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Chiesa zu Bayern? "Das Geld ist gerechtfertigt“

Chiesa zu Bayern? "Das Geld ist gerechtfertigt“

Den EM-Triumph Italiens durch den dramatischen Sieg im Elfmeterschießen gegen England in London feierten nicht nur die Fans auf dem Apennin. Auch in Deutschland freuten sich viele mit dem Team von Trainer Roberto Mancini. Es gab für die Italiener neue Pluspunkte auf der Beliebtheits-Skala. 2006 bei der Weltmeisterschaft in Deutschland oder 2012 bei der Europameisterschaft in Polen und der Ukraine war das noch anders. Damals war Italien fast als Feindbild wahrgenommen worden.

"Ich bin sehr glücklich für das italienische Team und für alle Italiener. Wir sind dem Pokal schon zu lange hinterher gerannt", sagte Cristian Zaccardo zu SPORT1.

Der 39-Jährige trug von 2004 bis 2007 insgesamt 18 Mal das Nationaltrikot und gehörte zum Kader der Italiener bei der Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland, als sie sich den Titel holten. Zudem wurde er 2009 mit dem VfL Wolfsburg Deutscher Meister. Vor zwei Jahren beendete Zaccardo seine Profikarriere, nachdem er zum Schluss in San Marino bei Tre Fiori gespielt hatte.

Deutlich mehr Sympathie-Werte

Nicht nur von den Sympathie-Werten habe das italienische Team deutlich zugelegt, findet der Ex-Profi. Auch rein sportlich habe ein Prozess stattgefunden. "Mancinis Italien hat sich im Vergleich zu früher verändert, er hat uns ein offensiveres Spiel mit mehr Ballbesitz gegeben. Wir versuchen, das Spiel zu machen und in der gegnerischen Hälfte zu spielen. Bis jetzt hat Mancini ein Meisterwerk vollbracht", schwärmt Zaccardo geradezu.

"Fußball ist schön, weil alles passieren kann. Wir haben deutliche Sympathiepunkte gesammelt“, erklärt er die neue Squadra Azzurra. "Vor ein paar Jahren haben wir uns nicht für die Weltmeisterschaft qualifiziert und heute haben wir die Europameisterschaft gewonnen. In kurzer Zeit von einer sportlichen Katastrophe zu einem großen Sieg, der für Italien eine weitere Seite in der Fußballgeschichte aufschlägt."

Die Gründe für das neue beliebte Italien

Sind Mancinis Betonung des Kollektivs und die neue Freude am Offensivspiel die Gründe für die neue Beliebtheit Italiens?

"Ja", ist Zaccardo sicher. "Das Team ist sehr gewachsen, vielleicht gibt es Mannschaften mit mehr Qualität als wir, aber Mancini hat eine solide Einheit geschaffen, die weiß, wie man Fußball spielt. Da wirst Du dann automatisch beliebter. Auch bei Fans von anderen Nationen."

Für viele Fans war der wohl beliebteste Spieler bei dieser EM Italiens Kapitän Giorgio Chiellini. Wie der 36-Jährige Spaniens Spielführer Jordi Alba bei der Seitenwahl vor dem Elfmeterschießen im Halbfinale entspannt und kumpelhaft anging, kam bei den Fans in Europa besonders gut an.

Chiellini mit Humor

Beim Münzwurf hatte es Unklarheiten beim Spanier darüber gegeben, welche Seite gewonnen hat. Chiellini war sofort sicher, auf das italienische Tor schießen zu können. Alba dachte, es würde auf das Tor vor den spanischen Anhängern geschossen - offenbar auch, weil der deutsche Referee wegen der Stimmung im Stadion nicht gut zu verstehen war. Chiellini nahm die Situation mit Humor, scherzte, lachte, schubste den Spanier freundschaftlich und rief "Lügner, Lügner!". Es war eine der Situationen, die von dieser EM im Gedächtnis bleiben werden.

Auch Chiellinis Foul im Finale an Englands Bukayo Saka, als er diesen kurzerhand am Kragen packte und umriss, wollten die Fans dem Routinier nicht übel nehmen. Zusammen mit seinem Turiner Mannschaftskollegen Leonardo Bonucci bildete er das genauso schier unüberwindbare wie sympathische Abwehrbollwerk.

"Chiellini und Bonucci zeigten trotz ihres Alters, dass ihre Erfahrung und Freundschaft in diesem Wettbewerb überwiegt. Sie spielen schon seit vielen Jahren zusammen und die gegnerischen Stürmer wie Romelu Lukaku und Harry Kane hatten es schwer", sagt Zaccardo.

Chiesa einer für Bayern?

Auf einen anderen italienischen Spieler soll der FC Bayern ein Auge geworfen haben. Die Rede ist von Federico Chiesa. Der 23 Jahre alte Flügelstürmer von Juventus Turin war einer der Erfolgsgaranten im Team von Mancini.

Chiesa wird mit dem deutschen Rekordmeister in Verbindung gebracht, Manuel Locatelli wurde es schon vor längerer Zeit mit Borussia Dortmund. Sollten die Bayern das Geld - angeblich 80 Millionen Euro - in die Hand nehmen, um Chiesa zu holen?

"Er hat sich in diesem Jahr sowohl in seinem Verein Juventus etabliert und gezeigt, dass er bereit ist, in einer großen Mannschaft zu spielen, als auch in der Nationalmannschaft“, lobt Zaccardo.

Er würde den Münchner Verantwortlichen zu einem Transfer zuraten. "Chiesa gibt nie auf, ist schnell, attackiert den Gegenspieler und versucht oft zu schießen. Er hat eine Menge Persönlichkeit. Das für ihn ausgegebene Geld ist gerechtfertigt. Er war dieses Jahr einer der besten Spieler bei Juventus, also könnte er ein Spieler von Bayern München sein, auch wenn er viel kostet."

Und weiter: "Auch Locatelli (spielt beim AS Rom, d. Red.) hat sich super entwickelt, er ist gewachsen und sein Wert ist gestiegen. Heute kostet er viel, vielleicht sogar zu viel, wenn sie in der Pandemie über 40 Millionen verlangen. Er hätte vor ein oder zwei Jahren verpflichtet werden sollen."