trainerteam um Ancelotti, Mauri und Co-Trainer Willy Sagnol für alle sichtbar zum Rauchen auf den Balkon zurück. Man darf gespannt sein, wie lange Salihamidzic das durchgehen lässt. Noch interessanter wird es allerdings sein, wie der Sportdirektor die wirklichen Herausforderungen bewältigt.

"Wir haben große Pläne und es ist ein riesiges Aufgabengebiet für Brazzo", sagte Hoeneß und nannte Scouting, Physiobereich und Nachwuchsleistungszentrum. Letztlich steht und fällt Salihamidzics Bewertung aber mit dem sportlichen Erfolg der Profis.