Dumm oder raffiniert? Der Texans-Sieg wirft Fragen auf

Spiel gewonnen, Job verloren: Lovie Smith von den Houston Texans musste als erster NFL-Trainer am gefürchteten Black Monday seinen Platz räumen.

Die Entlassung einer der wenigen nicht-weißen Headcoaches in der NFL ist dabei in mehrfacher Hinsicht kurios. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur NFL)

So gewann Smith sein letztes Spiel an der Texans-Sideline am 18. Spieltag der Regular Season gegen die Indianapolis Colts mit 32:31 - was im Nachhinein getrost als dümmster Sieg der gesamten NFL-Saison bezeichnet werden kann.

Der Grund: Die Texans verloren durch ebendiesen Sieg das Anrecht auf den Nummer-1-Pick beim kommenden Draft.

Smith gibt alles für den Sieg - und fliegt

Aber der Reihe nach: Die Partie gewann Houston nur, weil Smith 50 Sekunden vor Spielende die mutige Entscheidung traf, nach dem Touchdown für Jordan Akins nicht den Extrapunkt zu kicken, der zum 31:31-Ausgleich geführt hätte, sondern die Two-Point-Conversion anordnete. (DATEN: Alle Tabellen der NFL)

Wieder war es Tight End Akins, der den Pass von Quarterback Davis Mills fing und die Texans jubeln ließ - zumindest auf dem Feld. (SERVICE: NFL-Wissen - die Positionen im Football)

Die Bosse um CEO Cal McNair auf der Tribüne dürften den Sieg nämlich eher angefressen zur Kenntnis genommen haben - ebenso wie die Fans.

Houston Texans verlieren Nummer-1-Pick

Denn: Durch den Erfolg gegen die Colts stehen die Texans jetzt bei einer Bilanz von drei Siegen, 13 Niederlagen und einem Remis. Damit sind sie nicht mehr das schlechteste Team dieser Saison und bekommen nicht den Nummer-1-Pick im kommenden NFL-Draft.

Der fiel auf den letzten Metern der Saison nun den Chicago Bears (drei Siege, 14 Niederlagen) in den Schoß. (SERVICE: NFL-Wissen - die wichtigsten Begriffe im Football)

Da die Texans bereits früh chancenlos auf die Playoffs waren, ging es im Grunde nur noch darum, sich im kommenden Sommer mit dem besten College-Spieler zu verstärken (Stichwort: Tanking). Genau das fällt aber nun ins Wasser - und Smith musste gehen. (SERVICE: NFL-Wissen - die wichtigsten Regeln im Football)

Texans-Sieg wirft Fragen auf

Der unverhoffte Sieg wirft dabei einige Fragen auf, die sich um das Verhältnis des entlassenen Coaches sowie Quarterback Mills zu der Franchise drehen. Beide stehen schon länger im Abseits, das Smith-Aus war somit keine Überraschung.

Auch ist es kein Geheimnis, dass die Texans auf einen neuen jungen Quarterback hoffen, der Mills ersetzen kann. Namen wie Bryce Young aus dem College Football sind dabei im Spiel.

Sowohl Smith als auch Mills hatten also wohl nur noch wenig zu verlieren, ehe sie in das letzte Spiel der regulären Saison gingen - eine letzte gute Möglichkeit, den Texans die Tour beim kommenden Draft absichtlich zu vermiesen?

Die Entscheidungen der beiden legen diese Betrachtungsweise nahe. Smith wählte die besagte Two-Point-Conversion, die auf „Do or die“ hinausläuft, mit gutem Ausgang. Mills führte diese Variante perfekt aus.

Somit rächten sich beide für das, was passiert war, oder kurz darauf passieren sollte.

Besonders bitter ist es für Houston deshalb, weil die Bears mit dem Nummer-1-Pick womöglich genau den Quarterback bekommen, den die Texans so sehr gebrauchen können. Ihnen fällt jetzt nur noch die zweite Wahl zu.

Viele Football-Fans amüsierten sich anschließend über diese Entwicklung, zeigten ihre Schadenfreude bei Social Media. Auch der ehemalige NFL-Profi Emmanuel Acho wunderte sich über die Ereignisse.

Wieder muss ein schwarzer Trainer gehen

Nach Smiths Entlassung sind aktuell nur noch fünf „Coaches of Color“ im Amt: Todd Bowles (Tampa Bay Buccaneers), Mike Tomlin (Pittsburgh Steelers), Mike McDaniel (Miami Dolphins), Robert Saleh (New York Jets) und Ron Rivera (Washington Commanders).

Die Texans dagegen entlassen schon zum zweiten Mal in Folge einen schwarzen Cheftrainer. (NFL-Transfers - die größten Trades und heißesten Gerüchte im TICKER)

„Zwei schwarze Trainer zu benutzen, um zu tanken, und sie dann direkt zu entlassen, sollte niemand einfach so akzeptieren“, schimpfte auch Ex-NFL-Quarterback Robert Griffin III.

Bei Texans-Boss McNair klang das dann so: „Wir danken Smith für seine Führungs- und Charakterstärke und wünschen ihm alles Gute. Auch wenn die Ergebnisse nicht wie erhofft waren, bleiben wir bei unserem Weg, ein langfristig erfolgreiches Programm aufzubauen. Unsere Fans und die Stadt verdienen ein Team, auf das sie stolz sein können.“

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