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Deutsche Industrie rutscht bedrohlich ab: Aufträge bleiben im April erneut um zehn Prozent unter dem Vorjahr

Deutschland in der Rezession: Die Industrie hat im April rund zehn Prozent weniger Aufträge erhalten als vor einem Jahr.  - Copyright: Picture Alliance
Deutschland in der Rezession: Die Industrie hat im April rund zehn Prozent weniger Aufträge erhalten als vor einem Jahr. - Copyright: Picture Alliance

Die deutsche Industrie steht unter großem Druck. Im April gingen die Auftragseingänge noch einmal um 0,4 Prozent zurück. Das kleine Minus hat großes Gewicht, weil es auf den Einbruch um 10,9 Prozent im März folgte. Im Vergleich zum Vorjahresmonat bekamen die deutschen Industrieunternehmen im April 9,9 Prozent weniger Aufträge.

Ökonom Ralph Solveen von der Commerzbank sprach von schwierigen Zeiten für die deutsche Industrie. Zwar dürfte die Produktion noch einige Monate durch die in der Corona-Pandemie liegengebliebenen Aufträge gestützt werden. „In der zweiten Jahreshälfte droht aber ein deutlicher Rückgang, der maßgeblich dazu beitragen dürfte, dass die deutsche Wirtschaft insgesamt in der zweiten Jahreshälfte schrumpfen wird.“

Die Aussichten für das Wirtschaftswachstum in Deutschland haben sich in den jüngsten Wochen wieder deutlich verschlechtert.
Die Aussichten für das Wirtschaftswachstum in Deutschland haben sich in den jüngsten Wochen wieder deutlich verschlechtert.

Die schlechten Zahlen reihen sich in eine Vielzahl negativer Nachrichten aus der jüngsten Zeit ein. Mit dem Ifo-Geschäftsklima und den ZEW-Konjunkturerwartungen zeigen zwei wichtigen Indikatoren für die deutsche Konjunktur wieder nach unten. Im ersten Quartal ging das Bruttoinlandsprodukt (BIP) um 0,3 Prozent zurück. Bereits im vierten Quartal war das BIP um 0,5 Prozent geschrumpft. Deutschland befindet sich damit in einer Rezession.

Deutsche Industrie vor schwerem Jahr

„Nach dem starken Einbruch im März entwickelten sich die Auftragseingänge auch am Anfang des zweiten Quartals insgesamt schwach“, kommentierte das Wirtschaftsministerium die Zahlen des Statistischen Bundesamtes. Allerdings sei der Auftragsbestand noch immer auf vergleichsweise hohem Niveau. „Insgesamt deuten die schwachen Auftragseingänge aber noch nicht auf kurzfristige Wachstumsimpulse für die Industrieproduktion hin.“

Für Belastung sorgen aktuell vor allem ausbleibende Großaufträge. Ohne diese schwankungsanfällige Komponente wären die Gesamtaufträge von März auf April um 1,4 Prozent gestiegen. Aus dem Inland bekamen die deutsche Industriefirmen im April etwas mehr Aufträge, aus dem Ausland nahmen sie ab. Weniger bestellt wurden Investitions- und Konsumgüter. Die Bestellung von Vorleistungsgütern zog an.

Das Wirtschaftsministerium wies darauf hin, dass nicht alle Industriebranchen weniger Aufträge erhielten. Zuwächse hätten die Bereiche Kraftfahrzeuge und Kfz-Teile sowie chemische Erzeugnisse verzeichnet. Rückgänge habe es bei Pharma und Maschinenbau.

Mit Material von dpa.

Die EZB will in der kommenden Woche erneut die Leitzinsen erhöhen.
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