Co-Trainer Nikolov verrät: So tickt Ibrahimovic wirklich

Er kam, sah und zlatanierte. Innerhalb von 20 Minuten.

Mit seinem hollywoodreifen Debüt bei LA Galaxy hat Zlatan Ibrahimovic in "seiner" neuen Stadt in Rekordzeit Heldenstatus erlangt.

Im Derby gegen Los Angeles FC stand es 2:3, als er den Ball aus mehr als 35 Minuten per Volley ins Tor bretterte. Ausgleich. Als Ibrahimovic in der Nachspielzeit auch noch den Treffer zum Sieg köpfte, standen die Menschen im StubHub Center Kopf. Mittendrin: Oka Nikolov.

Der frühere Bundesliga-Keeper von Eintracht Frankfurt arbeitet seit November 2017 als Co-Trainer von Chefcoach Sigi Schmid bei Galaxy. Und ist in jeder Hinsicht hellauf begeistert von dem Superstar aus Schweden.

"Das perfekte Drehbuch"

"Dass er uns helfen kann, war uns natürlich schon vor seinem ersten Spiel bewusst. Über seine Qualitäten brauchen wir gar nicht zu reden. Das ist schließlich Ibrahimovic", sagt Nikolov im Gespräch mit SPORT1.

"Aber was nach seiner Einwechslung passiert ist, war schon verrückt. Das war das perfekte Drehbuch für ihn." Wie vermutlich viele im Stadion hatte auch Nikolov Gänsehaut: "Mit so etwas hat niemand gerechnet."

Ibrahimovic war erst eine Woche zuvor von Manchester United nach Kalifornien gewechselt. Der 36-Jährige konnte kaum trainieren, hinterließ aber schon in seinen ersten Tagen bei der MLS-Franchise einen prägenden Eindruck.

"Er sträubt sich nicht vor Verantwortung. Seine Präsenz ist beeindruckend. Wie er mit den Spielern redet, wie er ihnen hilft. Das macht es uns Trainern auch viel einfacher", sagt Nikolov über den Neuzugang.

"Ein ganz normaler Typ"

Auch als Fußballer sei Ibrahimovic eine "absolute Bereicherung". Nikolov kann sich nicht erinnern, in seiner Profi-Laufbahn schon einmal mit einem solchen Spieler zusammengearbeitet zu haben.

Der Ausnahmekönner aus Malmö ist allerdings mehr als nur für seine speziellen Tore bekannt. Seine protzigen Sprüche nähren sein Image von einem exzentrischen und arroganten Ego. Laut Nikolov sei der wahre Ibrahimovic aber "ein ganz normaler Typ".

Wirklich? "Wirklich! Er ist im Grunde genommen wie du und ich. Ich kenne ihn jetzt noch nicht so lange, aber er ist ein sehr netter und umgänglicher Mensch", sagt der 43-Jährige.

Selbst auf besondere Privilegien - wie einen Privatparkplatz auf dem Trainingsgelände von Galaxy - habe Ibrahimovic verzichtet. "Er sieht sich als Teil der Mannschaft. Er will auch gar nicht bevorzugt werden. Er will einfach nur gewinnen. Und das lässt er hier jeden wissen", sagt Nikolov.

Schwierige Jahre für Galaxy

Der Co-Trainer ist sich sicher: "Wenn er gesund bleibt, wird er uns auf jeden Fall sehr weiterhelfen."

Galaxy hat die Hilfe des Routiniers auch bitter nötig. Hinter dem Klub liegen enttäuschende Jahre. Zuletzt gewann man 2014 die Meisterschaft. In der vergangenen Saison reichte es sogar nur für Platz elf in der Western Conference, wodurch die Kalifornier die Playoffs verpassten.

Aktuell belegt Galaxy nach vier Spieltagen den dritten Platz. Am kommenden Montag (ab 3 Uhr deutscher Zeit im LIVETICKER) kommt es zum Spitzenduell mit Sporting Kansas City. (SERVICE: Ergebnisse, Spielplan und Tabelle der MLS)

"Die MLS ist ausgeglichen und wird von Jahr zu Jahr stärker", meint Nikolov, der vor seinem Engagement bei Galaxy schon zwei Jahre im Trainer-Team von Philadelphia Union arbeitete.

Mehr Tempo statt Taktik

Die Liga sei allerdings schwer mit der Bundesliga und anderen europäischen Top-Ligen zu vergleichen.

"Am ehesten noch mit der englischen Premier League", sagt der USA-Experte, "weil das Tempo wirklich sehr hoch ist und mit offenem Visier gespielt wird. Hier zählt die Taktik weniger. Aber die Jungs sind richtig fit. Und es gibt viele junge Talente, die es weit bringen können."

Nicht zuletzt wegen der sportlichen Perspektive hat sich Ibrahimovic für einen Wechsel nach Amerika statt nach China entschieden. "Der Fußball hier boomt und wird immer interessanter", erklärt Nikolov, "ich bin wirklich mal gespannt, wie es in fünf oder zehn Jahren aussieht, wenn die ganzen Talente in den Profibereich kommen".

Bis dahin können sie sich noch das eine oder andere Kunststück von Meister Zlatan abschauen.

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