Das ist die Startelf für den Neubeginn der Nationalmannschaft

Spätestens mit dem Spiel gegen Weltmeister Frankreich sollte der WM-Kader der DFB-Elf endgültig vorüber sein. Doch auf welche Spieler kann Bundestrainer Joachim Löw in Zukunft vertrauen? Yahoo Sport legt sich fest: Diese Elf soll es richten.

Der Fokus liegt auf Frankreich: Die deutsche Nationalmannschaft trifft am Donnerstag auf den Weltmeister
Der Fokus liegt auf Frankreich: Die deutsche Nationalmannschaft trifft am Donnerstag auf den Weltmeister

Tor

Manuel Neuer: Der Bayern-Keeper bleibt Deutschlands Nummer eins. Als einziger aus dem WM-Kader erreichte Neuer in Russland sowas wie Normalform. Joachim Löw wurde vorgeworfen, durch die “Degradierung” von Marc-André ter Stegen kurz vor WM-Beginn und dafür den “Patienten” Neuer ins Tor zu stellen, das Leistungsprinzip über den Haufen geworfen zu haben. Daran mag etwas dran sein und Löw hat das auch auf der Pressekonferenz am Mittwoch erwähnt. Ter Stegen spielte eine herausragende letzte Saison beim FC Barcelona, während Neuer fast neun Monate verletzt war.

Letztlich hat Neuer bei der WM aber fehlerfrei gehalten. Und es gibt keine Veranlassung, einen gesunden Neuer aus dem Tor zu nehmen. Er ist Kapitän der Mannschaft und gefiel in der Aufarbeitung der WM-Blamage mit Klartext und und auch Selbstkritik.

Interessant war Löws Aussage am Mittwoch auf die Frage eines spanischen Journalisten, ob ter Stegen denn in absehbarer Zeit die Chance habe, Neuer zu verdrängen. Löws Antwort: “Manuel Neuer ist im Moment unsere Nummer eins.”

Abwehr

Joshua Kimmich: Der Bayern-Verteidiger hat eine schwache WM gespielt und vor allem taktische Fehler gemacht. Sein bedingungsloser Offensivdrang im ersten Spiel gegen Mexiko eröffnete dem Gegner reihenweise gefährliche Angriffe über Kimmichs rechte Abwehrseite.

Doch Kimmich bleibt auf rechts die klare Nummer eins im deutschen Team. Zum einen drängt sich eine Alternative nicht wirklich auf, zum anderen liefert Kimmich bei Bayern starke Spiele ab, auch zum Großteil schon in der letzten Saison.

Zudem könnte er sich langfristig zum Führungsspieler mausern. Kimmich ist ein angenehmer Gegenpart zur jungen Spielergeneration, die sich lieber auf die Zunge beißen, anstatt Dinge auch öffentlich kritisch zu hinterfragen. Das ist bei Kimmich anders. Nach dem verlorenen Pokalfinale des FC Bayern gegen Frankfurt sprach er von einer “weitgehend enttäuschenden Saison”.

Mats Hummels: Seit der WM 2014 Deutschlands Innenverteidiger Nummer eins. Hoch angesehen im Team, mit klarer Meinung und guten Leistungen. Bei Bayern wurde auch Hummels “Opfer” von Kovacs früh eingeführter Rotation. In der Nationalmannschaft ist er fester Bestandteil der ersten Elf.

Niklas Süle: Hummels/Boateng – dieses Innenverteidiger-Duo war bei Bayern und im DFB-Team über viele Jahre unantastbar. Doch mit Süle hat sich ein dritter deutscher Innenverteidiger auf Topniveau stabilisiert. Immer dann, wenn Süle in der letzten Saison gebraucht wurde, wie nach Boatengs Verletzung gegen Real Madrid, hat er geliefert.

Löw kann sich auf Süle verlassen, für Yahoo Sport mehr als auf Boateng. Der Weltmeister von 2014 hat noch immer an seinem geplatzten Wechsel zu Paris Saint-Germain zu knabbern und ist schon seit längerem nicht mehr unangefochten. Löw will einen Neuanfang, Süle ist der ideale Spieler dafür.

Nico Schulz: Kommt als Ersatz für Jonas Hector gegen Frankfurt wohl zum Einsatz. Für den Hoffenheimer ist es das Debüt im Nationaltrikot, dass er sich für seine Auftritte bei der TSG Hoffenheim auch verdient hat.

Für Yahoo Sport kommt langfristig aber ein anderer Spieler auf der linken Verteidigerposition infrage: Philipp Max vom FC Augsburg. Seine Nicht-Nominierung für die Spiele gegen Frankreich und Peru hat viele Experten verwundert.

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Mittelfeld

Toni Kroos: Unabhängig von der WM, bei der Kroos außer seinem Last-Second-Tor gegen Schweden viel zu wünschen übrig ließ, führt an ihm als Strippenzieher im Mittelfeld kein Weg vorbei. Wer mit Real Madrid als Stammspieler dreimal in Folge die Champions League gewinnt, gehört zweifellos zu den Allerbesten. Auf Kroos lastet aber im Kreise der DFB-Elf künftig auch mehr Druck: Er muss noch mehr in die Leaderrolle wachsen.

Leon Goretzka: Wie Süle ein idealer Spieler für den Neubeginn. Goretzka war Leistungsträger beim Confed Cup 2017 und schon bei der WM nah dran an der Startelf. Er ist der vielversprechendste deutsche Spieler im zentralen Mittelfeld mit hoher Qualität in Defensive und Offensive.

Goretzka feierte in Stuttgart sein Startelf-Debüt für den FC Bayern und brillierte dort nicht nur aufgrund seines sehenswerten Treffers zum 0:1. Er ist der perfekte Partner für Kroos auf der Sechser- oder Achterposition. Ärgster Konkurrent: Ilkay Gündogan.

Thomas Müller: Mancher Experte mutmaßte, dass Müller vorübergehend nicht zum DFB-Kader gehören könne. Löw hat aber ganz andere Pläne: Müller ist einer seiner wichtigsten Führungsspieler. Nach eineinhalb schwierigen Jahren bei Bayern unter Carlo Ancelotti blühte er in der letzten Saison unter Jupp Heynckes wieder auf und hat auch unter Niko Kovac – zumindest vorerst – einen Stammplatz. Zahlt dieses Vertrauen mit guten Leistungen und Toren zurück.

Noch ist Müller in der Nationalmannschaft “nicht über dem Berg”, aber wer ihn abschreibt, macht einen großen Fehler. Er kann der Mannschaft noch viel geben.

Marco Reus: Lucien Favre beförderte Reus zum Kapitän bei Borussia Dortmund. Trotz zahlreicher Rückschläge durch Verletzungen ist Reus nach wie vor einer der besten Offensivspieler in Deutschland. Er hat das gewisse Etwas, kann mit einer Aktion Spiele entscheiden. Zudem ist Reus auch außerhalb des Platzes gereift. Im “neuen” DFB-Team kommt ihm eine wichtige Rolle zu.

Leroy Sané: Bei der WM durfte er nicht mitmachen und mittlerweile hat der 22-Jährige auch im Verein Schwierigkeiten. City-Coach Guardiola warf Sané zuletzt aus dem Kader. Hinter vorgehaltener Hand wird in Manchester über Sané fehlende Disziplin auf, vor allem aber auch außerhalb des Platzes diskutiert.

Bei der Nationalmannschaft hat er nun die Chance, zu beweisen, dass er’s richtig drauf hat. Bislang stand er sich hin und wieder selbst im Weg. Dass es trotzdem ein Fehler war, ihn nicht mit nach Russland zu nehmen, hat auch Löw mittlerweile eingesehen.

Leroy Sané ist das Aushängeschild im deutschen Fußball, der junge Spieler mit den besten Chancenauf eine Weltkarriere. Für Löw und die DFB-Elf ist er in den nächsten Jahren unverzichtbar – wenn er kapiert, dass auch Leidenschaft und Einsatz dazugehören.

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Angriff

Timo Werner: Mangelnden Einsatz bei der WM kann man Werner nicht vorwerfen. Er gehörte zu den ganz wenigen, die passable Spiele ablieferten. Die Zukunft im Sturm der DFB-Elf gehört ihm. Löw bevorzugt schnelle Spieler, die nicht nur im Zentrum ausharren, sondern auch weite Wege gehen für Flüglspiel und Defensivarbeit.

Mit Nils Petersen ist zwar ein Strafraumstürmer wieder nominiert worden, doch Werner ist gesetzt. Allerdings muss er sich nach einer eher durchwachsenen Saison in Leipzig steigern und den nächsten Schritt machen. In den ersten Saisonspielen fiel er eher durch fahrlässiges Verwerten von Torchancen auf.