Deutschland vs. Ukraine: Das fiel auf

Deutschland vs. Ukraine: Das fiel auf

Spannender Auftakt, unangenehm viel Nervenkitzel, offene Fragen: Der Sieg der Deutschen gegen die Ukraine war hart erkämpft. Vier Beobachtungen zum Auftaktsieg der DFB-Elf.

1. Beobachtung: Defensiv sieht das noch sehr wacklig aus - trotz "Boatong"

Es war eine Szene, die noch lange in Erinnerung bleiben dürfte: Wie Jerome Boateng in der 37. Minute erst den Ball fast ins eigene Tor stolperte - um dann auf die wohl verrückteste Art den Ball doch noch auf der Linie zu klären und anschließend voll ins Tornetz zu fliegen. An dieser Stelle können eigentlich nur Bilder sprechen, das machen wir dann auch einfach mal. Irres Ding.

(AP Photo/Michael Probst)
(AP Photo/Michael Probst)

Diese Defensivaktion aus der Kategorie Weltklasse täuscht aber nicht über den Umstand hinweg, dass der deutsche Defensivverbund noch in viel zu vielen Situationen zu instabil wirkt. Die Ukrainer kamen vor allem in der ersten Halbzeit zu vielen guten Gelegenheiten - auch aus dem Spiel heraus. Gegen eine Mannschaft mit größerer Klasse hätte es in diesen Szenen wohl mehrmals geklingelt - Manuel Neuer hin oder her. Diese Unsicherheiten wird das Team in den nächsten Wochen noch dringend abstellen müssen, wenn es bei der EM ganz weit gehen soll.

2. Beobachtung: Toni Kroos ist der unangefochtene Chef auf dem Platz

Da hat der Champions League-Sieg wohl noch mal extra Energie freigesetzt: Toni Kroos war der unangefochtene Chef auf dem Platz, fungierte als Dreh- und Angelpunkt im deutschen Spiel. Nahezu jeder Ball aus der Defensive ging über ihn, zudem zeigte er sich sehr präsent und lieferte mit einer blitzsauberen Freistoßflanke den Assist zum 1:0.

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Leidtragender dieser immensen Präsenz des Real-Stars war vor allem einer: Mesut Özil. Der Arsenal-Star war völlig unsichtbar, verschwand komplett in der gut geordneten Defensive der Ukrainer. Özil hinterließ den Eindruck, als wisse er ohne Ball weiterhin nicht, wie er etwas zum Spiel beitragen kann. Sollte das so weitergehen, muss Joachim Löw vielleicht sogar überlegen, Özil für einen weniger "ballgeilen" Spieler zu opfern. Auch, wenn es in der zweiten Halbzeit besser geworden ist und er den Assist zum 2:0 mustergültig auflegte.

Im Video: Die besten Szenen des Spiels inklusive der Tore!

3. Beobachtung: Licht und Schatten bei den Personalentscheidungen

Es gehört zu den unschönen Gewohnheiten desr deutschen Fußballwelt, dass jeder sich für einen besseren Nationaltrainer hält als Joachim Löw. Entsprechend gab es auch zur Startaufstellung wieder lebhafte Diskussionen. Warum Mustafi? Götze statt Gomez? Höwedes als Außenverteidiger?

Vor allem Personalie Nummer 1 stellte alle Kritiker dann schon nach kurzer Zeit ruhig: Keine 20 Minuten dauert es, bis Shkodran Mustafi seine Aufstellung mit einem wunderbaren Kopfballtor rechtfertigte. Letztlich täuscht der immens wichtige Führungstreffer jedoch nicht über den Umstand hinweg, dass Joachim Löw nach dem ersten Spiel sicherlich noch nicht seine Wunschaufstellung gefunden hat. Dafür agierte der Defensivverbund zu oft noch zu unsicher - und Mario Götze hing als Spieler in vorderster Front zu oft in der Luft. Acht Ballkontakte nach 45 Minuten sprechen eine deutliche Sprache. Jogi und sein Trainerstab haben noch Arbeit vor sich.

4. Manuel Neuer ist der Hauptgrund, warum wir EM-Favorit sind

REUTERS/Gonzalo Fuentes
REUTERS/Gonzalo Fuentes

Es klingt fast schon etwas zu abgedroschen, wenn man diesen Mann immer und immer wieder lobt. Aber Manuel Neuer ist einfach der helle Wahnsinn. Punkt, Ende, aus. Auch gegen die Ukraine hielt er alles, was es zu halten gab - und noch ein bisschen mehr. Hinzu kam wieder eine ungemeine Ruhe und physische Präsenz.

Neuer steht sinnbildlich für eine gewisse Unüberwindlichkeit, für dieses "Heute macht ihr kein Tor gegen uns", das die Deutschen schon zum WM-Titel getragen hat. Das ist ein Alleinstellungsmerkmal, Neuer wird damit zum Hauptgrund dafür, dass wir neben Spanien wohl der große Favorit auf den EM-Titel sind. Wer den weltbesten Torwart in seinen Reihen weiß, hat ein deutlich angenehmeres Leben.

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