Calmund exklusiv: Effenberg kann Trainer!

Reiner Calmund schreibt exklusiv als Kolumnist für Yahoo Sport Deutschland!

Fast wäre der SC Paderborn schon in der Versenkung verschwunden, so tief ist der letztjährige Bundesligaabsteiger in der 2. Liga gefallen. Seit Montagabend ist er wie Phönix aus der Asche wieder zurück im Bewusstsein der deutschen Fußball-Öffentlichkeit – dank einer Verpflichtung, die auch für mich – der schon jede Menge erlebt hat – einer Sensation gleich kommt.

Hut ab vor den Machern des SC Paderborn. Was Michael Born und Wilfried Finke da hingekriegt haben, das macht ihnen so schnell keiner nach. Stefan Effenberg, einer der Glamourstars des deutschen Fußballs, wird Trainer in der ostwestfälischen Provinz – ich verneige mich vor dieser Idee und vor allem dafür, dass sie so schnell umgesetzt wurde. Wer jetzt rumkrakeelt, der „Tiger“ würde nicht zwischen all die Lämmer dort passen, dem sage ich: Fußballverstand passt überall hin. Dass Effenberg den hat und noch einiges mehr, was einen guten Trainer ausmacht, darüber brauchen wir nicht zu diskutieren.

Er war schon als Spieler ein Anführer. Nie bequem, manchmal unberechenbar, aber lernfähig und vor allem erfolgreich. Die Dummheiten aus seinen Anfangsjahren stellte er ab, hätte er da nicht durchgeblickt, wäre seine Karriere nicht so verlaufen. Je älter er wurde, desto mehr wuchs sein Einfluss auf dem Spielfeld. Als die Bayern 2001 die Champions League gegen den FC Valencia gewannen, da hatten sie zwei Trainer: Ottmar Hitzfeld an der Linie und Stefan Effenberg auf dem Rasen. "Effe" übernahm die Verantwortung, setzte die Maßgaben Hitzfelds um, fungierte im wahrsten Sinne des Wortes als verlängerter Arm des Trainers. Unvergessen bleibt, wie er im Viertelfinale in „Old Trafford“ Roy Keane an der Mittellinie umgrätschte und das Manchester-Idol anschließend an der Torauslinie wegstieß. Damit setzte er ein deutliches Zeichen: „Ich bin der Herr im Haus!“

Effenberg hat richtig viel Ahnung
Es lief nicht alles rund im Leben des „Tiger“. Seine Frau Claudia kenne ich übrigens aus vielen gemeinsamen Drehs bei Kochshows sehr gut, deshalb weiß ich, dass aber auch längst nicht alles so schlimm war, wie es der eine oder andere Regenbogenfeuilletonist dann geschrieben hat. In dem Bereich gilt für mich: „Wer ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein. Oder halte die Klappe!“

Eines steht für mich fest. Und das konnte Stefan Effenberg in vielen Auftritten als Sky-Experte belegen: Er hat richtig viel Ahnung vom Fußball, was er sagte, konnte ich fast immer nachvollziehen. Das war die klare Kante, die direkte Ansprache. Kein langes Hin und Her – in Westfalen kommt er damit gut an. Da bin ich sicher.

Hitzfeld ist begeistert, ich bin es auch!
Effenberg und Paderborn – das klingt zunächst nicht nach Traumehe. Doch ich bin sicher, dass der Trainer Effenberg wenig zu tun hat mit alle dem, was sich viele erhoffen. Sprüche, Ausraster, Entgleisungen? Fehlanzeige! Dazu ist Stefan viel zu schlau. Und man darf nicht vergessen, welche Lehrmeister er mit Heynckes, Hitzfeld oder Trapattoni hatte. Trainer-Ikone Ottmar Hitzfeld traut dem "Tiger" eine herausragende Rolle als Coach zu. "Ich bin absolut begeistert und total überzeugt, dass Stefan Effenberg auch als Trainer eine erfolgreiche  Karriere machen wird. Sein großes Selbstbewusstsein kann er auf die Spieler übertragen. Paderborn braucht jetzt einen Trainer, der vorangeht und den Kopf in den Wind streckt. Effenberg ist ein Antreiber und eine Führungspersönlichkeit!"

Ob der SC Paderborn für ihn ein ähnlich gutes Sprungbrett sein wird wie für Roger Schmidt, André Breitenreiter oder André Schubert, sei mal dahingestellt. Darum sollte es allerdings auch nicht gehen. Den Bundesligaabsteiger aus dem Keller der 2. Liga zu holen – das ist die Aufgabe des neuen Trainers. Er muss sich etwas einfallen lassen. Und ich bin sicher, das hat er drauf! Ich gratuliere Stefan Effenberg jedenfalls für seinen Mut - dieses Himmelfahrt-Kommando zu übernehmen - und wünsche im viel Glück und Erfolg dabei.