Wie Conte Hakimi wachküsste

Wie Conte Hakimi wachküsste

So ein Treffer allein hätte eigentlich einen Sieg verdient.

Ein Ballkontakt genügte Achraf Hakimi, um sich den Ball perfekt vorzulegen. Mit seinem schwächeren linken Fuß schlenzte der Marokkaner den Ball im Anschluss vom rechten Strafraumeck in die lange Ecke, der Ball passte genau, touchierte sogar noch die Querlatte.

Der Treffer zur zwischenzeitlichen Führung von Inter Mailand reichte gegen den AS Rom allerdings nicht zum Sieg. Wenige Minuten später egalisierte Gianluca Mancini die Hakimi-Führung und traf zum 2:2-Endstand. (Service: Ergebnisse der Serie A)

Hundertprozentig freuen konnte sich Hakimi über seinen Geniestreich nicht. "Bittersüßes Gefühl wegen des Remis", schrieb er nach der Partie bei Twitter.

Hakimi mit holprigem Auftakt für Inter

Dennoch dürfte der Flügelspieler zufrieden mit seiner aktuellen Performance für die Nerazzurri sein. Nach anfänglichen Problemen scheint Hakimi beim Team von Trainer Antonio Conte endlich angekommen sein.

Dabei konnte man Hakimis Start bei den Mailändern, zu denen er nach seiner Leihe bei Borussia Dortmund für 40 Millionen Euro wechselte, durchaus als gelungen bezeichnen. Mit einem Treffer und zwei Assists glänzte der 22-Jährige in den ersten beiden Saisonspielen.

Doch danach wurden Hakimis Leistungen überschaubarer – und Inters Ergebnisse auch. Nach zwei Siegen zum Auftakt gewann Inter nur eines von fünf Spielen in der Serie A. Zu allem Überfluss verpasste Hakimi das erste der beiden Champions-League-Duelle gegen Borussia Mönchengladbach wegen einer vermeintlichen Corona-Erkrankung, die sich später jedoch als falsche Testung entpuppte.

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Er feierte zwar bereits drei Tage später sein Comeback, seine Leistungen blieben dennoch durchwachsen. Beim 2:2 gegen Parma Calcio Ende Oktober ließ er seinen Gegner Gervinho ziehen, der bedankte sich mit einem Treffer. Gegen seinen Ex-Klub Real Madrid leistete er sich zudem einen haarsträubenden Fehlpass, der zu einem Gegentor führte.

Öffentliche Kritik von Conte

Nach seinen Patzern gegen Parma und Real flog er für das Spiel bei Atalanta Bergamo aus der ersten Elf. Die Gazzetta dello Sport schrieb gar von "neun Tagen des Grauens" für Hakimi.

Er schien Probleme zu haben, sich an das System der Nerazzurri zu gewöhnen. Dabei ist das 3-5-2 eigentlich wie gemacht für den pfeilschnellen Marokkaner, schon beim BVB spielte er auf der Position des rechten Mittelfeldspielers groß auf. Allerdings fiel er auch dort bereits immer wieder mit Schwächen im Defensivverhalten auf.

Vor dem Rückspiel gegen Gladbach gab es dann öffentliche Kritik an Hakimi – und das vom eigenen Trainer. "Er hat Potenzial, das habe ich schon vor der Saison gesagt – und bei dieser Meinung bleibe ich. Er muss aber stark an seinem Verhalten in der Defensive arbeiten", erklärte Conte. Es gebe in Italien zudem höhere Anforderungen, Belastungen und Erwartungen als in Deutschland und in der Premier League.

Hakimi antwortete auf die Kritik auf seine Art – mit einem Doppelpack. Schon gegen Gladbach steuerte er beim 3:2-Sieg einen Assist bei, beim 3:1 gegen den FC Bologna wenige Tage später traf er zweimal. "Ich habe hart an mir gearbeitet und versucht, mich an diese neue Mannschaft und neue Liga anzupassen. Aber ich bin dabei immer noch Hakimi", erklärte er nach dem Spiel bei DAZN.

Hakimi ein Schlüssel zum Titel?

Nach dem Ausscheiden in der Königsklasse startete Inter in der Liga eine Siegesserie von acht Spielen in Folge. Und Hakimi fand sich immer besser in Contes System zurecht. Gegen Spezia Calcio steuerte er beim 2:1 einen Treffer bei, auch beim 6:2 gegen den FC Crotone trug er sich in die Torschützenliste ein.

Insgesamt kommt Hakimi in seinen bisherigen 22 Pflichtspielen für Mailand auf sechs Treffer und fünf Assists. Zum Vergleich: In der vergangenen Saison waren es für den BVB in 45 Spielen neun Treffer und 10 Vorlagen. Hakimi liegt aktuell also auf Kurs, die starken Zahlen aus der Vorsaison bestätigen zu können.

Auch wenn die vergangenen beiden Spiele aus Inter-Sicht mit nur einem Punkt nicht zufriedenstellend liefen, dürften die Nerazzurri mit dem bisherigen Saisonverlauf nicht unzufrieden sein.

Aktuell belegt Inter Rang zwei hinter dem Stadtrivalen AC. Juventus Turin ist in dieser Saison noch weit von seiner Topform entfernt, auch wenn dem Serienmeister am Sonntagabend ein 3:1 gegen Sassuolo glückte. Der Traum vom ersten Scudetto seit zehn Jahren lebt bei Inter. Durch das vorzeitige Aus im Europapokal kann die Mannschaft Inter im Gegensatz zur Konkurrenz den vollen Fokus auf die Meisterschaft legen.

Und ein Hakimi in Topform könnte ein Schlüssel im Kampf um den Titel sein. Das weiß auch Conte. Mit seiner Kritik hat er den Marokkaner offenbar wachgekitzelt.