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Calmund: "Die 4 Gründe für den Schalker Erfolg"

Platz drei nach sieben Spieltagen – normalerweise misst man solch einer Platzierung zu diesem Zeitpunkt noch keine allzu große Bedeutung zu. Im Falle des FC Schalke mache ich da mal eine Ausnahme. Denn weder ich noch die vielen Fans der „Knappen“ haben damit gerechnet, dass der FC Schalke von Anfang an so weit vorne mitmischen wird. Eine miese Vorsaison, ein neuer Trainer, Hickhack um neue und alte Spieler, der Verkauf von Julian Draxler – es kam knüppeldick für diesen Traditionsverein. Und siehe da: Nach dem 1:0-Erfolg beim Hamburger SV sieht die Welt plötzlich ganz anders aus und ein Blick auf den Liga-Terminkalender gibt durchaus Anlass zu verhaltenem Optimismus: zwei Heimspiele gegen Köln und Hertha BSC, dazu die Auswärtsaufgabe in Mönchengladbach bevor mit dem FC Ingolstadt ein Aufsteiger in die Arena auf Schalke kommt. Das sind lösbare Aufgaben vor dem Spiel aller Spiele. Am 8. November findet das Revierderby statt.

Es sind vier Säulen, auf denen das Hoch der Schalker basiert: 

1. Der Trainer
André Breitenreiter konnte auf Schalke nach der bleiernen Zeit unter Roberto Di Matteo dank seiner offenen Art ähnliche Euphorie entfachen wie Thomas Tuchel in Dortmund. André Breitenreiter, dem ich schon als jungem Trainer eine erfolgreiche Karriere prophezeit habe, verstand es, sich vom ersten Tag in Szene zu setzen – kompetent, leidenschaftlich, mutig. Teamgeist ist für den jungen Schalker Coach kein Schlagwort. Er lebt es seinem Team vor und verlangt von jedem Profi, dass er es konsequent und mit Herz tagtäglich praktiziert. Ganz nach dem Motto: Nicht quatschen - machen. Breitenreiter kritisierte, was zu kritisieren war. Er geht nie den einfachen Weg, auch die Vereinsführung bekam ihr Fett weg, als plötzlich Julian Draxler verkauft und kein Ersatz für diesen Hoffnungsträger geholt wurde.

2. Junge Talente
Die nächste Säule ist die wichtigste und stärkste in meinen Augen: Der FC Schalke verfügt über eine ganze Garde junger Spieler mit riesengroßem Potenzial. Geis, Goretzka, Meyer, Matip und natürlich Sané – sind die aktuellen Gesichter der bärenstarken Schalker Nachwuchstruppe. Das ist ein großes Potenzial von Profis, die den Höhepunkt ihrer Karriere noch vor sich haben. Torhüter Fährmann, Kapitän Höwedes, Nastasic, Neustädter, Kolasinac, Aogo, Choupo-Moting, Höger, sowie die hoffnungsvollen Neuzugänge Junior Caicara. Franco di Santo sind die Generation der Mittzwanziger, die bereits Erfahrung mitbringen. Dazu kommen ältere Profis wie Huntelaar oder Riether, die ihre Klasse eindrucksvoll nachgewiesen haben.

Leroy Sané (l.) schoss Schalke in Hamburg zum 0:1-Sieg. (Foto: Heimken)
Leroy Sané (l.) schoss Schalke in Hamburg zum 0:1-Sieg. (Foto: Heimken)


3. Krisenmanagement
In der öffentlichen Wahrnehmung sind es Aufsichtsratsboss Clemens

Tönnies und Sportchef Horst Heldt, die den Verein nach außen vertreten. Natürlich spielen in diesem großen Klub noch vielmehr Menschen eine wichtige Rolle, etwa Geschäftsführer Peter Peters, auch DFB und DFL Vize-Präsident, er ist seit Jahren für die Finanzen verantwortlich. Doch das Duo Tönnies/Heldt steht im Scheinwerferlicht und nur wenige Bosse haben in der vergangenen Saison so viel vor die Nuss bekommen wie die beiden. Ich bin der Meinung, diese Phase haben sie hervorragend gemeistert. Vom mächtigen Schalke-Zampano Clemens Tönnies war viel Selbstkritik zu hören und auch Manager Horst Held akzeptierte Schuldzuweisungen und Forderungen für die Zukunft. So kann man eine Krise meistern.

4. Der Fan-Support
Als Schalke in der vergangenen Saison ein katastrophales Spiel gegen den SC Paderborn ablieferte und dies auch noch gewann, standen die Anhänger auf den Barrikaden. Diesen Rumpelfußball wollten sie nicht mehr sehen. Schlechte Leistungen werden auf Schalke seit jeher akzeptiert, wenn d
er Einsatz stimmt. Der stimmte damals nicht mehr. Dennoch hielten die Fans der Mannschaft die Stange, artikulierten aber auch klar ihre Meinung. Mittlerweile ist wieder alles im Lot. Mich freut es für die Schalker Jungs und Mädchen, dass sie wieder öfter jubeln dürfen.

Unter André Breitenreiter macht das Team im Schnitt 2,28 Punkte pro Spiel. (Foto: Heimken)
Unter André Breitenreiter macht das Team im Schnitt 2,28 Punkte pro Spiel. (Foto: Heimken)

Breitenreiter lässt geilen Fußball spielen
Dass es so ist, dafür sorgt eine fußballerische Renaissance, die André Breitenreiter h
erbeigeführt hat. Er lässt einfach geilen Fußball spielen und tilgt so die Zeit des langweiligen Defensiv-Geschiebes unter Di Matteo aus den Köpfen der Fans. Die haben Spaß an der Neuauflage des historischen Schalker Kreisels: statt ewigem Herumgeschiebe nach hinten wird der Ball konsequent nach vorne getragen. Lauf- und kampfstark wird nach Ballgewinn sofort umgeschaltet, das A und O sind die Abschlüsse.

Die Ergebnisse, die den positiven Trend mit Zahlen untermauern, sorgen bei allen Beteiligten für Selbstvertrauen und starke Muskeln. André Breitenreiter hadert zwar, was die Kaderstärke betrifft, doch wenn man sich in Hamburg die Einwechslungen von Sané, Höjbjerg, Höwedes und zusätzlich die Bankspieler Kolasinac, Riether und Huntelaar ansieht, kann man die Bedenken des Schalker Trainers nicht hundertprozentig teilen. Zumal mit den verletzten Uchida und Nastasic noch zwei weitere erfahrene Spieler auf ein Comeback hoffen. Die Abgänge starker und erfahrener Spieler wie Jefferson Farfan, Julian Draxler, Kyriakos Papadopoulos oder Tranquillo Barnetta werden momentan sehr gut kompensiert.

Mein Fazit: 
Alles schön und gut – a
ber: Man muss die Kirche im Dorf lassen. Der Vorteil, viele junge Spieler im Team zu haben, birgt auch immer die Gefahr, dass diese mit Formschwankungen zu kämpfen haben. Kontinuität ist in diesem Alter mehr als selten, hier sind vor allen Dingen die Fans gefragt, diese Spieler und die Mannschaft als 12. Mann zu unterstützen. Das Spiel am vergangenen Samstag in Hamburg habe ich mit großem Interessen verfolgt. Was mir auffiel: Das 1:0 durch Leroy Sané war nicht nur eine Augenweide, sondern von der Entstehung bis zur Vollstreckung ein Paradebeispiel für tollen Fußball. Die Aktion und der Pass von Goretzka war Weltklasse, der Abschluss von Sané – das ging runter wie….Sahne!

Als die Arbeit getan war, dokumentierten die Schalker auf dem Rasen genau den Teamgeist, den man braucht, um ein Spitzenteam zu werden. André Breitenreiter hatte auf Klaas-Jan Huntelaar verzichtet, den absoluten Top-Star seines Teams. Auch Riether saß draußen. Doch exakt diese beiden waren es, die beim Trainer jubelnd im Arm liegen, als die Mannschaft mit den Fans vor der Tribüne feierte. Das waren in meinen Augen ganz tolle und für die Mannschaft wichtige Szenen für den FC Schalke.