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Falsches Spiel um Kevin de Bruyne

Das Wechselspiel rund um Superstar Kevin de Bruyne verkommt zum Schmierentheater. Trotz gegenteiliger Aussagen des VfL Wolfsburg steht "KdB" vor dem Absprung. Doch wohin zieht es den Belgier letztlich? Und welche Rolle spielt der FC Bayern München in diesem Hickhack?

Von Nico Stankewitz

De Bruyne: Bleibt er oder geht er? (Bild: SID)
De Bruyne: Bleibt er oder geht er? (Bild: SID)

Es ist die Transfer-Soap des Sommers 2015: Während der belgische Superstar von Medienvertretern gejagt wird, haben beim VfL Wolfsburg längst die Planungen für die Zukunft begonnen – und zwar unter aller Augen. Beim mäßigen Auftritt des VW-Clubs am Sonntag gegen Frankfurt stand Kevin de Bruyne zwar auf dem Platz, aber nicht in der Rolle, in der er in der vergangenen Saison zum besten Spieler der Bundesliga wurde. Während Max Kruse auf de Bruynes Position zum besten Spieler auf dem Platz avancierte, spielte der einstige Hauptdarsteller unauffällig auf den Flügeln, im ersten Durchgang links, in der zweiten Halbzeit bis zu seiner Auswechslung auf der rechten Seite. Kaum verwunderlich, dass der Profi, der viele Ballkontakte für sein Spiel so nötig braucht wie Luft zum Atmen, so nie richtig ins Spiel fand. Nur einige wenige Male tauchte er in der zweiten Halbzeit im Zentrum auf, prompt meinte man Inspiration im Spiel der Niedersachsen zu spüren - für Sekunden war nochmal die alte Leichtigkeit da. Ansonsten: Biederes Handwerk. Max Kruse ist ein guter Spieler, aber keiner, der mit dem Ball am Fuß das Spiel seiner Mannschaft beherrscht wie „KdB“ und er ist auch kein echter Ballverteiler sondern eher ein hängender Mittelstürmer- und das ist zwar eine interessante Option für das VfL-Spiel, aber eher eine, die nicht mit de Bruyne zusammen passt.

Wolfsburg testet schon den Plan B

Klaus Allofs und Dieter Hecking führen seit Wochen ein Schmierentheater in Wolfsburg auf, geben sich kryptisch, vermeiden klare Statements und offensichtlich soll am Ende der Spieler derjenige sein, der sich in der öffentlichen Wahrnehmung aus finanziellen Gründen verabschiedet. Passend dazu wird Wolfsburg Superstar in peinliche Situationen gedrängt wie bei dem Sportbild-Award-Auftritt am Montagabend, als er sagte: „Ich, Kevin de Bruyne, werde auf jeden Fall diese Saison beim VfL Wolfsburg spielen“ – es allerdings dem Moderator Wort für Wort nachsprach – nicht unbedingt ein journalistisch sauberes Vorgehen. De Bruynes Berater Patrick de Koster ruderte dann auch sofort zurück: „Es wurde noch keine Entscheidung gefällt“ so der Berater in der Nacht gegenüber Sky. Es scheint allerdings, als wäre auch das nur die halbe Wahrheit, die Entscheidung scheint längst gefallen, es wird nur noch um die Ablösesumme gepokert – und zwar durch den Club, nicht von Seiten des Spielers, der in diesem Fall nicht der geldgierigste Teilnehmer an diesem Pokerspiel ist.

Klaus Allofs und Dieter Hecking verwirren mit widersprüchlichen Aussagen zum Thema de Bruyne. (Bild: SID)
Klaus Allofs und Dieter Hecking verwirren mit widersprüchlichen Aussagen zum Thema de Bruyne. (Bild: SID)

Das deutlichste und überraschendste Signal für einen sofortigen Wechsel gab es öffentlich bei dem Spiel am Sonntag: Wenn man einen Superstar unbedingt behalten will, dann versucht man ihn zumindest bis zum 1. September glücklich zu machen. De Bruyne wirkte jedoch alles andere als zufrieden mit seiner Nebenrolle. Es muss schon gute Gründe dafür geben, wenn man den besten 10er der Bundesliga im Team hat – ihn aber im ersten Bundesligaspiel der Saison nicht auf seiner besten Position einsetzt. Wolfsburg spielt bereits Plan B, auch wenn man öffentlich noch am Sonntag betonte, es gebe eben diesen nicht. Entscheidend dürfte sein, inwieweit Allofs einen klaren Plan hat, was bzw. wen man mit dem Geld verpflichten möchte. Davon, wie sinnvoll die etwa 65-70 Millionen für de Bruyne wieder investiert werden, hängt der Ausgang der kommenden Saison ab und natürlich auch die öffentliche Bewertung durch Fans ebenso wie - in diesem Fall noch wichtiger – die Einschätzung durch die Clubbesitzer von VW. Spekuliert wird mit Neuzugängen aus der Bundesliga wie Julian Draxler, Hakan Calhanoglu, Mario Götze(!), sowie z.B. mit Alvaro Morata (Juventus Turin) oder Isco (Real Madrid) – aber wer jetzt zu welchem Preis überhaupt zu bekommen ist, bleibt natürlich spekulativ.

Grätschen die Bayern nun doch rein?

Und welche Rolle spielt eigentlich der FC Bayern? Trotz der Aussage von Karl-Heinz Rummenigge, die Münchner würden bei dieser Personalie „nicht reingrätschen“, hat der Rekordmeister offenbar nachdrücklich sein Interesse signalisiert. Zumindest einige der Münchner Verantwortlichen halten de Bruyne für einen idealen Bayern-Spieler, schwer vorstellbar, dass die Münchner den besten Spieler der abgelaufenen Bundesliga-Saison so ohne Weiteres etwa zu Manchester City ziehen lassen würden, zumal weiterhin heftig über die Abgänge von Mario Götze und/oder Thomas Müller spekuliert wird. Es wäre keine Überraschung, wenn aus dieser Richtung eine neue Wendung in die Story kommen sollte, auch deswegen ist City bestrebt, den Deal noch in dieser Woche perfekt zu machen.