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COVID-19-Ansteckungen auf Hochzeiten, einer Konferenz & einer Motorrad-Rally: Warum man größere Veranstaltungen meiden sollte

COVID-19-Ansteckungen auf Hochzeiten, einer Konferenz & einer Motorrad-Rally: Warum man größere Veranstaltungen meiden sollte
Die 80.jährliche Sturgis Motorrad-Rally in Sturgis, South Dakota, fand Anfang August statt und hat sich als Hochburg der Corona-Ansteckungen entpuppt. (Foto von Michael Ciaglo/Getty Images)

Eine alarmierende neue epidemiologische Studie, die am Dienstag veröffentlicht wurde, enthält Details dazu, wie eine Geschäftskonferenz Ende Februar für 20.000 COVID-19-Fälle verantwortlich ist. Bei der Konferenz, die die Forscher der Studie als „Hochburg der Corona-Ansteckungen“ betitelten, wurden seit Beginn der Pandemie möglicherweise die meisten Menschen angesteckt.

Die Studie wurde von Wissenschaftlern am Broad Institute von Harvard MIT durchführt. Sie ist bisher nur ein Entwurf, der noch nicht von anderen Wissenschaftlern begutachtet wurde. Sie verfolgten die Fälle bis zu einer Konferenz des Pharmaunternehmens Biogen in einem Hotel in Boston am 26. und 27. Februar zurück. Zu Beginn der Konferenz gab es laut der Washington Post in den USA lediglich 15 bestätigte COVID-19 Fälle. Durch Analyse der genomischen Daten fanden die Forscher heraus, dass sich das Virus in vier Bezirken in Massachusetts verbreitet hatte und auch für die große Infektionswelle bei den Obdachlosen in Boston verantwortlich war.

„Unsere Ergebnisse heben deutlich die fehlenden Maßnahmen gegen die Ansteckungsgefahr in Massachusetts zu Beginn des Ausbruchs hervor. Sie zeigen, wie große Veranstaltungen in einer großen urbanen Region die Verbreitung des Virus verstärken können. Sie bilden die Grundlage für die Kontaktverfolgung, die durch genetische Daten gestützt wird", schrieben die Co-Autoren der Studie.

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Die aktuelle Studie wirft somit Fragen zu COVID-19 und Großveranstaltungen als Hochburgen der Ansteckung oder einzelnen Ansammlungen auf, die die Ursache für die massenhafte Vermehrung der COVID-19 Fälle waren. Wir haben hier einige der größten Ereignisse, die sie als Ansteckungshochburgen identifiziert haben, und was wir daraus lernen können zusammengestellt.

Februar: Biogen-Konferenz, Boston, Massachusetts.

Ende Februar war Biogen Gastgeber einer Konferenz im Boston Marriott Long Wharf, einem Hotel das Mitte März laut dem Boston Globe wegen COVID-19 Bedenken geschlossen wurde.

„Februar 2020 ist fast ein halbes Jahr her und zu der Zeit war das allgemeine Wissen über das Coronavirus begrenzt“, erklärte Biogen in einer Stellungnahme im Boston Herald. „Wir haben uns strikt an die damaligen offiziellen Richtlinien gehalten. Wir hätten niemals irgendjemanden wissentlich einem Risiko ausgesetzt. Als wir erfuhren, dass eine ganze Reihe unserer Kollegen erkrankt war, wussten wir nicht, dass es sich um COVID-19 handelt, aber wir haben sofort die Gesundheitsbehörde verständigt und Schritte eingeleitet, um die weitere Verbreitung zu stoppen.“

„Es handelt sich bei der Konferenz wahrscheinlich um die größte Ansteckungshochburg in der Geschichte der Pandemie“, so Dr. Amesh A. Adalja, leitende Wissenschaftlerin am John Hopkins Center for Health Security gegenüber Yahoo Life. Adalja fügt hinzu, dass das Timing hier sehr wichtig sei. „Es gab zu der Zeit noch keine richtigen Richtlinien zur Ansteckungsprävention, die von allen befolgt wurden“. Eine Konferenz wie diese ist besonders besorgniserregend für die Verbreitung des Virus, denn „die Leute haben so viele Kontakte und so viele potenzielle Möglichkeiten, in diesen Situationen das Virus weiter zu verbreiten“, sagte Adalja.

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Juli: Hochzeit, San Francisco, Kalifornien.

Eine große private Hochzeitsfeier in der Saint Peter and Paul Kirche in San Francisco wurde von der städtischen Staatsanwaltschaft gestoppt, da sich die Verantwortlichen über die örtlichen Gesundheitsvorschriften hinweggesetzt hatten. Eine E-Mail, die NBC Bay Area erhalten hat, zeigte, dass die hiesigen Behörden eine Beschwerde zu der geplanten Hochzeit mit 100 Gästen erhalten hatte. Der Pastor wusste darüber Bescheid.

Auf Drängen der Staatsanwaltschaft wurde die Hochzeit nach draußen auf ein anliegendes Basketballfeld verlegt. Dennoch steckten sich das Brautpaar sowie mindestens acht weitere Gäste dabei mit COVID-19 an, berichtet der San Francisco Chronicle. Die Gäste waren laut SF Gate aus Nashville (Tennessee), Arizona und San Diego (Kalifornien) angereist. Am Abend zuvor hatten 40 der Hochzeitsgäste auf einer Terrasse des Harborview Restaurant and Bar in der Stadt gefeiert.

Ein Gast berichtete dem San Francisco Chronicle später, dass niemand beim Probedinner Masken getragen hatte und auch keinerlei soziale Distanzierung eingehalten wurde.

Obwohl die Veranstaltung konkret lediglich mit zehn COVID-19 Fällen in Verbindung gebracht wird, kann die eigentliche Zahl noch höher sein, so Schaffner. „Menschen können sich bei derartigen Veranstaltungen anstecken, das Virus an andere Menschen weitergeben und es schließlich mit nach Hause bringen“, sagt er. „Es ist dann sehr schwierig nachzuverfolgen, denn nach der Hochzeit haben sich die Menschen über weitreichende geografische Bereiche verteilt. Wenn sie nach Hause reisen und dort krank werden, erfährt man vielleicht gar nichts davon. Und dann verbreiten sie das Virus weiter in ihrem eigenen Umkreis.“

August: Hochzeitsfeier, Millinocket, Maine

Am 17. August machten die Maine Centers for Disease Control and Prevention bekannt, dass sie einen größeren COVID-19 Ausbruch untersuchen, der mit einer Hochzeitsfeier im Big Moose Inn Millinocket, Maine im Zusammenhang steht. Zu der Zeit wurden 24 Leute, die bei dem Event anwesend waren, positiv auf das Virus getestet. Etwa 65 Gäste waren laut Maine CDC bei der Hochzeit anwesend. Bisher konnten mindestens 53 COVID-19-Fälle und ein Todesfall auf die Veranstaltung zurückgeführt werden.

Die Richtlinien in dem Staat besagen, dass die Anzahl der Menschen, die bei einer Veranstaltung zusammenkommen dürfen, auf 100 Personen draußen und 50 Personen drinnen begrenzt werden müssen. Wenn es an dem Ort nicht möglich ist, 5 Personen auf 305 Meter unterzubringen, muss die Zahl weiter reduziert werden, sagen die Maine CDC.

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Dr. Nirav Shah, Leiter der Maine CDC, sagte am Dienstag während eines Briefings in den Nachrichten, dass nun sechs Fälle im Maplecrest Rehabilitation & Living Center in Madison auf die Hochzeit zurückgeführt werden können. Die Hochzeit steht dazu auch mit 18 Fällen im York County Gefängnis in Verbindung, so Shah.

Ein Mann, der während der Hochzeit im Inn untergekommen war, erzählte dem Sun Journal aus Lewiston, dass die Veranstaltung „extrem überfüllt war“ und dass es „nicht viel soziales Distanzieren“ gab. Er fügt hinzu: „Ich habe vielleicht ein oder zwei Leute eine Maske tragen sehen, aber das war’s.“

Hochzeiten sind einer der Hotspots für COVID-19 Ansteckungen, so Dr. William Schaffner, Spezialist für Infektionskrankheiten und Professor an der Vanderbilt University School of Medicine gegenüber Yahoo Life. „Normalerweise tragen die meisten Leute keine Masken, vielleicht sogar alle“, sagt er. „Die Menschen haben engen Kontakt miteinander und sie feiern, tanzen und unterhalten sich – dabei kann sich das Virus leicht verbreiten.“

August: Sturgis Motorrad-Rally, Sturgis, South Dakota

Gesundheitsbehörden in dem Staat berichten von mindestens 103 COVID-19-Fällen bei Personen in South Dakota, Minnesota, Wisconsin Nebraska, Montana, North Dakota, Wyoming und Washington. Sie alle sind laut Associated Press bei der 10-tägigen Sturgis Motorrad-Rally in Sturgis, Dakota anwesend gewesen. Adalja geht davon aus, dass die Zahl noch weiter ansteigen wird. Fotos der Rally, die am 7. August begann, zeigen, dass viele der Biker keine Masken trugen und keinen Abstand hielten.

Für den Staat South Dakota gilt keine Maskenpflicht und Gouverneurin Kristi Noem sagte bei Fox News, dass sie stolz darauf sei, dass ihr Staat Gastgeber des jährlich stattfindenden Events gewesen ist. Sie hat sich auch öffentlich gegen das Tragen von Masken ausgesprochen.

Die Stadt Sturgis führt nun laut Berichten der AP bei ihren 7.000 Einwohnern Massentests durch. Es werden durch Camber Systems dazu anonyme Handydaten ausgewertet. Camber Systems ist eine Firma, die Forschern im Gesundheitswesen Handyaktivität zur Verfügung stellt. So konnte festgestellt werden, dass die bei der Rally anwesenden Personen im Anschluss an die Veranstaltung in 61 % aller US-Staaten gereist sind.

„Ich mache mir um Sturgis Sorgen, denn es waren so viele Leute dort und es zieht so weite geografische Kreise“, so Dr. David Cennimo, Experte für Infektionskrankheiten und Assistenzprofessor für Medizin an der Rutgers New Jersey Medical School gegenüber Yahoo Life.

Adalja hingegen betont, dass es kaum schockierend ist, dass so viele Krankheitsfälle aus dieser Rally entstanden sind. „Das war absolut vorhersehbar”, sagt sie. Dennoch sei es schwierig, alle Fälle zurückzuverfolgen, die zum Event gekommen und wieder abgereist sind, da sich die Teilnehmer in so viele Staaten zerstreut haben.

Insgesamt sind laut Dr. Richard Watkins, Arzt für Infektionskrankheiten in Akron Ohio und Professor für Innere Medizin an der Northeast Ohio Medical University, Großveranstaltungen in den USA „gefährlich“. „Nicht hingehen ist der beste Rat“, sagt er. „Deine Gesundheit sollte dir wichtiger sein als eine einmalige Veranstaltung. COVID-19 kann deinen Körper langfristig schädigen und man sollte es sehr, sehr ernst nehmen.“

Schaffner stimmt dem zu. „Wenn es eine Veranstaltung gibt, dann geht nicht hin“, sagt er. Massenveranstaltungen sind auf absehbare Zeit nicht zu empfehlen.

Korin Miller