Dank Corona spielt die Bundesliga komplett verrückt

In der Bundesliga gibt es Entwicklungen, die auf eine durchweg spannende Saison hoffen lassen. Während für die Klubs Schwerstarbeit ansteht, kann sich der Fan zurücklehnen.

Wird am Ende alles gut? Oder sogar viel besser, als wir in den härtesten Geisterspiel-Zeiten (die hoffentlich hinter uns liegen) zu träumen gewagt haben?

Es gibt ein paar Dinge und Entwicklungen, die lassen so richtig hoffen, dass den Fans acht durchweg spannende Fußball-Monate ins Haus stehen. Dass die Bundesliga, und das mal ohne jeden Corona-Bezug, positiv komplett verrückt spielt!

Die prallste Fußball-Packung seit Jahren scheint es richtig in sich zu haben. Bis zum kommenden Mai wird es Spiele nur so hageln, in allen Wettbewerben. Die Saison ist kürzer, aber weder die Ligen, noch DFB-Pokal, Europa- oder Champions League wurden größenmäßig angepasst.

Heißt für Vereine und vor allem Spieler: Schwerstarbeit in Sicht, die Saison 2020/21 wird, wenn sie denn wie geplant laufen kann, die Beteiligten an ihre Grenzen bringen, sportlich und körperlich, aber sicher auch nervlich. Eine Belastungsprobe auf allen Ebenen - von der die Fans, mal egoistisch gedacht, durchaus profitieren können.

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Mehr als sonst, extremer als sonst

Denn die Fußball-Festspiele finden ja auch komplett im Fernsehen statt, wie eine packende Serie, es geht Schlag auf Schlag - und, das ist vielleicht das Beste, die großen und ständigen Herausforderungen für die Hauptdarsteller auf dem Rasen und in den Manager-Büros werden Überraschungen und Unvorhergesehenes mit sich bringen. Mehr als sonst, das dürfte klar sein - und extremer als sonst.

Die erfolgreichsten Super-Bayern, ohne Niederlage in 2020, verlieren plötzlich in Hoffenheim? Mit 1:4? Und eben diese Hoffenheimer führen die Tabelle an? Mit dem Neffen von Uli Hoeneß als Chef-Trainer?

Punktgleich mit dem, nicht falsch verstehen werte Fuggestädter, FC Augsburg? Dasselbe Augsburg, das unter Heiko Herrlich noch nie ein Heimspiel gewonnen hatte und jetzt mal eben den BVB 2:0 nach Hause schickte? Den Verein, der die spannendsten Supertalente Europas diese Saison in seiner Mannschaft hat?

Willkommen in der verrücktesten Bundesliga aller Zeiten!

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Wer soll denn diese Saison auch voraussagen?

Und dann ist da auch noch Arminia Bielefeld, der Aufsteiger, der erst bei den starken Frankfurtern einen Punkt ergattert und danach mal eben den 1. FC Köln die drei erhofften Punkte nimmt. Ach ja, und die Schalker - nervlich derart angeknockt, dass sie nach zwei Spieltagen ihren Wunschtrainer in den Zwangs-Urlaub schicken, weil die zusammengewürftelte Truppe aus Lange-nicht-Gewollten und Kurzfristig-Dazugeholten nicht geliefert hat. Gleich mal 0:8 bei den Bayern, die dann ja, genau, 1:4 in Hoffenheim.

Bundesliga, du machst uns Hoffnung. Auf eine Saison voller spannender Begegnungen, verrückter Geschichten und irrer Wendungen. Und was für viele auch noch ganz positiv dazu kommt: Die Chance für, nennen wir sie mal Außenseiter, in den nächsten Monaten in ihren Tipprunden richtig abzuräumen, war wohl selten größer. Denn, mal ehrlich, wer soll denn diese Saison auch voraussagen?

Mit anderen Worten: weiter geht's! Mehr als bereit für Spieltag drei!

Tobias Holtkamp, der Autor dieses Textes, war in der Chefredaktion von Sport Bild und Chefredakteur von transfermarkt.de. Heute berät er Sportler und Marken in ihrer inhaltlichen und strategischen Ausrichtung. Für SPORT1 schreibt Holtkamp als Chef-Kolumnist die wöchentliche "Bundesliga-Kolumne".

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