Cavendish verpasst Denkwürdiges - Pogacar historisch

Cavendish verpasst Denkwürdiges - Pogacar historisch

Tadej Pogacar erfüllte im Gelben Trikot sogar Autogrammwünsche der Kollegen, Mark Cavendish ärgerte sich über den verpassten alleinigen Etappenrekord, André Greipel beendete seine Tour-Karriere am Ort seiner beiden größten Erfolge: Mit einem historischen Gesamtsieg und viel Emotionen ist die 108. Tour de France am Sonntag spektakulär zu Ende gegangen.

Bevor Pogacar als jüngster Zweifach-Champion der Tour-Geschichte auf dem Podium in der Pariser Abendsonne alle überstrahlte, rasten die Sprinter ein letztes Mal ins Rampenlicht. Dabei verpasste Cavendish Denkwürdiges.

Der Brite vom Team Deceuninck-Quick Step wurde hinter den Belgiern Wout Van Aert (Jumbo-Visma) und Jasper Philipsen (Alpecin-Fenix) Dritter. Mit einem Sieg wäre "Cav" zum alleinigen Rekord-Etappensieger aufgestiegen. Den Bestwert teilt er sich nun weiter mit Belgiens Rad-Ikone Eddy Merckx (beide 34 Siege).

Cavendish ging durch "dunkle Tage"

Eigentlich schien Cavendishs Zeit als Radprofi abgelaufen zu sein, die Karriere still zu Ende zu gehen. Eine Infektion mit dem Epstein-Barr-Virus schwächte vor vier Jahren seinen Körper. Depressionen quälten seinen Geist.

Die Diagnose wurde im August 2018 gestellt. Kein Massensprint forderte ihn je so sehr wie der Kampf gegen die inneren Dämonen. "Es waren dunkle Tage", sagte Cavendish später: "Ich habe sie hinter mir gelassen."

Eine Rückkehr zur Tour war lange praktisch ausgeschlossen. 2019 und 2020 war Cavendish jeweils ohne Sieg geblieben. Dann kam der Anruf von Patrick Lefevere. Der mächtige Patron der belgischen Star-Equipe Deceuninck-Quick Step gab seinem einstigen Schützling zur Saison 2021 eine zweite Chance.

Cavendish startete wieder durch. Er verdrängte den Iren Sam Bennett aus dem Tour-Kader - und zahlte das Vertrauen bei der Großen Schleife eindrucksvoll zurück.

Der 39-jährige Greipel (Israel Start-up Nation) beendete seine Tour-Laufbahn mit einem starken fünften Platz.

Pogacar beendet Tour als Gesamtsieger

Pogacar rollte dahinter locker und als verdienter Gesamtsieger über die Ziellinie. Der Jungstar des Teams UAE Emirates attackierte in den Alpen, überwand eine minimale Schwäche am Mont Ventoux und ließ in der Hitze der Pyrenäen nichts mehr anbrennen. Zudem blieb Pogacar - anders als seine im Vorfeld hoch gehandelten Rivalen Geraint Thomas und Primoz Roglic - von schweren Stürzen verschont.

"Es ist unglaublich. Ich habe mir das nicht erträumt. Ich genieße den Moment", sagte Pogacar vor seiner "Tour d'Honneur" in Frankreichs Hauptstadt. Das Maillot jaune wurde dabei traditionell nicht mehr attackiert.

Pogacar posierte erst mit seinen Teamkollegen für die Kameras, dann fuhr er an der Seite der weiteren slowenischen Fahrer. Dabei hielten Pogacar sowie der zweimalige Etappensieger Matej Mohoric die Startnummer "11" des in den Alpen ausgestiegenen Roglic in die Höhe.

Pogacar feiert mit Pommes und Burger

Im vorentscheidenden Einzelzeitfahren am Samstag war Pogacars Gesamtsieg nicht mehr in Gefahr geraten. Dem Radsport-Wunderkind genügte auf den 30,8 km nach Saint-Emilion eine Fahrt ohne volles Risiko. Pogacar wurde beim Tageserfolg von Allrounder Van Aert, der auch die Bergetappe am Mont Ventoux gewonnen hatte, Achter und verteidigte seinen Vorsprung damit ohne Mühe.

Den Erfolg kostete Pogacar nach drei Wochen strenger Tour-Diät mit einer Portion Fastfood aus. In einem Schnellrestaurant orderte er zahlreiche Pommes, Burger und Getränke. Pogacar teilte sich einen Tisch mit seiner Freundin Urska Zigart, die in Paris auch seinen Auftritt auf dem Podium verfolgte, das der junge Däne Vingegaard (Jumbo-Visma/+5:20) und Richard Carapaz (Ineos/+7:03) aus Ecuador komplettierten.

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Den Gang auf das Podest hatte sich auch Cavendish mit seinem zweiten Gewinn des Grünen Trikots verdient. Dass er am Sonntag am alleinigen Etappenrekord vorbeiraste, änderte nichts an einer für ihn erfolgreichen Großen Schleife. Cavendish kam auf insgesamt vier Etappensiege.

Greipel beendet Karriere

Am Sonntag geschah auf den letzten der insgesamt 3414,4 Tour-Kilometer zunächst wenig. Als die verbliebenen 147 Fahrer Paris erreichten, war das Rennen um den Sprintsieg eröffnet. Auf dem abschließenden Rundkurs parierten die Sprinterteams zunächst vereinzelte Ausreißerversuche, ehe es zum erwarteten Massensprint kam.

Dort mischte auch Greipel noch einmal mit. Mit insgesamt elf Etappensiegen seit 2011 ist Greipel der zweiterfolgreichste Deutsche. Ein weiterer wird nicht hinzukommen. Der 39-Jährige, der 2015 und 2016 auf dem Pariser Prachtboulevard triumphiert hatte, beendet am Saisonende seine Karriere.

"Ich habe immer gesagt, wenn ich 40 bin, möchte ich nicht mehr auf dem Rad sitzen", erklärte Greipel seinen Schritt, den er schon vor Monaten gefasst, und schließlich einen Tag vor dem Ende der Tour de France öffentlich gemacht hatte.

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Mit Sport-Informations-Dienst (SID)