Bundesliga: Fünf Thesen vor dem Rückrundenstart

Die Starspieler Thiago und Jerome Boateng fehlen den Bayern zum Rückrundenstart. (Photo by Lars Baron/Bongarts/Getty Images)
Die Starspieler Thiago und Jerome Boateng fehlen den Bayern zum Rückrundenstart. (Photo by Lars Baron/Bongarts/Getty Images)

Endlich wieder Bundesliga! Der Rückrundenstart steht bevor, die Teams wollen mit möglichst guten Vorzeichen in die entscheidende Phase der Saison starten. Wie steht es um die Favoriten, welcher Trainer fliegt als erstes? Die Yahoo Sport-Redaktion gibt vor dem 17. Spieltag Antworten auf fünf Thesen.

These: Die Bayern sind personell für die Rückrunde nicht gewappnet

Ja. Mit Thiago fällt der beste Bayernspieler der Hinrunde vorerst aus, eine genaue Prognose für seine Rückkehr gibt es noch nicht – was in München in den letzten Jahren nie etwas Gutes bedeutet hat. Mit Jerome Boateng verpasst der Abwehrchef zudem mindestens die Champions- League-Achtelfinalspiele gegen Arsenal. Und gleichzeitig ließ man mit Holger Badstuber einen gelernten Innenverteidiger ziehen, Hummels und Martinez sind die einzigen verbliebenen zentralen Abwehrspieler im Kader. Robben und Ribery bleiben verletzungsanfällig, den Alternativen fehlt es an Konstanz. Und sinnvolle Verstärkungen im Winter kann man bei der Marktsituation getrost vergessen. Unter solchen Vorzeichen reichte es schon vergangene Saison nicht und wird es auch diesmal nicht für die höchsten Ziele. Mit einer Änderung: Unter Ancelotti wird der Fokus viel stärker auf der Königsklasse liegen. Sollte dort nicht das unerwartet frühe Aus kommen, werden die Bayern spätestens im April voll, aber vergeblich auf den nächsten europäischen Titel schielen – auf Kosten der nationalen Wettbewerbe. Ich glaube, dass die Konkurrenz in der Bundesliga seit Jahren keine so gute Gelegenheit hatte, den Münchnern die Schale abzunehmen.


These: Thomas Tuchel führt den BVB noch in die Champions League

Ganz im Gegenteil. Ich habe stattdessen die arge Befürchtung, dass sich Thomas Tuchel in der Winterpause sein eigenes Grab beim BVB geschaufelt hat. Anstatt sich voll auf das Sportliche zu konzentrieren und die zahlreichen Baustellen im Dortmunder System zuzuschütten, zettelte er eine völlig überzogene und schädigende Kapitänsdiskussion rund um Marcel Schmelzer an, der sich das nicht bieten ließ und dem Trainer ÖFFENTLICH contra gab. Ein unerhörter Vorgang. Dass Schmelzer dann auch noch prominente Unterstützung von seinen Mitspielern – unter anderem Sven Bender – bekam, hilft Tuchels Standing nicht sonderlich. Das Mannschaftsgefüge scheint rissig und insbesondere die zahlreichen jungen Spieler beim BVB dürften mit dieser Situation überfordert sein. Unter diesen Vorzeichen ist die Champions League für die Borussia aus meiner Sicht nur ganz schwer zu erreichen – und der Trainer richtig angezählt.


These: Dieses Jahr erwischt es den HSV

Die folgende Aussage klingt auf Basis der Tabellensituation etwas schräg, aber aus meiner Sicht ist der HSV vom Abstieg so weit entfernt wie seit Jahren nicht mehr. Grund 1: Der Rest ist noch schlechter. Darmstadt 98 hat einen Abstiegsplatz ohnehin schon gebucht, Ingolstadt wird es trotz ordentlicher Ergebnisse unter dem neuen Trainer sehr schwer haben und, Achtung, auch Wolfsburg sehe ich in puncto Teamgefüge und Motivation deutlich hinter dem HSV. Damit sind die letzten drei Plätze schon gebucht. Grund 2: Es geht aufwärts beim HSV. Die Leistungen zum Ende der Hinrunde waren nicht nur kämpferisch, sonderlich bisweilen sogar spielerisch mal wieder überzeugend, mit Mergim Mavraj hat man einen echten Transfercoup gelandet und Trainer Markus Gisdol hat dem Team in relativ kurzer Zeit seine Idee vom Fußball eingeimpft. Das trägt Früchte. Der HSV wird die Saison im gesicherten Mittelfeld beenden.


These 4: Schalke und Leverkusen verpassen das internationale Geschäft

Ein klares Jein an dieser Stelle. Aus meiner Sicht ist die aktuelle Tabellensituation nur bei einem der beiden Teams eine Momentaufnahme – bei Schalke. Die Königsblauen stehen mit 18 Punkten nach der Hinrunde echt mäßig da, haben sich aber im Verlauf der Saison stabilisiert und werden dementsprechend bis Ende Mai deutlich mehr Punkte sammeln. Das Team von Markus Weinzierl scheint auf einem guten Weg – trotz durchwachsener Testspiel-Leistungen. Das nächste Jahr Europa ist für die Knappen auf jeden Fall in Reichweite.

Anders sehe ich das bei Leverkusen. Was die Werkself in der Bundesligasaison bisher ablieferte, war im schlechtesten Sinne des Wortes durchwachsen – dabei aber gefühlt genau das, was diese Mannschaft unter Trainer Roger Schmidt zu leisten im Stande ist. Leverkusen ist das Sinnbild von Inkonstanz, nicht in der Lage, kontrollierte, kraftschonende Siege einzufahren. Das ist mit dem Champions League-Programm nicht zu verkraften. Deswegen werden Calhanoglu und Co. sich erstmals seit langer, langer Zeit nicht fürs europäische Geschäft qualifizieren.


These 5: Der nächste Bundesliga-Trainer, der entlassen wird, ist…

…Roger Schmidt. Die Gründe dafür? Siehe These 4. Schmidt ist der Vater des Leverkusener Erfolgs der letzten Jahre, aber auch der Garant dafür, dass sich die Werkself kaum weiterentwickelt hat in den vergangenen Spielzeiten. Der Ganz-oder-gar-nicht-Fußball Marke Schmidt ist mittlerweile so weit entschlüsselt, dass sich ein Gutteil der Liga darauf einstellen kann. Und Leverkusens Trainer scheint entweder nicht gewillt oder nicht in der Lage dazu, diesen Fußball anzupassen. Sollte man in der Champions League gegen Atletico Madrid scheitern (wovon auszugehen ist) und auch in der Bundesliga weiter so vor sich hindümpeln (wovon ich ausgehe), dann findet die Ära Schmidt in Leverkusen ein jähes Ende. Außerdem: Alle anderen fraglichen Trainer wurden ja im Entlassungswahn der Hinrunde ohnehin schon gefeuert.