Corona-Ausbruch in Kreisliga: 400 Personen in Quarantäne

Ein massives Infektionsgeschehen in Hessen geht offenbar auf zwei Amateur-Fußballspiele zurück. Das zeigt, wie anfällig die Hobbysportler gegenüber dem Coronavirus sind.

Lange standen die Fußballplätze im Amateursport leer - jetzt geht es weiter. (Symbolbild: Getty Images)
Lange standen die Fußballplätze im Amateursport leer - jetzt geht es weiter. (Symbolbild: Getty Images)

Bis zu 400 Personen befinden sich nach zwei Spielen im Bundesland Hessen am 6. September in Quarantäne. Im Zentrum steht der Kreisoberligist VfR Meerholz. Dessen erste Mannschaft spielte gegen den SV Altenmittlau, die Reserve war gegen Melitia Roth aktiv.

Unter anderem OP Online berichtete am Donnerstag von 14 Infizierten und 400 Personen in Quarantäne, die im Landkreis auf diese beiden Partien zurückgeführt werden könnten.

Die Wirkung der beiden Partien ist somit enorm. Das betont auch der VfR Meerholz, der nun eine erneute Unterbrechung der Saison fordert. "Wir glauben, dass Fußball die schönste Nebensache der Welt sein kann. In diesem geflügelten Wort stecken aber zwei Dinge, die aktuell kritisch beleuchtet werden sollten: 'schön' und 'Nebensache'. Derzeit ist es uns nicht möglich, den Fußballsport als schöne Nebensache zu genießen”, heißt es in einer offiziellen Mitteilung.

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Amateurfußball ist besonders anfällig

Hier machte sich die besondere Anfälligkeit des Amateur-Fußballs bemerkbar: Hygieneregeln sind nicht annähernd so einzuhalten, wie es in der Bundesliga der Fall ist. Die Folgen sind zudem weitaus unkontrollierbarer: “Neben der offensichtlichen gesundheitlichen Gefährdung (bislang geht es allen betroffenen Personen gut, aber mittel- und langfristige Folgen sind natürlich in keiner Weise auszuschließen) kommen familiäre und berufliche Belastungen hinzu.”

Der Verein berichtete von einer Tochter eines Spielers, deren geplante Operation nun auf der Kippe stehe. Andere hätten Probleme mit ihren Arbeitgebern aufgrund der verhängten Quarantäne bekommen, ältere ehrenamtliche Helfer müssten um ihre Gesundheit fürchten.

Infektion auf dem Platz? Lage ist unklar

Wann exakt die Infektionen erfolgt sind, ist auch dem Gesundheitsamt nicht vollständig klar. Hinweise gibt es, die auf mehrere Gelegenheit hinweisen. Privatfeiern sind ebenso im Verdacht wie Fahrgemeinschaften.

Entsprechend ist der Hessische Fußball-Verband vorerst noch zurückhaltend. “Die deutliche Mehrheit der Vereine begrüßt die Aufnahme des Spielbetriebes. Wir fühlen uns diesem demokratischen Prozedere verpflichtet, und jeder einzelne Teilnehmer ist dabei aufgerufen, sich an die entsprechenden Vorgaben zu halten. Denn natürlich steht auch für uns die Gesundheit an erster Stelle. Es gab auch bereits Fälle, in denen Mannschaften aufgrund des Infektionsgeschehens pausieren mussten und lokale Lösungen gefunden wurden”, hieß es von offizieller Seite durch Präsident Stefan Reuß.

Eine Studie anhand dänischer Profi-Partien hatte kürzlich errechnet, dass bei einem Infizierten pro Spiel durchschnittlich eine Kontaktzeit pro anderem Spieler von einer Minute und 27,8 Sekunde bestehe - nur auf die 90 Minuten gesehen. Umziehen in der Kabine, Halbzeitpause oder etwaige Fahrgemeinschaften sind noch nicht inbegriffen.

Eine Studie aus dem Frühling 2020 berichtete, dass Fußballer auf dem Feld besonders gefährdet für Infektionen der Atemwege wären. Durch die sportliche Betätigung würden Viren nicht nur besonders ausgeatmet, sondern auch von Nicht-Infizierten besonders tief eingeatmet. Das könnte langfristig zu Schäden an der Lunge führen.

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Ehrenamtliche von Organisation überfordert

Um weitere Infektionsreihen möglichst zu vermeiden, hat der Hessische Fußball-Verband abermals auf die Einhaltung der Hygieneregeln hingewiesen. Der VfR Meerholz ist davon nicht überzeugt. Bereits vor dem Saisonstart waren positive Tests unter Vereinsmitgliedern festgestellt worden.

Trotz Einhaltung der Hygieneregeln mussten damals zwei gesamte Teams und etwa 60 weitere Personen aus dem Verein in häusliche Quarantäne. Im Amateur-Fußball können aktuell schon kleine Begegnungen mit dem Coronavirus für große Schwierigkeiten sorgen.

Trainer betreuen mehrere Mannschaften, Spieler wechseln fließend zwischen Altersklassen und erster oder zweiter Mannschaft, teilweise wird auch gemeinsam trainiert. Bei jeder Infektion oder einem Verdacht stehen Spielverlegungen auf dem Programm, die nur selten problemlos ablaufen.

Für die Amateure bedeutet das eine enorme Unsicherheit. Der VfR Meerholz ist hier der Meinung, dass die Verbände ihre Verantwortung auf die ohnehin schon sehr belasteten Rücken der Ehrenamtlichen verlagern: “Der Fußballsport will ja das Ehrenamt fördern - momentan fühlen wird uns dadurch ge- und überfordert, dass wir mit der Austragung von Spielen beauftragt werden, die zu einer gesundheitlichen Gefährdung aller Beteiligten führen können."

VIDEO: So wird eine Infektion mit dem Coronavirus festgestellt