Der australische Trump-Interviewer Jonathan Swan wird zum Internet-Star
Ein australischer Journalist ist nach einem unglaublichen Interview mit Präsident Donald J. Trump über Nacht zum viralen Hit geworden.
Der Australier Jonathan Swan, der für die Nachrichten-Webseite Axios arbeitet, hatte den Präsidenten getroffen, um dessen Antwort auf die Coronavirus-Krise in den USA zu besprechen. Das ungeschnittene Interview dauerte 37 Minuten und wurde am Montag, dem 3. August von HBO ausgestrahlt.
Seitdem kursieren Ausschnitte der langen Unterhaltung in den sozialen Medien, die viral gingen. Die langen und verdrehten Antworten des Präsidenten auf die Fragen des Reporters sorgen für Kopfschütteln – und Jonathans verblüffte Reaktionen werden gefeiert.
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Ein Clip des Interviews hat über 44 Millionen Views, während das vollständige Interview auf YouTube nur knapp 10 Millionen Mal angesehen wurde.
Die Themen des Gesprächs waren die Coronavirus-Pandemie, die Black-Lives-Matter-Bewegung und die Beziehung des Landes zu China. Der Präsident gab im Laufe des Gesprächs ein paar wirklich sehr seltsame Antworten und wurde von vielen als totaler „Autounfall“ bezeichnet.
Für den politischen Reporter von Axios, Jonathan Swan, war das Interview dagegen ein totaler Erfolg: Seine prägnanten Fragen und sein hartnäckiges Streben nach einer klaren Antwort brachten ihm internationalen Ruhm ein. Viele Branchengrößen lobten seinen Interviewstil.
Jeffrey Goldberg, Redakteur des Atlantic, beschrieb das Interview als „eines der besten Interviews, das ich je gesehen habe“ und die australische Journalistin Leigh Sales twitterte, das Interview sei ein „Volltreffer“ gewesen.
This is just an absolute cracker of an interview - easily the best I’ve seen with Trump. @jonathanvswan has nailed the tone, the questions, the calling out of BS. It’s great journalism but it’s also massively entertaining. https://t.co/I8MEhz1ltM
— Leigh Sales (@leighsales) August 4, 2020
@jonathanvswan hat den Ton, die Fragen und das klare Benennen des Bullshits auf den Punkt gebracht“, schrieb sie. „Es ist großartiger Journalismus, aber auch extrem unterhaltsam.
Jonathan Swans Reaktion auf Trump wurde zum Twitter-Meme
Das, was den Internet-Usern am meisten auffiel, waren jedoch nicht das Durcheinander seltsamer Reaktionen des Präsidenten oder die überwältigende Berichterstattung, sondern Jonathans urkomische Gesichtsausdrücke. Diese führten zu einer Welle an witzigen Memes auf Twitter, die ihn als „das Gesicht 2020“ bezeichnen.
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Das Interview selbst wird mit einem satirischen Comedy-Sketch verglichen. Der Teil, als Swan Trump nach dem Prozentsatz der Todesfälle durch das Coronavirus fragt, ist besonders beliebt.
„Das offizielle Gesicht von 2020 #JonathanSwan“
Wenn man die Schwere des Virus anhand der Todesfälle ins Verhältnis zur Zahl der Fälle setzt, kann man ablesen, wie ernsthaft das Virus und wie effektiv die Behandlung der Infizierten ist. Die Prozentzahl an der Gesamtbevölkerung spiegelt dagegen die Erkrankungsrate wider, bei der die USA extrem schlecht abschneiden.
.@jonathanvswan: “Oh, you’re doing death as a proportion of cases. I’m talking about death as a proportion of population. That’s where the U.S. is really bad. Much worse than South Korea, Germany, etc.”@realdonaldtrump: “You can’t do that.”
Swan: “Why can’t I do that?” pic.twitter.com/MStySfkV39— Axios (@axios) August 4, 2020
@jonathanvswan: „Oh, Sie beziehen die Todesfälle auf die Gesamtzahl der Infizierten“, merkt er an. „Ich spreche über die Todesfälle bezogen auf die gesamte Population. Darin schneidet die USA sehr schlecht ab. Sehr viel schlechter als Südkorea, Deutschland, etc.“ @realdonaldtrump: „Das können Sie nicht machen.“ Swan: „Warum kann ich das nicht machen?“
In einem anderen denkwürdigen Moment in den ersten paar Minuten des Interviews nimmt Swan den Präsidenten zu seiner Haltung ins Kreuzverhör, die Pandemie sei „unter Kontrolle“.
„Nun, was ist Ihre Definition von Kontrolle?“, fragte Trump als Antwort, „Unter den gegebenen Umständen glaube ich, dass sie unter Kontrolle ist.“
„Wie?“, feuert Swan zurück. „Eintausend Amerikaner sterben pro Tag.“
„Sie sterben, das stimmt“, räumt der Präsident ein. „Und es ist, wie es ist. Aber das bedeutet nicht, dass wir nicht alles in unserer Macht Stehende tun. Es ist unter Kontrolle, soweit man es kontrollieren kann.“
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Die Phrase „es ist, wie es ist“ wurde anschließend vom Präsidentschaftskandidaten der Demokraten Joe Biden aufgegriffen, der den Präsidenten in einem vernichtenden Video anprangert.
Thousands of Americans are dying every week. The President's response?
"It is what it is." pic.twitter.com/GT59hr14kb— Joe Biden (@JoeBiden) August 4, 2020
Tausende von Amerikanern sterben jede Woche. Die Antwort des Präsidenten?
„Es ist, wie es ist.“
Der Reporter hinter dem Interview und den späteren Memes, Jonathan Swan, wurde in Sydney geboren, lebt nun allerdings in den USA.
Der 35-Jährige ist der nationale politische Korrespondent für die Nachrichten-Webseite Axios.
Axios wurde von den Gründern von Politico gestartet, die ursprünglich für die Washington Post arbeiteten. Die Seite ist bekannt für ihr Insiderwissen und die präzise Berichterstattung über die US-Politik.
Das ist Jonathan Swans bisherige berufliche Karriere
Jonathan ist der Sohn von Dr. Norman Swan, ABC-Reporter, der fast vier Jahrzehnte lang über Gesundheitsthemen berichtete.
Im Alter von 26 Jahren begann er beim Sydney Morning Herald zu arbeiten und sammelte bei der Wahl 2013 erste Erfahrungen mit politischer Berichterstattung. Damals zerstörte bekanntlich Tony Abbot Kevin Rudd mit einem Erdrutschsieg.
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Später erhielt er ein Stipendium der American Australian Association, um amerikanische Geschichte und Politik an der John Hopkins University zu studieren. Seit dieser Zeit ist er in den USA geblieben. Zunächst begann er im Kongress, dann ergatterte er eine Rolle bei The Hill, einer Nachrichten-Webseite in Washington D.C.
Er interviewte auch schon Trumps Schwiegersohn Jared Kushner – sehr hartnäckig
Seit 2017 gehört er zum Team von Axios und hat sich seitdem einen Namen als einer der wenigen Journalisten gemacht, die Insider-Zugang zu Trump haben. Er wurde berühmt für seine schonungslose und prägnante Berichterstattung über Washington. Aufmerksamkeit erregte er 2019, als er sich mit Trumps Schwiegersohn Jared Kushner in einem ähnlich hartnäckigen Interview zusammensetzte, um mit ihm über den wahrgenommenen Rassismus des Präsidenten zu sprechen.
Er ist mit Politico-Journalistin Betsy Woodruff verheiratet und die beiden erwarten im nächsten Monat ihr erstes gemeinsames Kind.
Penny Burfitt
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