"Der BVB ist keine Trainerschmiede"

Was haben Enrico Maaßen, Daniel Farke und Edin Terzic gemeinsam? Richtig, jeder von ihnen hat im Laufe seiner Trainerkarriere bei Borussia Dortmund gearbeitet.

Maaßen (38) führte 2021 die zweite Mannschaft des BVB als Meister der Regionalliga West zum Aufstieg in die 3. Liga. In der zurückliegenden Spielzeit hielt er mit der Mannschaft als Tabellenneunter souverän die Klasse.

Dies blieb Stefan Reuter, Geschäftsführer des FC Augsburg, nicht verborgen und er verpflichtete Maaßen zur neuen Runde als Cheftrainer der Fuggerstädter. (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der Bundesliga)

Farke arbeitete von 2015 bis 2017 als Trainer beim BVB II. Danach übernahm er den englischen Traditionsverein Norwich City. Mit dem Verein gelang ihm 2019 und 2021 der Aufstieg in die Premier League. Ab 1. Juli ist der 45-Jährige der neue Chefcoach von Borussia Mönchengladbach.

Terzic jetzt Cheftrainer beim BVB

Der Dritte im Bunde ist Edin Terzic. Der 39-Jährige wird ab der kommenden Saison der neue Cheftrainer von Borussia Dortmund sein. Die Schwarz-Gelben, bei denen er seit 2010 im U-Bereich in verschiedenen Jahrgängen als Co-Trainer tätig war, sind sein Herzensverein.

Am 13. Dezember 2020 übernahm Terzić die Mannschaft nach der Freistellung von Lucien Favre und erhielt einen Vertrag als Interimstrainer bis zum Ende der Saison 2020/21. Dann kam Marco Rose.

Zur Saison 2021/22 hätte Terzić in den Trainerstab seines Nachfolgers rücken sollen. Er verlängerte jedoch seinen Vertrag bis zum 30. Juni 2025 und wurde auf eigenen Wunsch Technischer Direktor.

Werden diese drei Fußballlehrer nun die Bundesliga aufmischen?

Peter Neururer will davon nichts hören. „Das hat mit dem BVB gar nichts zu tun. Dass irgendwo neue, junge Trainer nachkommen, das hat es schon immer gegeben“, sagt der SPORT1-Experte. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Bundesliga)

Und weiter: „Je besser der Verein in der Tabelle oder in der Entwicklung dasteht, desto mehr Trainer werden auch aus den Nachwuchsleistungszentren produziert. Ob die drei Trainer jetzt die neuen Heilsbringer des Fußballs sind, muss man abwarten.“

BVB-Trainerschmiede? Neururer skeptisch

Neururer ist skeptisch, was die drei Fußballlehrer mit BVB-Vergangenheit angeht, die nun vor ihrem ersten Engagement als Cheftrainer in der Bundesliga stehen.

„Momentan wird ein Bohei darum gemacht, das ist mir zu viel, nur, weil diese drei vom BVB kommen“, meint der 67-Jährige und erinnert an frühere Zeiten.

„Damals hießen die Trainer Peter Neururer, Christoph Daum oder Helmut Schulte. Diese Trainer standen für Nachhaltigkeit. Ich befürchte aufgrund der Fluktuation bei den Trainern, dass die Nachhaltigkeit nicht so großartig sein wird.“

Und er ergänzt: „Der BVB ist keine Trainerschmiede“. Neururer schaut lieber auf Schalke 04, den Klub, bei dem er in der Spielzeit 1989/90 Trainer war. (ÜBERSICHT: Die fixen Transfers aller Bundesliga-Klubs)

Da gebe es mit Norbert Elgert seit Jahren „den erfolgreichsten Nachwuchsleiter in Deutschland, vielleicht sogar in Europa“.

Neururer lobt Elgert von Schalke 04

Für Neururer zählen hier keine Titel, sondern die Anzahl der Spieler, die der Trainer im Profibereich untergebracht hat. „Das zeichnet Elgert aus.“ Als Beispiele sind da Leroy Sane, Julian Draxler oder Thilo Kehrer zu nennen.

Terzic wurde 2021 zwar mit dem BVB Pokalsieger, für Neururer hat er es aber „noch nicht bewiesen“, dass er in Elgert-Manier junge Talente an den Profibereich heranführen kann.

„Er hat vor anderthalb Jahren eine Mannschaft übernommen, in die er vorher schon involviert war. Er hat da nur etwas zu Ende gebracht. Das war eine ganz andere Geschichte als jetzt“, betont Neururer. Nun sei Terzic von Anfang an in der Verantwortung.

Zu Maaßen und Farke will sich Neururer kein Urteil erlauben. „Ich habe Maaßen und Farke wahrgenommen, sicher ist es erfolgreich, mit dem BVB II in die 3. Liga aufzusteigen und dort die Klasse zu halten. Aber das hat nichts mit Profifußball zu tun.“

Neururer: „Etwas anderes als bei Norwich City“

Und Farke? Auch hier bremst Neururer die aufkommende Euphorie: „Farke hat überrascht. Jetzt folgt der erste Schritt in der Bundesliga. Das ist etwas anderes als bei Norwich City. Gladbach ist komplett anders.“

Generell traue er allen Trainern etwas zu, „die aus dem unteren Bereich in den oberen gekommen sind“.

Neururer nennt ein prominentes Beispiel aus der Vergangenheit: „Erich Ribbeck war mit 30 Jahren schon Cheftrainer in der Bundesliga bei Eintracht Frankfurt und in Kaiserslautern. Er hat nachhaltig eine Duftmarke gesetzt“, meint er.

Hinsichtlich der jungen Trainer in der Bundesliga fügt Neururer hinzu: „Ich habe die Befürchtung, dass diese Fluktuation bei den Trainern viel zu hoch ist.“

Alles zur Bundesliga bei SPORT1: