Warum Meistertrainer Conte aus Mailand flüchtet

Warum Meistertrainer Conte aus Mailand flüchtet
Warum Meistertrainer Conte aus Mailand flüchtet

Elf Jahre lang wartete Inter Mailand sehnsüchtig auf den Meistertitel. Unter der Führung von Trainer Antonio Conte gewann der Klub in dieser Saison die Serie A.

Doch der Vater des Erfolgs kehrt Inter nach dem Gewinn des 19. Scudetto den Rücken zu und löste am Mittwoch seinen Vertrag vorzeitig auf. Grund ist der angekündigte Sparzwang des Vereins. (Tabelle der Serie A)

"Es ist eine besondere Situation", kommentierte Inter-Legende Giuseppe Bergomi im Gespräch mit SPORT1 den vorzeitigen Abschied von Conte. "Man wusste schon länger, dass für viele Vereine, vor allem aber für Inter, die Verringerung der Kosten elementar sein wird." (BERICHT: So emotional verabschiedet Lukaku Trainer Conte)

"Von daher wurde Conte von den Verantwortlichen darüber informiert, dass man in der kommenden Transferperiode mindestens 70 Millionen Euro Gewinn machen müsse", erklärte Bergomi. Das bedeutet im Klartext: Inter muss Spieler verkaufen. Stars wie Romelu Lukaku, Lautaro Martinez oder Achraf Hakimi werden ins Schaufenster gestellt und müssen zu Geld gemacht werden.

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Conte enttäuscht von Inter

Diesen Weg wollte Conte nicht mitgehen. "Es gab für den Trainer keine Garantie mehr für eine wie auch immer geartete Kontinuität. Deshalb ist man übereingekommen, dass es besser ist, sich zu trennen", führte Bergomi weiter aus.

Aus der Sicht von Conte ist die Erklärung, warum der Coach Inter verlässt, durchaus nachvollziehbar.

Als er vor zwei Jahren vorgestellt wurde, hatte der Klub noch große Pläne angekündigt - so auch die Rückkehr an die europäische Spitze. Ohne weitere Investitionen in das Team sah Conte nun die Grundlage für den Gewinn der Champions League nicht mehr gegeben.

Und: Für Conte tut sich jetzt auch noch eine attraktive Alternative auf: Nach dem Abgang von Zinédine Zidane wird der Italiener als heißer Kandidat für den Trainerposten bei Real Madrid gehandelt. (BERICHT: Zidane-Aus perfekt - so verkündet es Real)

Im Umfeld von Inter löste die Trennungsentscheidung großes Unverständnis aus. Fans des Klubs gingen auf die Barrikaden und versammelten sich vor dem Mailänder Vereinsgelände. Ziel ihrer Wut war allerdings nicht Conte selbst, sondern Steven Zhang, der Klubbesitzer und Präsident von Inter Mailand.

Der Chinese hatte den Sparkurs zur neuen Spielzeit angekündigt, da hohe Kredite, welche im Zuge der Corona-Pandemie aufgenommen worden waren, zurückgezahlt werden sollen.

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Conte hätte Inter "weitere Siege garantiert"

Auch Bergomi bedauert das Ende der Zusammenarbeit mit dem Meistertrainer: "Es wäre schön gewesen, wenn Antonio auch unter diesen Voraussetzungen bei Inter geblieben wäre, um zu beobachten, was er herausgeholt hätte." Der 81-malige italienische Nationalspieler sieht den Fußballlehrer als "Mehrwert" der abgelaufenen Saison.

Die Auflösung des Vertrages sei "schade, denn es war ein schönes Projekt mit Conte und hätte weitere Siege garantiert." Das beweist auch Inters Bilanz unter dem 51 Jahre alten Trainer: In 108 Pflichtspielen sammelten die Mailänder im Schnitt 2,11 Punkten pro Partie. (Ergebnisse und Spielplan der Serie A)

Nun steuert Inter nach einem titelgekrönten Jahr auf eine ungewisse Zukunft hin. "Man wird sehen, ob Inter auch unter den neuen Bedingungen wettbewerbsfähig bleiben wird", rätselt auch Bergomi: "Aufgrund der bevorstehenden Abgänge muss Inter auf dem Transfermarkt kreativ sein, um sich auch in der kommenden Spielzeit zu behaupten. Das wird alles andere als einfach."