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Corona-Demo-Fauxpas: Tagesschau zeigt falsches Bild

Das bestimmende Thema in den deutschen Medien waren am Wochenende die Corona-Demonstrationen in Berlin. Kritik gab es danach für die ARD aufgrund der Bildauswahl bei der Berichterstattung.

Die Tagesschau in der Kritik. (Symbolbild: Getty)
Die Tagesschau in der Kritik. (Symbolbild: Getty)

Bei den Demos in der Hauptstadt waren insgesamt etwa 38.000 Gegner der Corona-Auflagen zusammengekommen. Dabei versammelte sich am Samstagnachmittag eine bizarr anmutende Mischung aus ernsthaften Kritikern, Esoterikern und auch sichtbar rechtsextremen Gruppierungen.

Nachdem es im Vorfeld ein längeres Hin und Her über die Genehmigung des Demonstrationszuges gegeben hatte, ließ die Polizei die Demonstranten lange gewähren, obwohl größtenteils weder Maskenpflicht noch Abstandsregeln eingehalten wurden. Letztlich kam es aber doch zur Auflösung der Versammlung. Das Ende der Demo war dementsprechend auch das Topthema der meisten Nachrichtensendungen. Die Tagesschau-Redaktion der ARD wählte allerdings ein merkwürdiges Fotomotiv für ihren Bericht.

Gegendemo statt Corona-Gegner

Um kurz nach halb vier verlas Sprecherin Karolin Kandler die News. Dazu wurde hinter ihr ein Bild von einer Polizeireihe eingeblendet, die Demonstranten gegenübersteht. Nur handelte es sich dabei deutlich sichtbar nicht um die Corona-Gegner, sondern um die Gegendemonstranten, die sich eingefunden hatten, um vor allem gegen die rechtsextremen Gruppen zu demonstrieren. In den sozialen Netzwerken wurde das unpassende Motiv schnell entdeckt.

Viele User kritisierten die ARD für die Bildauswahl, weil damit ein falscher Eindruck der Vorgänge in Berlin entstanden sei. Es ist auf dem Foto deutlich zu erkennen, dass die meisten Gegendemonstranten Mundschutz tragen, außerdem weht eine Antifa-Fahne über ihnen.

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Gegenüber der Nachrichtenseite Watson äußerte sich der für die Tagesschau zuständige NDR auf Nachfrage zu dem Thema. Das Bild stamme vom 29.8.2020 und sei ein tagesaktuelles Foto, “das uns von verschiedenen Agenturen angeboten wird”, hieß es da. Es sei also kein Archivbild, wie manche User vermutet hatten. Doch den Fehler mussten die Verantwortlichen eingestehen: “Es zeigt allerdings nicht die von der Polizei aufgelöste Demonstration in Berlin. Insofern passen die Unterzeile und das Bild nicht zusammen. Diese Ungenauigkeit räumen wir ein.” Dies sei aber unabsichtlich geschehen, so der NDR: “Den Vorwurf einer Absicht weisen wir zurück.”

Vordringen auf Treppe des Reichstagsgebäudes

Besondere Bestürzung löste am Samstag am Rande der Demos gegen die Corona-Politik das Vordringen von Demonstranten auf die Treppe des Reichstagsgebäudes aus. Der Polizei zufolge hatten etwa 300 bis 400 Demonstranten Absperrgitter am Reichstagsgebäude überrannt. Vor dem Sitz des Bundestags wurden dabei schwarz-weiß-rote Reichsflaggen - also von Rechtsextremen genutzte Symbole - geschwenkt. "Das sind beschämende Bilder", sagte Innensenator Andreas Geisel (SPD).

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