Deutscher NHL-Star trauert um rechte Ikone

Deutscher NHL-Star trauert um rechte Ikone

Ein früherer deutscher Eishockey-Nationaltorhüter bekundet seine Trauer für einen verstorbenen Radiomoderator.

Es klingt erstmal nach einem unverfänglichen Geschehnis. Aber es hat einigen Staub aufgewirbelt.

Rush Limbaugh, der Radiomoderator um den es geht, war - vorsichtig ausgedrückt - eine überaus kontroverse Figur. So kontrovers, dass ein schlichtes "#RIP" ausreichte, um eine kleine Lawine um Thomas Greiss auszulösen.

Und es ist bekanntermaßen nicht das erste Mal, dass sich der 35 Jahre alte NHL-Goalie der Detroit Red Wings mit seinen politischen Ansichten ins Kreuzfeuer begibt.

Thomas Greiss zog bei WM 2017 Ärger auf sich

Der in Füssen geborene, aber seit langem in den USA lebende Greiss ist bekennender Anhänger des abgewählten US-Präsidenten Donald Trump - in einem Maße, das während der WM 2017 zum Politikum geworden war.

Damals war bekannt geworden, dass Greiss im Zuge des Präsidentschafts-Wahlkampfs 2016 Instagram-Likes für indiskutable Beiträge verteilt hatte: Ihm "gefiel" etwa eine stilisierte Grafik Trumps, in der er der als böse Sagengestalt Medusa dargestellten Gegenkandidatin Hillary Clinton den Kopf abschlug - und auch ein Bild Adolf Hitlers, in dem dieser mit Clinton verglichen wurde ("Nie verhaftet, nie verurteilt. Genauso unschuldig wie Hillary").

Die Enthüllung schlug so hohe Wellen, dass DOSB-Präsident Alfons Hörmann mit einem Bann für Olympia 2018 drohte (für die Greiss aber wegen seiner NHL-Verpflichtungen ohnehin kaum in Frage gekommen wäre).

Der DEB verzichtete damals auf Konsequenzen, Greiss' Nationalmannschafts-Karriere scheint inzwischen aber dennoch beendet zu sein - auf die WM 2019 verzichtete er von sich aus.

Auch in seiner Wahlheimat handelte Greiss sich mit seinem Social-Media-Verhalten Ärger ein, die New York Islanders - sein damaliger Klub - distanzierten sich, Greiss bat letztlich um Entschuldigung und sprach von einem "Fehler". Sein Trauer-Post für Limbaugh manövriert ihn aber nun wieder in unruhiges Fahrwasser.

Rush Limbaugh verspottete einst AIDS-Tote

Limbaugh, am Mittwoch im Alter von 70 Jahren an Lungenkrebs verstorben, war in den USA eine Ikone der politischen Rechten und ein Wegbereiter Trumps - der ihn noch im vergangenen Jahr wohl auch deshalb mit der "Presidential Medal of Freedom" ehrte.

Mit seiner "Rush Limbaugh Show" war Limbaugh ein einflussreicher Meinungsmacher und Agenda-Setter, der auch vor fragwürdigen Methoden nicht zurückschreckte: Wiederholt verbreitete er Verschwörungstheorien, etwa die auch von Trump bediente Behauptung, dass Barack Obama nicht in den USA geboren und daher ein illegitimer Präsident gewesen sei. Bei seinen politischen Gegnern galt er wegen solcher Kampagnen als Hetzer.

Eine besonders üble Idee, die auf Limbaughs Konto ging: In den achtziger Jahren machte er sich in einem Segment namens "AIDS Update" über Homosexuelle lustig, die an der Geschlechtskrankheit verstorben waren.

Es war eine der wenigen Grenzüberschreitungen, die Limbaugh später öffentlich bedauerte - eine Reizfigur ist er dennoch über seinen Tod hinaus geblieben, nicht nur für die LGBT-Community.

"Mr. Greiss, ich liebe Sie als Eishockeyspieler ..."

Vor diesem Hintergrund ist auch Greiss' Trauerbild für Limbaugh schnell zum Reizpunkt geworden, in den Kommentaren giften sich liberale Kritiker und rechtskonservative Verteidiger Limbaughs gegenseitig an.

Während Letztere Greiss für seine Positionierung loben, halten die Kritiker Greiss Limbaughs Verfehlungen vor. Unter anderem meldete sich auch ein User zu Wort, der behauptet, persönlich von Hass-Attacken Limbaughs betroffen gewesen zu sein.

"Mr. Greiss, ich liebe Sie als Eishockeyspieler und respektiere sie als Mensch", führt er aus: "Ich möchte Sie aber wissen lassen, dass mein Onkel, nach dem ich benannt bin von Mr. Rush Limbaugh verspottet wurde. Nicht nur dafür, dass er AIDS hatte, sondern auch dafür, dass er daran gestorben ist. Heute ist also ein guter Tag für mich. Es tut mir leid, dass dieser Verlust Sie schmerzt. Mir aber hat es Schmerzen bereitet, seine Stimme hören zu müssen."

Greiss hat diesen und alle weiteren Reaktionen auf seinen Post bislang unkommentiert stehen gelassen.