Der Bucs-Schreck mit dunkler Vergangenheit

Der Bucs-Schreck mit dunkler Vergangenheit

In der Nacht von Sonntag auf Montag ist es soweit. Im Stadion der Tampa Bay Buccaneers steigt der Super Bowl LV zwischen Tom Bradys Bucs und den Kansas City Chiefs.

Dann wird auch Tyreek Hill von den Chiefs wieder eine große Rolle spielen. Der 26-Jährige hat in dieser Saison einmal mehr unter Beweis gestellt, dass er einer der besten Receiver in der NFL ist. (Ergebnisse und Spielplan der NFL)

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Beim Regular-Season-Duell zwischen seinen Chiefs und den Buccaneers lieferte Hill das beste Spiel seiner Karriere ab. 13 Pässe von Quarterback Patrick Mahomes landeten bei Hill, der maßgeblich zum 27:24-Sieg beitrug und sage und schreibe 269 Yards sammelte - 203 allein im ersten Viertel.

Seit 1980 hatten laut ESPN nur Qadry Ismail (210 im dritten Viertel im Dezember 1999) und Lee Evans (205 im ersten Viertel im November 2006) Catches über 200 Yards in einem Viertel verbucht.

Chiefs-Star Tyreek Hill: "Will der beste Receiver sein"

Zum fünften Mal erst knackte ein Receiver überhaupt die 260-Yard-Hürde. "Ich will", tönte Hill danach, "der beste Receiver im Spiel sein." (Alles zur NFL)

In gewisser Weise ist er das bereits. Denn es war beileibe nicht das einzige Spiel, indem Hill brillierte und neue Rekorde aufstellte.

Im AFC Championship Game gegen die Buffalo Bills war ihm zwar kein Touchdown gelungen, dafür aber ein Raumgewinn von 172 Yards - die meisten in einem Playoff-Spiel in der Geschichte der Chiefs, und für Hill wiederum sein drittes Postseason-Spiel in Folge mit mehr als 100 Receiving Yards.

Wie das Phänomen zu erklären ist?

Hill läuft die 100 Meter in unter zehn Sekunden

Hill ist nicht nur schnell, wenn er vertikal attackiert. Er hat auch eine spektakuläre Beschleunigung und ist unheimlich agil. Eine Kombination, die ihn so gefährlich macht.

Bemerkenswert in seinem sportlichen Werdegang: Bei der Leichtathletik-WM der Junioren gewann Hill 2012 Gold mit der US-amerikanischen 4x100-Meter-Staffel, holte zudem Bronze im Einzelfinale über 200 Meter.

Mehr noch: 2013 lief er im Alter von 19 Jahren die 100 Meter in unter zehn Sekunden. Gegen die Bills wiederum wurde bei Hill eine Höchstgeschwindigkeit von 33,41 Kilometern pro Stunde gemessen.

Dabei vergisst man schnell, dass Hill nicht immer ein echter Wide Receiver war - zumindest nicht so, wie er es jetzt in der Offense von Head Coach Andy Reid ist.

Hills Receptions stiegen Jahr für Jahr rapide an - aber es brauchte dann doch den Super-Bowl-Triumph im vergangenen Jahr, um seinen Ruf auf dem Feld zu zementieren. Zur Erinnerung: Der "Cheetah" (englisch für Gepard) hatte für den entscheidenden Wendepunkt gesorgt, als er im vierten Viertel einen langen Pass von Mahomes fing und damit das Comeback der Chiefs einleitete.

Lobeshymne von Reid

"Es ist ein Tribut an ihn", sagt Reid, "und an die harte Arbeit, die er geleistet hat, um ein besserer Receiver zu werden. Er war schon immer gut. Er hat es auf die nächste Stufe gebracht."

Wegen seiner herausragenden Fähigkeiten haben die Chiefs in der letzten Saison Hills Vertrag denn auch bis 2022 verlängert. Dafür erhält er 54 Millionen Dollar.

Und Kansas hat allen Grund, ihn bis zum Ende des Kontrakts zu halten. Schließlich spielt Hill so gut wie nie zuvor. Hills Topform hängt offenbar auch mit seiner stabileren Gesundheit zusammen, nachdem er zu Beginn der Saison 2020 noch mit einer Fersenverletzung ausgefallen war.

Zudem wirkt Hill auch mental gereift.

Schwere Misshandlung seiner schwangeren Freundin

Dabei hatte Hill eine ganze Reihe von Problemen, als er in die NFL kam. Oklahoma State warf ihn aus dem Football-Team, nachdem er 2014 verhaftet worden war. Ein Jahr später bekannte sich Hill schuldig, seine schwangere Freundin gewürgt und geschlagen zu haben.

Seine Partnerin blieb dennoch bei ihm und gebar ihm einen Sohn, der reuige Hill schien geläutert - bis es im März 2019 zum nächsten Skandal kam.

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Hill wurde Kindesmisshandlung vorgeworfen - und war zumindest auch daran beteiligt, dass sich sein Sohn den Arm brach. Aus Mangel an Beweisen wurde das Verfahren indes eingestellt.

Die Folge: Das Kind wurde wieder der Obhut seinen Eltern anvertraut, obwohl inzwischen ein Tonmitschnitt aufgetaucht war, der Hill zusätzlich belastete. Darin erklärte die Mutter, der Sohn habe Angst vor Hill, woraufhin der NFL-Star antwortete: "Du solltest auch vor mir Angst haben, Sch…."

Die NFL verzichtete überraschenderweise auf eine Reaktion oder Sanktion - und erntete viel Kritik, einen ihrer spektakulärsten Spieler nicht zu sperren.

Sein Kollege, Wide Receiver Sammy Watkins, brach nun eine Lanze für Hill und sagte, er sei reifer geworden: "Ich denke, dass er abseits der Spielfeldes als junger Mann gewachsen ist." (Tabellen der NFL)