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Chadwick Bosemans Tod löst Diskussion über Body-Shaming aus

Chadwick Boseman bei der Verleihung der Oscars im vergangenen Jahr. (Bild: REUTERS/Mario Anzuoni)
Chadwick Boseman bei der Verleihung der Oscars im vergangenen Jahr. (Bild: REUTERS/Mario Anzuoni)

Der Tod von Chadwick Boseman schockierte die ganze Welt. Nun wird das Online-Mobbing gegen den Hollywood-Star in den letzten Monaten in einem neuen Licht betrachtet.

Am Wochenende wurde die Filmwelt von der traurigen Nachricht überrascht, dass “Black Panther”-Darsteller Chadwick Boseman mit nur 43 Jahren an Krebs verstorben war. Bereits seit 2016 wusste der US-Amerikaner von seiner Darmkrebserkrankung. Trotz Operationen und Chemotherapie hielt es ihn nicht davon ab, erfolgreiche Filme zu drehen. Weltweit bekannt und zur Ikone wurde er mit der Rolle von T’Challa als erster schwarzer Kino-Superheld. Von seiner schweren Krankheit erzählte er nur engsten Vertrauten.

Virtuelle Anteilnahme: Chadwick Bosemans Todesmeldung bricht Twitter-Rekord

Zahlreiche Freunde und Wegbegleiter hatten ihrer Trauer über den Verlust Ausdruck auf den sozialen Medien verliehen. Es war Hollywood-Kollegin Halle Berry, die in einem Nebensatz auf den Umgang der User mit Bosemans körperlichen Veränderungen eingegangen war. Die Oscar-Gewinnerin schrieb: “Ihr könnt nie wirklich wissen, was die Menschen um Euch herum durchmachen - behandelt sie mit Freundlichkeit und schätzt jede Minute, die Ihr zusammen habt.” Nicht nur deswegen ist infolge von Bosemans Tod eine Online-Debatte über das Bodyshaming in sozialen Medien entfacht worden.

Ende des vergangenen Jahres war es Fans aufgefallen, dass Boseman schmaler aussah. Besonders nach einem Video, das er selbst auf seinem Instagram-Account gepostet hatte, gab es unzählige Reaktionen voller Häme und Verachtung für den damals schon Schwerkranken. Nach kurzer Zeit nahm er das Video wieder von seinem Account.

Nach dem Bekanntwerden seines Todes blickten nun viele Menschen auf die Memes und die Kommentare zu seinem Aussehen zurück. “Er war damals so dünn und die Leute waren so gemein zu ihm wegen des Videos”, schrieb Journalistin CiCi Adams.

Anfang des Jahres hagelte es Kommentare wie: “Was ist mit deinem Körper passiert, Bro?” Manche argwöhnten sogar, Boseman würde Drogen nehmen. Ein User erinnerte sich: “Das Schlimmste (...) ist, dass sich Leute über ihn lustig machten und sagten, er wäre auf Crack, als er so dünn und kränklich aussah.”

Zwar zeigten sich auch viele Fans damals schon besorgt über die Gesundheit des Schauspielers, doch die Spötter waren in der Überzahl. Das Beispiel Bosemans zeigt, wie schnell in den Sozialen Medien ein Trend zum Body-Shaming entstehen kann. Das gilt nicht nur für Hollywood-Stars. Oft wird auch bei privaten Accounts die körperliche Erscheinung von Menschen herabwürdigend bewertet, meist, ohne den Hintergrund der Person auch nur annähernd zu kennen. Der psychische Schaden solchen Bodyshamings ist bei den Betroffenen immens. Viele User bezogen in ihren Kommentaren auch ganz allgemein auf das Kommentieren von Gewicht, auch ohne böse Absichten. Auf Facebook schrieb eine Userin: “Ich schreibe dies als Erinnerung daran, bitte die Körper von Menschen nicht zu kommentieren, insbesondere deren Gewicht.” Abgesehen davon, dass man nie wissen könne, was sie durchmachen, gehe es auch “einfach niemanden etwas an”.

Die Rolle der Medien

Der Schock über den Tod des “Black Panthers” könnte nun den wichtigen Anstoß zu einer Diskussion über den Umgang mit Körperlichkeit im Internet geben. Nach dem frühen Tod der Sängerin Amy Winehouse hatte es bereits eine ähnliche Debatte darüber gegeben, wie die Öffentlichkeit mit einem prominenten kranken Menschen umgeht. Damals war es vornehmlich die Boulevard-Presse gewesen, die sich über den gesundheitlichen Niedergang der Sängerin ausließ und lustig machte. Auch Bosemans körperliche Erscheinung wurde in den Medien immer wieder thematisiert. Klatschmagazine stellten Fotos von ihm auf ihre Titelseiten, spekulierten über sein Aussehen oder “bedauerten” den Verlust des durchtrainierten Superhelden-Körpers. Nach möglichen gesundheitlichen Hintergründen fragte niemand.

Fan-Forderung: Der Black Panther soll nicht neu besetzt werden

In einem Interview mit der Huffington Post war Boseman bereits 2017 nach seinem rapiden Gewichtsverlust und Muskelaufbau für “Black Panther” gefragt worden. Er habe erschöpft gewirkt, beschrieb der Journalist und sagte: “Sie sehen aus, wie durch die Mangel gedreht.” Boseman antwortete damals: “Oh, wenn Sie wüssten. Sie haben ja keine Ahnung. Eines Tages werde ich diese Geschichte erzählen.” Was er damit meinte, wurde vielen nun erst nach seinem Tod bewusst. Die klare Botschaft an alle Kommentatoren auf sozialen Medien lautet: Nicht über den Körper und die Gesundheit anderer Menschen spekulieren. Man kann die persönliche Geschichte dahinter nicht an ein paar Instagram-Bildern erkennen.

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