Der Thronfolger: Wird Donald Trump Jr. eines Tages US-Präsident?

Bereitet Donald Trump seinen ältesten Sohn als Nachfolger für die Präsidentschaft vor? Was eine Präsidentschaft von Don Jr. für die USA bedeuten könnte.

Hat nicht nur den Namen mit seinem Vater gemein: Donald Trump Jr. vertritt auch die politische Linie des US-Präsidenten voll und ganz. (Bild: REUTERS/Kevin Lamarque)
Hat nicht nur den Namen mit seinem Vater gemein: Donald Trump Jr. vertritt auch die politische Linie des US-Präsidenten voll und ganz. (Bild: REUTERS/Kevin Lamarque)

Auf dem Parteitag der Republikaner wurde offensichtlich, wie sehr sich die Macht innerhalb der Partei inzwischen um den Trump-Clan konzentriert. Von den Hauptrednern trugen fast alle den Nachnamen Trump. Besonders Donald Trump Jr. bekam eine zentrale Rolle bei der virtuellen Veranstaltung, auf der sein Vater für die Wiederwahl aufgestellt wurde. Dies schürt nun Spekulationen, dass der älteste Trump-Sohn womöglich zum Nachfolger Donald Trumps als nächster republikanischer Kandidat aufgebaut werden könnte. Einst eher belächelt, ist Don Jr. im Schatten seines Vaters zu einem politischen Player herangewachsen.

Treuer Verteidiger des Vaters

Bei seiner Rede zum Auftakt des Parteitags gab sich Don Jr. als Verteidiger seines Vaters. Er behauptete, Donald Trump habe sich in der Corona-Krise als standhafter Anführer bewiesen. Er zeichnete, wie viele andere Redner auch, ein düsteres Szenario, sollten die Demokraten die Wahl im November gewinnen: “Sie wollen uns in die Unterwerfung zwingen”, so Trump Jr. “Wenn sie erfolgreich sind, wird es nicht mehr länger eine schweigende Mehrheit sein. Es wird eine zum Schweigen gebrachte Mehrheit sein”, warnte der 42-Jährige die republikanischen Anhänger.

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Noch bizarrer war allerdings der Auftritt seiner Partnerin. Kimberly Guilfoyle hielt eine Rede, in der sie nahezu durchgehend schrie. Die Ex-Frau des kalifornischen Gouverneurs Gavin Newson trat als Cheerleaderin der aktuellen republikanischen Wortführer auf. Sie beschwor die Großartigkeit Amerikas unter Trump, während sie gleichzeitig die schlimmsten Visionen eines demokratisch geführten Landes ausmalte.

Gemeinsam war dem Paar, dass sie die Konkurrenz, die demokratischen Präsidentschaftskandidaten Joe Biden und Kamala Harris, hart angingen. Die Demokraten sollen, so die Strategie, als extrem und linksradikal gezeichnet werden. Eine Rolle, die vor allem Don Jr. auch in den kommenden Wochen des Wahlkampfs zufallen dürfte. Schon bisher sprang der Junior seinem Vater immer wieder per Tweet zur Seite, wenn es gegen den politischen Gegner ging. Dabei folgt Trump Jr. eng der politischen Linie seines Vaters. Die BBC bezeichnete ihn als “Trumpier als Trump”. Und sein Auftritt auf dem Parteitag unterstrich diesen Eindruck. Die Demokraten seien gegen “Schule, Kirche und Arbeit”, sagte er in seiner Rede. Dafür aber unterstützten sie “Aufstände, Plünderungen und Vandalismus”. Diese Behauptung richtete sich gegen die seit Monaten aufbrandenden Unruhen, die sich gegen rassistische Polizeigewalt in den USA richten.

Beliebt bei der Basis. Don Jr. hat sich zum heimlichen Star der Trump-Truppe gemausert. (Bild: REUTERS/Carlo Allegri)
Beliebt bei der Basis. Don Jr. hat sich zum heimlichen Star der Trump-Truppe gemausert. (Bild: REUTERS/Carlo Allegri)

Sehr präsidial ist das Auftreten von Don Jr. nicht. Aber das Beispiel seines Vaters zeigt, dass es die klassischen politischen Attribute auch nicht mehr braucht, um in einem politisch gespaltenen Land die Stimmen der Konservativen zu holen und sich an ihre Spitze zu setzen. Die Trump-Basis verehrt Don Jr. geradezu. Der “No-Nonsense”-Stil des leidenschaftlichen Großwildjägers kommt bei der Bevölkerung im ländlichen Teil der USA gut an. In Sachen Waffengesetze geht er sogar noch weiter als sein Vater, auch beim Bau der Grenzmauer zu Mexiko stand er in der ersten Reihe. Konservative Politikberater schwärmen von seiner Ausstrahlung und der Fähigkeit, einen Raum zu begeistern.

Hart am rechten Rand

Sollte Trump also die Wahl im November gewinnen, so ist es nicht gänzlich unwahrscheinlich, dass er seinen Ältesten zum politischen Nachfolger heranzieht. Es wäre nicht das erste Mal, dass ein republikanischer Präsident auf seinen Vater folgt. George W. Bush zog als 43. US-Präsident ins Weiße Haus ein, wo er von 2001 bis 2009 zwei Amtszeiten verbrachte. Sein Vater George Bush Senior hatte von 1989 bis 1993 eine Amtszeit das höchste Amt der USA inne gehabt. Don Jr. leitet momentan die Geschäfte der Trump-Familie als Vize-Präsident, doch ist längst hauptberuflich in politischer Mission unterwegs. In die Kampagnen seines Vaters war er von Beginn an involviert. Jüngst veröffentlichte er sein neues Buch “Triggered”, das sich wie eine Abrechnung mit der Familie Biden und der liberalen Politik der Demokraten liest. Don Jr. umgibt sich mit Vertretern aus der hart-rechten Fraktion. Die Gruppe nennt sich “das Wolfsrudel” und besteht unter anderem aus Partei-Hardliner Matt Gaetz. Dies wäre wohl auch der Kern seiner eigenen politischen Stoßrichtung.

Trump Jr. und die Russland-Affäre

Seine Rolle in der Russland-Affäre vor der Wahl 2016 könnte seinen politischen Ambitionen allerdings zum Hindernis werden. Damals hatte er sich nachweislich mit der russischen Anwältin Natalia Veselnitskaya getroffen, um die Möglichkeit der Wahlkampfhilfe gegen Hillary Clinton durch Russland zu eruieren. Zunächst log Don Jr. über das sogenannte Trump-Tower-Meeting, bis er sich durch Medienveröffentlichungen nach und nach gezwungen sah, das Treffen und seine Absichten einzuräumen. Sein Vater stellte sich schützend vor ihn und spielte seine Rolle bei den Treffen herunter. In der Öffentlichkeit wurde das Bild eines naiven Zöglings verbreitet, der sich der Konsequenzen nicht bewusst gewesen sei. Dies hat sich nun grundlegend geändert, auch Donald Trump äußert sich nun lobend über seinen Sohn.

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Ein Trump-Sohn im Amt würde unter anderem auch bedeuten, dass sich der Kreis um Donald Trump in Zukunft wenig Sorgen um Strafverfolgung machen müsste. Auch jetzt hat der amtierende US-Präsident seine Macht schon genutzt, um Günstlinge, die ihm die Treue hielten, aus der Haft zu befreien. So erließ er seinem Vertrauten Roger Stone dessen Haftstrafe, noch bevor er sie überhaupt antreten musste. Auch Stone war nachgewiesen worden, in der Russland-Affäre eine aktive Rolle gespielt zu haben. Er war wegen Falschaussage, Zeugenbeeinflussung und Justizbehinderung zu 40 Monaten Gefängnisstrafe verurteilt worden. Bis Trump ihn laufen ließ.

An der Wahl im November hängt nicht nur das Schicksal von Donald Trump. Sollte sein Sohn ihm zur Wiederwahl verhelfen, richten sich auch dessen Ambitionen auf das Weiße Haus. Auf Wahlkampfveranstaltungen rufen ihm die Anhänger bereits immer wieder eine Zahl zu: “46, 46”. Denn das wäre die Nachfolge seines Vaters, des 45. US-Präsidenten.

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