Chaos nach Staudamm-Explosion - Selenskyj spricht von "Umweltbombe"

Nach dem Kollaps des Kachowka-Staudamms im Fluss Dnjepr und der schweren Beschädigung des angrenzenden Kraftwerkes in der Südukraine laufen die Massenevakuierungen in den Überschwemmungsgebieten auf Hochtouren.

Russland und die Ukraine beschuldigen sich gegenseitig, das Chaos durch eine gezielte Explosion oder Bombardierung ausgelöst zu haben. Die Folgen für Mensch und Natur sind katatstrophal, aber in ihrem ganzen Ausmaß noch nicht komplett absehbar.

"Umweltbombe der Massenvernichtung"

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj erhob schwere Vorwürfe in Richtung Moskau, ohne Beweise vorzulegen "Die ganze Welt wird von diesem russischen Kriegsverbrechen, dem Verbrechen des Umweltmordes, erfahren. Die vorsätzliche Zerstörung des Staudamms und anderer Kraftwerksanlagen durch die russischen Besatzer ist eine Umweltbombe der Massenvernichtung. Um ihrer eigenen Sicherheit willen sollte die Welt jetzt zeigen, dass Russland mit einem solchen Terror nicht davonkommt."

Die Ruinen des Staudamms und des Wasserkraftwerks liegen in einem Gebiet, dass seit über einem Jahr von russischen Truppen kontrolliert wird. Der Flusslauf entspricht ungefähr der Frontlinie.

Auf beiden Seiten des Dnjepr bemühen sich ukrainische wie russische Einsatzkräfte, Menschen aus dem Gefahrengebiet zu bringen. Bislag konnten aber lediglich wenige Tausend Menschen in Sicherheit gebracht werden.

Der Ukrainer Ivan watete in der Region Cherson mit Habseligkeiten seiner Mutter durch das Hochwasser in seinem Ort. Er schimpfte: "Ich laufe in Shorts und T-Shirt, dank unserer Brüder, verdammt noch mal. Sie sind einfach verrückte Tiere. Entschuldigung für den Ausdruck. Meine Mutter ist verdammte 80 Jahre alt und ich muss ihre letzte Unterwäsche und Bettbezüge tragen. B****, ich möchte sie alle in diese Bettbezüge einwickeln."

Landminen im Wasser

Mehrere Dutzend Ortschaften werden von den Fluten bedroht oder stehen bereits unter Wasser. Medienberichten zufolge kam es bereits zu mehreren Explosionen fortgeschwemmter Landminen. Die größte Gefahr, darin sind sich Expertinnen und Experten einig, besteht durch schwerwiegende Umweltschäden.

Ganze Landstriche sowie das Trink- und Nutzwasser könnten kontaminiert werden, und nach dem Abfluss der Wassermassen droht den betroffenen Gebieten eine Versteppung, die Landwirtschaft auf lange Sicht unmöglich machen könnte.