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Clemens vor World Matchplay: So will er Cross erneut knacken

Wenn am Samstag das World Matchplay in Milton Keynes beginnt, schauen die deutschen Darts-Fans auf einen Debütanten: Gabriel Clemens.

Der "German Giant" ist zum ersten Mal beim zweitwichtigsten Darts-Turnier des Jahres dabei und löst als einziger deutscher Starter Max Hopp ab, der 2018 und 2019 beim mit 782.000 Euro datierten Turnier dabei war.

Die Rahmenbedingungen sind in diesem Jahr gänzlich andere als sonst: Statt im berühmten Winter Gardens in Blackpool findet das Turnier in Milton Keynes statt, Zuschauer sind wegen der Corona-Pandemie keine erlaubt. (Darts World Matchplay auf SPORT1 im Free-TV und im Stream).

Im SPORT1-Interview spricht der 36-Jährige gemeinsam mit seinem Kumpel und SPORT1-Experten Robert Marijanovic über ihre Freundschaft, Auftaktgegner Rob Cross und die Veränderungen im Darts-Sport. (Alle Infos zum World Matchplay)

SPORT1: Sie haben sich beide auf der PDC-Tour anderthalb Jahre lang ein Zimmer geteilt. Wie muss man sich das WG-Leben vorstellen und wie denken Sie heute über diese Zeit?

Gabriel Clemens: Mir hat die Zeit gut gefallen. Robert schläft zwar ein bisschen lang, aber sonst war alles gut (lacht).

Robert Marijanovic: Mir hat es auch sehr gut gefallen. Vor allem, weil wir vorher nicht so engen Kontakt hatten. Wir haben das auch aus Kostengründen gemacht, wir wollten ein bisschen Geld sparen. Die Zeit war super und es hat mich gefreut, dass es so gut funktioniert hat.

SPORT1: Hat sich aus dieser Zeit eine Freundschaft entwickelt?

Marijanovic: Das würde ich schon sagen. Wir haben viele Gemeinsamkeiten festgestellt und auch viele Dinge, über die wir anders denken. Daraus hat sich schon eine Freundschaft entwickelt, die noch bis heute Bestand hat. Wir haben viele lustige Tage gehabt und da wir über vieles gleich denken, hat sich das auch gefestigt.

Der Spielplan des Darts World Matchplay zum Downloaden und Ausdrucken für zu Hause

SPORT1: Wie haben Sie während der Coronakrise Kontakt zueinandergehalten?

Clemens: Wir haben fast jeden Tag Kontakt über WhatsApp.

Marijanovic: Wir hatten WhatsApp, Skype. Wir haben sogar Instagram-Livestreams zusammen gemacht und da zusammen gequatscht und die Leute zuhören lassen. Da war alles dabei.

Clemens: Cross klarer Favorit

SPORT1: Herr Clemens, Sie haben sich für das World Matchplay qualifiziert. Wo rangiert dieser Erfolg in Ihrer persönlichen Hitliste?

Clemens: Jedes Major-Turnier, für das man sich qualifiziert, ist ein Erfolg. Man kann das nicht in einer Rangliste ausführen - aber es ist etwas Besonderes, weil man dafür unter die besten 16 der Pro Tour kommen und viel Preisgeld verdienen muss. Das ist gar nicht so einfach.

SPORT1: Bei der PDC Summer Series sind Sie am ersten Tag ins Halbfinale gestürmt. Selbst Topstars wie Michael van Gerwen oder Peter Wright haben sowohl starke als auch schwächere Resultate bei dem fünftägigen Event eingefahren. Woran liegen diese Schwankungen?

Clemens: Das liegt daran, dass die anderen auch gut sind. Wir waren 128 Leute, die meisten davon Profis. Wenn man einen kleinen Fehler macht, wird man bestraft und scheidet in der ersten Runde aus.

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SPORT1: Im World Matchplay treffen Sie am Sonntag zum Auftakt auf Titelverteidiger Rob Cross, gegen den Sie ihre beiden bisherigen Duelle jedoch gewonnen haben. Gibt Ihnen das zusätzliches Selbstvertrauen?

Clemens: Für die Bilanz kann ich mir nichts kaufen. Er ist die Nummer vier der Welt und Titelverteidiger, also klarer Favorit. Ich habe aber schon öfter gezeigt, dass ich dem einen oder anderen ein Bein stellen kann. Ich mache mir keinen Stress und versuche, meinen Stil zu spielen. Dann wird man sehen, was dabei rauskommt.

SPORT1: In Milton Keynes wird es wegen der Corona-Pandemie keine Zuschauer geben. Ist das ein Vor- oder Nachteil?

Clemens: Wir würden alle gerne mit Zuschauern spielen, weil wir dann wüssten, dass Corona rum wäre. Jetzt müssen wir mit der Situation umgehen. Wir sind erst mal froh, dass wir überhaupt spielen können. Wir müssen das Beste daraus machen. Wann wir wieder mit Zuschauern spielen, wissen wir nicht.

"Wenn es nicht läuft, gehe ich wieder arbeiten"

SPORT1: Sie haben sich im vergangenen Jahr entschieden, den Darts-Sport noch professioneller zu betreiben. Was hat sich seitdem geändert und wie sehr hat sich die Umstellung bereits ausgezahlt?

Clemens: Ich bin von der Arbeit freigestellt und kann jederzeit zurück. Ich kann mehr Zeit zum Trainieren verwenden und besser regenerieren. Man sieht es an den Averages und den Ergebnissen, dass es konstanter wird. Ich setze im Moment voll auf die Karte Darts und wenn es nicht läuft, gehe ich wieder arbeiten.

SPORT1: Herr Marijanovic, Sie haben im Gegensatz zu Gabriel Clemens auf die Teilnahme an der HYLO CARE PDC Super League Germany verzichtet. Wie schwer ist Ihnen die Absage gefallen?

Marijanovic: Das war sehr, sehr schwer. Ich habe mir tagelang den Kopf darüber zerbrochen, aber ich musste irgendwann eine Entscheidung fällen. Der schönste Moment bei Entscheidungen, die man lange mit sich rumträgt, ist, wenn sie gefallen sind.

SPORT1: Was sind Ihre nächsten Ziele im Darts-Sport?

Marijanovic: Mein ganz großes Ziel ist es, noch einmal bei der WM mitzuspielen. Ansonsten würde ich mir wünschen, dass ich wieder in die Spur komme und wieder bei Turnieren spiele, egal ob auf regionaler, nationaler oder internationaler Ebene.

WM ohne Zuschauer? "Können nur hoffen"

SPORT1: Wie lange und wie sehr wird Corona den Darts-Sport noch beeinträchtigen?

Marijanovic: Beim Fußball haben wir bei der WM 80 Millionen Bundestrainer und jetzt haben wir 80 Millionen Virologen, darum halte ich mich lieber zurück. Ich hoffe, dass es so schnell wie möglich vorbei ist und dass alles wieder normal läuft, nicht nur im Bezug auf Darts. Die ganze Situation bedrückt jeden Menschen auf der Welt sehr, da ist Darts das kleinste Problem.

SPORT1: Ist eine Darts-WM ohne Zuschauer überhaupt vorstellbar oder realistisch?

Clemens: Im Moment ist es leider ziemlich realistisch. Ich weiß nicht, ob sich das in drei oder vier Monaten ändert. Wir können nur hoffen, dass wir vielleicht vor einem Teil der Zuschauer spielen können oder mit voller Hütte, aber man muss abwarten.

Marijanovic: Ich bin gespannt, wie das World Matchplay ohne Zuschauer läuft. Vielleicht kann man danach eher sagen, ob man sich auch eine WM ohne Fans vorstellen kann. Das ist das erste Major-Event ohne Publikum. Dann schauen wir mal, wie es sich entwickelt.