Werbung

Der gefährliche Ego-Trip des Robert Lewandowski

Schwache Leistungen in den Top-Spielen, ein verweigerter Handschlag und eine neuerliche Provokation: Robert Lewandowski driftet bei Bayern immer mehr in die Isolation ab. Die Ehe Lewandowski/Bayern hat so keine Zukunft mehr. Der Stürmer will ohnehin weg, hat aber gleich zwei Probleme zu lösen.

Von Yahoo Sport-Redakteur Tommy Gaber

Robert Lewandowski spielt seit 2014 für den FC Bayern München
Robert Lewandowski spielt seit 2014 für den FC Bayern München

Am Sonntag hatten die Spieler des FC Bayern frei, zum ersten Mal seit Ende März. Die Flut an englischen Wochen ließ kein Seele baumeln zu, erst am Sonntag durften die Spieler mal wieder faulenzen.

Robert Lewandowski machte sich in seinem Garten im Liegestuhl lang. Ein Instagram-Shot zeigt ihn lässig mit Sonnenbrille und offenem Jeans-Hemd. Im Grunde ein “harmloses” Bild. Doch Lewandowski hatte noch eine pikante Botschaft parat. Bei genauerem Hinsehen entdeckt man links unten ein Emoji, das den Zeigefinger auf den Mund legt. Lewys Rat an alle Kritiker: Schweigt!

Robert Lewandowski relaxt im Liegenstuhl. (Bild: https://www.instagram.com/_rl9/)
Robert Lewandowski relaxt im Liegenstuhl. (Bild: https://www.instagram.com/_rl9/)

Lewy wird immer mehr isoliert

Es ist die vorläufig letzte Provokation von Lewandowski und das vorläufig letzte Kapitel einer Geschichte, die für beide Seiten eigentlich nicht gut ausgehen kann. Nicht für den FC Bayern und auch nicht für den Stürmer. Lewandowski scheint sich immer weiter von seinem Arbeitgeber zu entfernen und selbst mannschaftsintern wird hinter vorgehaltener Hand über sein Ego diskutiert. Lewandowski driftet immer mehr in die Isolation ab.

Alles begann Ende der letzten Saison, als sich Lewandowski nach dem 34. Spieltag öffentlich beschwerte, seine Mitspieler hätten ihm nicht genügend brauchbare Bälle serviert. Vor Jahresfrist kämpfte er mit Dortmunds Pierre-Emerick Aubameyang um die Torjägerkrone – der Gabuner entschied das Duell mit 31 Toren für sich, Lewandowski kam auf 30 Treffer.

Mit seinem Berater-Wechsel zu Pini Zahavi hatte der Pole nur eins im Sinn: den Transfer zu Real Madrid. Zahavi fädelte den 222-Millionen-Euro-Deal um Neymar ein und hat schon ganze Fußballklubs verkauft. Lewandowski hat seine Karriere generalstabsmäßig geplant. Über das Springbrett Borussia Dortmund ging es zum FC Bayern und weil der beste deutsche Klub nicht gleichzeitig der beste Klub Europas, bzw. der Welt ist, kann es für Lewandowski nur eine Lösung geben: Real Madrid.

Schwach gegen Sevilla und Madrid

Es gab in den letzten Wochen genügend Anzeichen dafür, dass der 29-Jährige nicht mehr voll bei der Sache ist. Lewandowski wirkte öfter lustlos im Training und auch in wichtigen Spielen. In beiden Champions-League-Viertelfinalspielen gegen den FC Sevilla war er nahezu unsichtbar und in den heißen Fights gegen Real Madrid wurde seine Torgefährlichkeit und Kaltschnäuzigkeit (einmal mehr) vermisst.

Beim 3:1-Sieg in Köln erzielte Lewandowski sein 29. Saisontor, diskutiert wurde anschließend aber nur über seine Geste nach der Auswechslung. Lewandowski verweigerte Jupp Heynckes den Handschlag und wurde vom Trainer auf der Pressekonferenz wie ein Schuljunge öffentlich zurechtgewiesen. “Die Auswechslungen beim FC Bayern nimmt immer noch der Trainer vor. Daran hat sich jeder Spieler zu halten. Der Boss bin ich – sonst keiner”, sagte Heynckes unmissverständlich.

Paul Breitner, Bayern-Intimus, Ex-Spieler und langjähriger Botschafter des Vereins, legte bei am Sonntag beiSport1 nach: “Er hat nicht gelernt, was Respekt ist dem Trainer und der Mannschaft gegenüber. Es wird immer schwieriger für ihn, Unterstützung von der Mannschaft zu erhalten. Die wird sich fragen, ob sie so einen Typ noch bei sich haben will. Lewandowski denkt nicht ansTeam, sondern effektiv nur: ich, ich, ich”.

Zudem vermutet Breiter ein “Riesen-Problem mit der Selbsteinschätzung. Ein Stürmer, der von sich glaubt, auf einer Ebene mit Ronaldo zu sein, muss das auch mal zeigen, wenn es drauf ankommt.” Rumms, das hat gesessen.

Lewy immer noch unverkäuflich?

Vor ein paar Wochen, als Lewandowski bei der Klubführung angeblich den Wunsch hinterlegt hat, den Verein im Sommer verlassen zu wollen, trat Karl-Heinz Rummenigge ordentlich auf die Bremse: Lewandowski seit unverkäuflich, basta! Doch die Entwicklung hat eine Dynamik angenommen, die es für beide Seiten schwierig machen würde, die nächsten Jahre gemeinsam anzugehen. Ab sofort steht der Pole im Schaufenster.

Doch Lewandowski hat zwei Probleme: Die Bayern sitzen am längeren Hebel. Ein Verein müsste schon etwa 100 Millionen Euro Ablöse bezahlen, schließlich hat der Pole noch bis 2021 Vertrag. Einen Fall Aubameyang oder Dembele, die sich beide von Borussia Dortmund weggestreikt haben, wird es beim FC Bayern nicht geben. Notfalls sitzt Lewandowski halt auf der Tribüne.

Zum anderen hat Lewys Traumziel Real Madrid nicht unbedingt Bedarf. Karim Benzema hat im Rückspiel gegen die Bayern mit seinem Doppelpack bewiesen, dass er es in den großen Spielen immer noch drauf hat. Im Gegensatz zu Lewandowski. Im Fokus der Königlichen stehen mittlerweile andere Stürmer: Neymar und Mohamed Salah.

Die Bayern entscheiden

Die Bayern entscheiden. Sie müssen der Frage nachgehen, ob sie mit einem lustlos wirkenden, egozentrischen Stürmer ihre Ziele erreichen können und was das für das Binnenklima der Mannschaft bedeutet. Wollen sie dem neuen Trainer Niko Kovac gleich ein “Problem” an die Hand geben? Und sie müssten im Verkaufsfall adäquaten Ersatz besorgen.

Der Sommer dürfte spannend werden hinsichtlich der Personalie Robert Lewandowski. Die Transferfrist läuft bis 31. August. Solange läuft auch die Zusammenarbeit zwischen Lewandowski und Pini Zahavi…