Die Gewinner und Verlierer des BVB-Trainingslagers

Mit zwei Testspiel-Siegen und 17:2-Toren ist der BVB aus Bad Ragaz abgereist. Einem 6:0-Erfolg gegen Altach folgte am Sonntag ein 11:2-Kantersieg gegen Austria Wien.

"Es war sehr schön hier in Bad Ragaz", fasste Lucien Favre das Trainingslager in der Schweiz zusammen. "Die jungen Spieler waren total frisch, alles war gut. Im Spiel gegen Austria gab es viele positive Sachen. Wir haben gut kombiniert und viele Tore geschossen – es freut mich, dass wir das können", sagte der Trainer.

SPORT1 war in den acht Tagen mit dem BVB in der Schweiz dabei und stellt die Gewinner und Verlierer der ersten Vorbereitungswochen vor.

Mit etlichen Teenies war der BVB nach Bad Ragaz gereist. Deshalb gab Favre zu, sich "ein wenig wie in der Schule" gefühlt zu haben. Aus dem Teenie-Ensemble stachen allen voran Giovanni Reyna, Jude Bellingham und Youssoufa Moukoko hervor, die immer wieder zeigten, was in ihnen steckt.

Vor allem Reyna glänzte. Der US-Amerikaner schoss gegen Altach und Wien insgesamt drei Tore, überzeugte mit großer Spielfreude und Übersicht. Favre, der ohnehin große Stücke auf den 17-Jährigen hält ("Er kann alles"), ließ ihn in Abwesenheit des verletzten Marco Reus (31) als Spielmacher ran. "Das ist meine Lieblings-Position, da habe ich am meisten gespielt in meiner Junioren-Karriere und da fühle ich mich auch am wohlsten", sagte Reyna.

Reyna erhofft sich mehr Einsätze

Der Mittelfeldspieler, der in seiner ersten Profi-Saison beim BVB 18 Pflichtspiele bestritt und dabei allerdings nur zweimal in der Startelf gestanden hat, darf sich berechtigterweise Hoffnungen auf mehr Einsätze machen. "Um ehrlich zu sein, hätte ich gerne noch öfter von Anfang an gespielt", befand Reyna. "Ich bin nie zufrieden. Ich habe meine Chancen bekommen und sie, glaube ich, auch genutzt. Jetzt gebe ich weiter Vollgas und will gerne noch öfter von Anfang an spielen."

Top-Talent Bellingham, der für rund 25 Millionen Euro von Birmingham City geholt wurde, machte gegen Wien sein erstes Tor im schwarz-gelben Trikot. Für seine erst 17 Jahre hat der Engländer bereits "eine sehr große Präsenz", wie auch Favre meint. Auffällig: In den Tests und in den internen Trainingsspielen forderte Bellingham lautstark den Ball, dirigierte und bestach durch eine enorme Ballsicherheit.

Die Nummer 22 des BVB blickt bereits ehrgeizig voraus: "Ich will 100 Prozent geben - in jedem Training und in jedem Spiel. Ich will so weitermachen und dem Coach die Möglichkeit geben, dass er mich auch einsetzt." Bestätigt er die Leistungen aus der Schweiz, dürfte sein erster Bundesliga-Einsatz nur eine Frage der Zeit sein.

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Favre plant (noch) ohne Moukoko

Der erst 15-jährige Moukoko integrierte sich in seinen ersten Wochen bei den BVB-Profis auf Anhieb, was nicht zuletzt sein selbstsicherer und lässiger Auftritt beim Einstandssingen zeigte. Im Training untermauerte der abschlussstarke Stürmer, dass ihm eine rosige Zukunft bevorsteht. Auch Favre lobte: "Er ist beidfüßig, sehr effizient und hat ein super Potenzial." In Favres Planungen kommt Moukoko zunächst allerdings noch nicht vor. Zur Erinnerung: Das Wunderkind wäre erst ab dem 20. November (da wird es 16) spielberechtigt. (Spielplan der Bundesliga)

Eine überzeugende Vorbereitung legt bislang auch Raphael Guerreiro hin. Der Portugiese, der in der abgelaufenen Saison als Schienenspieler auf der linken Seite im System mit Dreierkette überzeugte (29 Ligaspiele, 8 Tore, 3 Assists), stellte in der Schweiz seine Vielseitigkeit unter Beweis. Er zeigte, dass er zum einen hinten links in der Viererkette spielen, aber auch im Mittelfeld-Zentrum glänzen kann.

Im Test gegen Wien trumpfte Guerreiro nämlich in den Halbräumen vor dem alleinigen Sechser Axel Witsel auf und nahm das Offensivspiel zusammen mit Reyna in die Hand. Der 26 Jahre alte Mittelfeldspieler sagt: "Ich möchte den jungen Spielern in der Mannschaft helfen und auch Verantwortung übernehmen."

Hummels schwärmt von Sancho

Auch die Mannschaft als solche kann als Gewinner hervorgehoben werden. Seit voriger Woche ist nämlich klar, dass Jadon Sancho mindestens für eine weitere Saison in Dortmund bleiben wird. Das Team profitiert enorm von den großen Qualitäten des Engländers, der in der vergangenen Bundesliga-Saison 17 Tore und 17 Assists gemacht hat. Die Mitspieler schwärmten allesamt.

"Er ist ein herausragender Spieler, der in vielen Spielen den Unterschied macht", sagte etwa Mats Hummels. "Er hat unbegrenztes Potenzial. Wenn er das ein Jahr oder sogar länger bei uns zeigen möchte, dann bin ich sehr glücklich darüber."

Als Verlierer der bisherigen BVB-Vorbereitung gehen Dan-Axel Zagadou und Nico Schulz raus. Zagadou erlitt einen erneuten Rückschlag. Der Innenverteidiger war gerade erst von einem Außenbandriss zurückgekehrt und verletzte sich wieder am Knie. Zwischen "zehn und 15 Tage" soll der 21-Jährige laut Favre vorerst "gar nichts machen".

Schulz wollte die Zeit in Bad Ragaz und auch die kommenden Wochen eigentlich dazu nutzen, nach einer verkorksten ersten BVB-Saison mit nur elf Liga-Einsätze wieder auf sich aufmerksam zu machen. Der 27 Jahre alte Linksverteidiger, der im vergangenen Sommer für 25 Millionen Euro aus Hoffenheim geholt wurde, wirkte in den beiden Testspielen wie ein Fremdkörper. Auf ihn wartet noch viel Arbeit.