Ein deutscher Mythos ist schwer erschüttert
Der Untergang aus der Vorsaison ist kaum verdaut, da türmen sich bereits die nächsten Probleme rund um den Deutschland-Achter auf.
Das Selbstverständnis des Paradebootes bröckelt, hinter der Qualifikation für Olympia 2024 steht ein großes Fragezeichen - und nun sorgt auch noch die Trennung von Bundestrainer Uwe Bender für reichlich Unruhe. Die Ungewissheit könnte im Jahr vor Paris kaum größer sein.
Zunächst soll Sabine Tschäge, als Trainerin des leichten Doppelzweiers bereits mit Olympiasilber in Tokio dekoriert, das Ruder rechtzeitig herumreißen - und das traditionsreiche Flaggschiff als erste Frau in der langen Historie zurück auf Erfolgskurs bringen. Ob sie den Achter auch nach Paris führen wird, blieb aber vorerst offen. Eine offizielle Mitteilung des Deutschen Ruderverbandes (DRV) steht noch aus.
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Den Weg an die Öffentlichkeit suchten dagegen die Ruderer aus dem DRV-Vorzeigeboot. Einen Tag nach dem Bekanntwerden des Bender-Abschieds wiesen sie Berichte über Konflikte mit dem langjährigen Coach in einer Stellungnahme zurück.
Konflikt im Ruder-Nationalteam?
Man distanziere sich von der „öffentlichen Darstellung“, es sei der „falsche Eindruck“ entstanden, dass „die Athleten“ das Aus zu verantworten hätten. Die „alleinige Verantwortung“ für diese Entscheidung liege beim DRV und Sportdirektor Mario Woldt.
Der DRV hatte dem SID am Montag die Trennung bestätigt. Gesundheitliche Probleme seien der Grund für die Entscheidung, dass Bender (63) nach Olympiasilber 2021, drei WM- sowie vier EM-Titeln nicht länger Bundestrainer bleibt.
Dazu sorgten Berichte der Funke-Mediengruppe über einen „anhaltenden Konflikt“ zwischen Bender und „großen Teilen des Nationalteams“ für Wirbel. Auf Anfrage äußerte sich der DRV nicht zu den Details.
Deutschland-Achter von Trainer-Entlassung „überrascht“
„Wir werden in den kommenden Tagen über das weitere Vorgehen beraten und dann kommunizieren, wie es weitergeht. Fakt ist, dass wir einen so verdienten Trainer wie ihn nicht fallen lassen“, sagte DRV-Sportdirektor Woldt der Funke-Mediengruppe. Die Achter-Crew zeigte sich jedoch „überrascht, dass unser langjähriger Trainer Uwe Bender von seinen Aufgaben entbunden wurde“.
Klar ist: In der Vorsaison verlor das stark verjüngte Boot nach Jahren auf der Erfolgswelle und dem Umbruch nach Tokio den Anschluss an die Weltspitze. Bei der Heim-EM wurde das DRV-Aushängeschild nur Vierter, kurz darauf verpasste der Achter erstmals seit 23 Jahren ein WM-Finale.
Die Zeit läuft also. Eine Entscheidung über den künftigen Kurs des Flaggschiffs muss schnell getroffen werden, denn bei den Titelkämpfen im September werden die Tickets für Paris vergeben. Eine Teilnahme des Achters? Keineswegs sicher.