Werbung

BVB-Leader Hummels: So viel Chef steckt wirklich in ihm

Es war der Inbegriff eines perfekten Team-Tores.

Julian Brandt passte vom rechten Flügel aus in den gegnerischen Strafraum zu Gio Reyna, der mit einem kurzen und gekonnten Kontakt auf den links freistehenden Erling Haaland weiterleitete. Der Norweger schob überlegt zum 1:0 ein und ebnete den Weg zur Vize-Meisterschaft.

Der Dortmunder Führungstreffer beim 2:0-Erfolg vorige Woche in Leipzig wurde allerdings eingeleitet durch einen Mann: Mats Hummels. Der 31-Jährige dribbelte, wenn auch etwas hölzern, in der eigenen Hälfte an drei Mann – Emil Forsberg, Kevin Kampl und Marcel Halstenberg – vorbei und legte letztlich entscheidend raus auf Brandt.

Auch den Siegtreffer durch Haaland leitete der Weltmeister von 2014 mit einem gewonnenen Kopfball-Duell ein.

Der CHECK24 Doppelpass mit BVB-Boss Hans-Joachim Watzke am Sonntag ab 11 Uhr im TV auf SPORT1

Titel-Ansage von Hummels

In Leipzig hat Hummels einmal mehr gezeigt, wie wichtig er für den BVB ist. Nicht nur als kompromissloser Zweikämpfer, sondern auch als Aufbauspieler und Taktgeber. Nach der Partie sendete der ehrgeizige Profi auch gleich eine Titelansage an Ex-Klub FC Bayern raus, wo er von 2016 bis 2019 spielte: "In der kommenden Saison wollen wir einen Platz nach oben rutschen. Der Titel muss immer das Ziel sein, wenn man so eine Mannschaft hat."

"Es ist gut, dass unsere Spieler ambitioniert sind und sich nicht mit dem Erreichten zufriedengeben. Die Klubführung hat natürlich immer die Aufgabe, das große Ganze realistisch zu betrachten. Wir müssen uns für das in der Bundesliga Erreichte in dieser Saison absolut nicht schämen", sagt Lizenzspielerchef Sebastian Kehl zu SPORT1.

Kann Hummels, der in der Kabine Missstände stets offen anspricht und maximale Konzentration und Professionalität von seinen Teamkollegen einfordert, die gestellten Ansprüche auch selbst halten? Und wie viel Chef steckt wirklich in ihm?

Jetzt Dopa(pp)-Fan werden und sich zu Watzke gesellen! HIER GEHT'S ZU IHREM PLATZ IM DOPPELPASS!

Rückholaktionen zum BVB - nicht immer klappte es

Unter großem Getöse wurde der Innenverteidiger vor der Saison für 30,5 Mio. Euro vom FC Bayern zurückgeholt. Hummels ist der vierte schwarzgelbe Meisterspieler, der wieder in den Pott zurückkam.

Nuri Sahin ging 2011 zu Real Madrid, dann zu Liverpool – und scheiterte. Shinji Kagawa ging 2012 zu Manchester United - und blieb auch hinter den Erwartungen zurück. Und 2013 wechselte bekanntlich Mario Götze nach München - und wird am Samstag nach vier schwierigen Jahren verabschiedet.

Mit Rückholaktionen hat der BVB also nicht gerade gute Erfahrungen – bei Hummels aber ist das anders. "Es gab nach der Rückholaktion von Mats einige Kritiker außerhalb des Klubs", sagt Kehl. "Er hat sich aber vom ersten Tag an voll integriert, die Herausforderung angenommen und sich auf Anhieb sehr wohlgefühlt. Durch seine konstant starken Leistungen, seine Persönlichkeit und Führungsstärke ist er ein absoluter Gewinn für diese Mannschaft."

Zahlen zeigen Hummels' Wert für Dortmund

Zahlen belegen das. In Zusammenarbeit mit dem Datendienstleister Opta hat sich SPORT1 die Werte von Hummels genauer angeschaut und sie mit denen der eigenen Defensiv-Kollegen und der Abwehrchefs der anderen Top-5-Klubs verglichen.

Kein BVB-Feldspieler stand so oft wie Hummels in der Startelf (30 Mal). Bei der Hälfte der 16 Rückrundenspiele bestand die Dortmund-Dreierkette aus Hummels, Manuel Akanji und Lukasz Piszczek.

In fast allen Bereichen ist Hummels der Beste. Seine Zweikampfquote liegt in dieser Saison bei starken 63 Prozent. Damit ist der frühere Nationalspieler Dortmunds Bester, gewann in dieser Saison 165 seiner 261 Duelle. Akanji (62) und Piszczek (55) sind etwas schwächer. In der Luft gewinnt der 1,91 Meter große Verteidiger 66 Prozent seiner Duelle - Akanji liegt bei 51 Prozent und Piszczek bei 57 Prozent.

Die SPORT1 News sind zurück! Alles aus der Welt des Sports ab Montag immer um 19.30 Uhr im TV auf SPORT1, auf SPORT1.de und in der SPORT1-App

Umstellung auf Dreierkette hilft Hummels

"Die Umstellung auf die Dreierkette ist auch ihm zu Gute gekommen", findet Kehl. "Er hilft der Mannschaft in diesem System aus der Mitte heraus, gibt ihr den nötigen Halt in der Defensive und ist zudem ein besonderes Element im Spielaufbau."

Im Schnitt führt Hummels pro Spiel 9,4 Zweikämpfe. Akanji liegt bei 6,1, Piszczek bei 7,1. Auch in den Werten Balleroberungen (8,1) und klärende Aktionen (3,6) pro 90 Minuten ist Hummels top. Zum Vergleich: Akanji (4,6 Balleroberungen/2,2 klärende Aktionen) und Piszczek (6,4/1,7) sind jeweils schlechter.

Einzig in puncto Passquote kann sich Hummels (87 Prozent) noch verbessern. Akanji (91) und Piszczek (88) liegen in diesem Bereich vorn.

Selbstkritisch nach kapitalen Fehlern

Hummels fing in der laufenden Bundesliga-Saison 57 Bälle ab und damit mehr als jeder seiner Mitspieler (im Schnitt zwei pro 90 Minuten). Und aus BVB-Sicht besonders wichtig: In der gesamten Bundesliga-Saison unterlief ihm kein einziger schwerer individueller Patzer, der zu einem Gegentor führte.

Eine große Stärke des 70-maligen Nationalspielers: Kapitale Fehler - wie beim 1:3 in der Champions League im November in Barcelona, als er vor dem 0:2 einen üblen Fehlpass spielte - gesteht er sich offen ein. "Mein Fehler hat das Spiel entschieden", sagte er damals: "Das war unnötiges Risiko und schlecht gespielt."

Schaffte es Hummels in den ersten Wochen noch nicht, herauszustechen und dem Team die nötige Stabilität zu geben, ist er mittlerweile längst die erhoffte Stütze.

Kehl rückblickend: "Mats hat sicherlich eine gewisse Eingewöhnungsphase benötigt. Das ist auch völlig normal. Er war aber ziemlich schnell die erhoffte Verstärkung für unser Team."

Nach der 0:2-Heimniederlage gegen Mainz war Hummels angefressen. Vor dem 0:1 ließ er sich von Danny Latza zu leicht überspielen und lief zu unentschlossen zurück. Das wurmte ihn: "Es hat bis 2.30 Uhr gedauert, bis ich mich beruhigt hatte und ins Bett gehen konnte", verriet er der WAZ.

Unter Abwehrchefs der König der Lüfte

Auch im Vergleich zur den anderen Abwehrchefs der Liga - Bayerns David Alaba, Leipzigs Dayot Upamecano, Leverkusens Sven Bender und Gladbachs Matthias Ginter - macht Hummels eine gute Figur.

Unter den ausgewählten Spielern fing nur Bender in der aktuellen Bundesliga-Saison mehr Bälle ab (2.2 pro 90 Minuten) als Hummels (2.1). Hinter Ginter (65%) hat Hummels (63%) die zweitbeste Zweikampfquote – in der Luft (66% Zweikampfquote) macht ihm niemand etwas vor.

In der laufenden Bundesliga-Saison sammelte nur Upamecano mehr Balleroberungen (239) als der BVB-Star (225).

Top ist Hummels in der vertikalen Spieleröffnung – er gab bereits drei Assists und damit mehr als alle anderen ausgewählten Abwehrspieler (alle je eine Vorlage).

Kehl abschließend: "Auch die Zahlen belegen, dass Mats über die ganze Saison hinweg sehr konstant gespielt hat. Er war nahezu nie verletzt, was auch ein Beleg dafür ist, dass er absolut professionell lebt und die richtige Einstellung mitbringt. Gemeinsam mit weiteren Führungsspielern im Team hat er immer dafür gesorgt, dass wir den Kurs nicht verlieren."