"Unterste Schublade": Deutscher Weltmeister am Pranger

"Unterste Schublade": Deutscher Weltmeister am Pranger
"Unterste Schublade": Deutscher Weltmeister am Pranger

Er ist frisch gebackener Weltmeister - und trotzdem geht nun die eigene Bundestrainerin auf ihn los.

Brigitte Bielig hat Einer-Weltmeister Oliver Zeidler scharf kritisiert, nachdem dieser zuvor zum wiederholten Mal einen Rundumschlag gegen den Verband abgefeuert hat. Hintergrund ist ein seit langem schwelender Konflikt, bei dem Zeidler immer wieder im Zentrum steht.

Trainerin kritisiert Oliver Zeidler: „Unterste Schublade“

Bei der für den DRV historisch schwachen WM in Racice/Tschechien holte der 26-Jährige mit Gold im Einer die einzige deutsche Medaille in den olympischen Bootsklassen.

Vorher hatte er den Deutschen Ruderverband (DRV) rund um die enttäuschende Heim-EM einen Monat zuvor wegen struktureller Mängel massiv kritisiert und im SID-Interview vor der WM in der vergangenen Woche betont, er habe seine Kritik auch „intern bereits mehrmals angesprochen“.

Bundestrainerin Bielig hat diesen Vorwurf nun zurückgewiesen. Sie habe „tatsächlich auch individuelle Gespräche geführt“, aber von strukturellen Problemen oder personellen Konsequenzen habe sie „aus seinem Mund nie etwas gehört“, sagte Bielig der Sächsischen Zeitung: „Ich muss schon sagen, das war unterste Schublade.“

Auch Zeidlers Schwester mit Bielig über Kreuz

Zeidler hat den Zustand des Verbands schon mehrfach öffentlich kritisiert, auch seine Schwester Marie-Sophie liegt mit dem DRV über Kreuz, auch mit Bielig persönlich. Ihre Teilnahme an der WM hat sie abgesagt, nachdem sie Bielig respektloses Verhalten bei der Aufarbeitung der Heim-EM vorwarf (“Es wurde teils beleidigend und persönlich“).

Bielig verteidigt nun sich und den Verband: „Wir haben einen neuen Vorstand, den Leistungssport in der Hauptverantwortung des Sportdirektors. Wir haben so viel neu angestoßen, dass das auch Zeit braucht, um wirksam zu werden, das sehen viele nicht.“ Als Schritt in die richtige Richtung bewertet Bielig auch das Hinzuziehen einer externen Beratungsagentur zur Problemlösung: „Es ist doch gut, wenn jemand von außen draufschaut. Ich bin überzeugt, so viel machen wir nicht falsch.“

Laut der Bundestrainerin, die seit Oktober 2021 im Amt ist, benötigt der Verband Zeit, um wieder den Anschluss an die Weltspitze herzustellen. Für die Sommerspiele in Paris 2024 sei das Ziel nicht, „dass wir das Ergebnis von Olympia groß verbessern können“, sagte Bielig: „Wenn wir die zwei Medaillen von Tokio 2021 wieder erreichen, hätten wir unser Ziel erreicht. Unser langfristiger Aufbau geht bis 2028.“

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Mit Sportinformationsdienst (SID)