Werbung

Debatte um Geld im Frauen-Fußball: Woher nehmen, wenn nicht stehlen?

Die Frauen-WM in Frankreich (7. Juni bis 7. Juli) hat eine erneute Debatte um die Bezahlung der Fußballerinnen hervorgerufen. Die Verhältnismäßigkeit wird dabei allerdings oftmals außer Acht gelassen. Ein Kommentar.

Die US-Damen gewannen 2015 das Finale der Frauen-WM. (Bild: Getty Images)
Die US-Damen gewannen 2015 das Finale der Frauen-WM. (Bild: Getty Images)

Wir alle würden Ada Hegerberg gerne in Frankreich für Norwegen spielen sehen. Tatsächlich aber wird die 23-Jährige nur im TV als Expertin auftreten. Die Ballon-d’Or-Gewinnerin von 2019 spielt seit zwei Jahren nicht mehr für den Verband ihres Landes. Differenzen beim Geld sind die Ursache.

Nicht nur Hegerberg fordert mehr monetäre Wertschätzung. Auch die Nationalmannschaft Australiens ist alles andere als zufrieden mit den Summen, die die FIFA im Rahmen der WM 2019 ausschütten wird. Von Diskriminierung ist die Rede, Fairness wird eingefordert.

John Didulica, Chef des australischen Fußball-Verbands, forderte von der FIFA eine Erhöhung der ausgeschütteten Preisgelder von 30 auf 57 Millionen US-Dollar. Der Vergleich zu den Männer ist allerdings alles andere als sinnvoll.

Frauen-Fußball: Vergleich mit den Männern ist nicht gerecht

Das sollte den Australiern ebenso bewusst sein wie Hegerberg. Denn - und das ist ein Fakt - der Frauen-Fußball ist im Vergleich zum männlichen Pendant nicht mehr als eine Randsportart.

Natürlich hat die Aufmerksamkeit in den letzten Jahren ebenso zugenommen wie die Qualität der Spiele, aber letzten Endes kann nicht mehr ausgeschüttet werden als erwirtschaftet wird. Während der männliche Fußball einen global hochrelevanten Wirtschaftszweig darstellt, sind die Frauen davon meilenweit entfernt.

Das heißt nicht, dass ihre Leistungen und ihr sicherlich nicht geringeres Engagement nicht wertgeschätzt gehören. Aber die aufgestellten Forderungen sind schlichtweg realitätsfern.

FIFA schüttet bereits anteilig große Summen an Frauen-Teams aus

Jeder der teilnehmenden Verbände an der Frauen-WM 2019 wird mindestens 750.000 US-Dollar erhalten. Das entspricht nur 7,5 Prozent dessen, was die Männer 2018 erhalten haben. Aber, und das ist der entscheidende Punkt, die FIFA schüttet anteilig fast das Doppelte der Einnahmen an die Frauen aus als an die Männer.

Das ist das simple Prinzip von Angebot und Nachfrage. Wer hohe Aufmerksamkeit generiert, darf mit hohen Einnahmen rechnen. 80 Millionen Menschen sahen das Finale der Frauen-WM 2015. 1,2 Milliarden Menschen sahen das Finale der Männer-WM 2019. Das sind etwa 6,7 Prozent - und damit sogar weniger als die FIFA anteilig an Geld ausgab.

Der Vergleich zwischen Frauen- und Männer-Fußball stellt sich schlicht nicht. Die Bedingungen sind gänzlich anders. Das einzige Mittel dagegen: Mehr Menschen vom weiblichen Fußball begeistern, Vorurteilte abbauen und damit langfristig die Einschaltquoten erhöhen.

Das könnte Sie auch interessieren: