Er könnte der beste deutsche NFL-Spieler werden

Er könnte der beste deutsche NFL-Spieler werden

Als sein Name im Draft 2021 gefallen war, da zog es Amon-Ra St. Brown nach draußen.

Er fing im Garten mehr als 200 Bälle aus der Wurfmaschine. Es war seine Art der Frustbewältigung. Denn: Eigentlich hatte er gedacht, als einer der ersten Receiver in der Talentauswahl von einem Team geholt zu werden.

Doch dann musste der 21-Jährige lange warten. Erst in der vierten Runde an der insgesamt 112. Position griffen die Detroit Lions zu.

Amon-Ra St. Brown nach Draft gefrustet

“Ich werde nie die 15 Receiver vergessen, die vor mir im Draft genommen wurden. Das ist sozusagen der Stein, den ich bei allem auf meiner Schulter habe”, sagte St. Brown trotzig.

Er will nun die NFL aufmischen und allen anderen Teams ihren Fehler vor Augen führen.

Dass er es ernst meint, zeigte der deutscher Passempfänger dann auch gleich seinem neuen Team.

Nach einer Trainings-Übung hat es zwischen dem Deutschen und Cornerback Ifeati Melinfonwu in der Vorbereitung gekracht. Beide sollen sich dabei in die Haare bekommen und mehrere Schläge ausgeteilt haben.

Kurios: Trainer Dan Campbell freute sich zur Überraschung mancher Beobachtung sogar über diesen Zwischenfall. “Ich war begeistert, weil sie gegeneinander angetreten sind und sich gepusht haben”, sagte der Coach.

Lob und große Chance bei Detroit Lions

Cheftrainer Campbell, der in Detroit den glücklosen Matt Patricia ersetzt hat, ist ohnehin von seinem Rookie-Receiver überzeugt. In den meisten Einheiten und Spielen ließ er St. Brown sofort als Slot Receiver agieren. (DATEN: Alle Tabellen der NFL)

Es gilt als sehr wahrscheinlich, dass der Deutsche bereits am ersten Spieltag der Saison gegen die San Francisco 49ers in der Startaufstellung stehen wird.

Die Detroit Free Press lobte zuletzt: “St. Brown hat mit seinen Händen und seiner Fähigkeit, offene Bälle zu bekommen, beeindruckt.”

Und Michigan Live schrieb: “Er wurde während des gesamten Camps als Slot Receiver der ersten Mannschaft eingesetzt und ist vielleicht Jared Goffs zweitliebstes Ziel - hinter Tight End T.J. Hockenson - geworden.”

In der Tat sieht es so aus, als würden St. Brown alle Türen offen stehen.

Lions verlieren Receiver Jones und Golladay

Bei den Lions gab es im Sommer einen großen Kahlschlag bei den Receivern. Die Top-Stars Marvin Jones jr. (Jacksonville Jaguars) und Kenny Golladay (New York Giants) sind weg, nur Quintez Cephus kehrte überhaupt aus dem Receiver-Team des vergangenen Jahres zurück.

Veteran Breshad Perriman wurde schon beim finalen Roster-Cut entlassen, womit St. Brown nach Tyrell Williams (derzeit angeschlagen) und Kalif Raymond schon als dritter Receiver im Depth Chart geführt wird - und die allgemeine Erwartung ist, dass der Deutsche schnell aufsteigen wird. (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der NFL)

Quarterback Jared Goff - der im Tausch gegen Matthew Stafford von den Los Angeles Rams kam - setzt jetzt schon auf St. Brown. Der neue Lions-Spielmacher schwärmte jüngst: “Ich war wirklich aufgeregt, als ich sah, dass sein Name in unserer Spielerliste steht. Ich habe ihn gesehen, weil ich ein Fan der Pac-12-Conference bin. Ich habe ihn über die Jahre dort spielen sehen.”

St. Brown dominierte am College

Schon am College hatte St. Brown als einer der besten Receiver für Aufsehen gesorgt und nicht nur Goff begeistert.

In seiner letzten Saison für die University of Southern California führte St. Brown die Pac-12-Conference in Passfängen (41) und Receiving-Touchdowns (7) an.

Damit gilt er als das größte deutsche Versprechen in der NFL und als noch größeres Talent als sein älterer Bruder Equanimeous St. Brown. Dieser steht seit 2018 bei den Green Bay Packers unter Vertrag. Die „Cheeseheads“ strichen ihn zuletzt zwar aus dem 53-Mann-Kader, nahmen ihn aber direkt wieder im Pratice Squat auf, womit EQ weiter auf eine erneute Chance hoffen darf.

Krafttraining schon als Kind

In einer Football-verrückten Familie war der Weg der St. Brown-Brüder früh vorgezeichnet. Neben Equanimeous und Amon-Ra spielte auch Osiris am College, hat sich aber mittlerweile vom professionellen Sport verabschiedet.

Die drei sind die Nachkommen von Miriam Steyer und John Brown. Das Paar lernte sich in Deutschland bei einer Fitnessmesse kennen und zog in die USA. Früh fing der Vater an, seine Söhne zu Topsportlern auszubilden.

“Als ich sieben war, hat mich mein Vater gefragt, was ich im Leben werden will. Ich wollte wie meine Brüder professioneller Football-Spieler werden”, erklärte Amon-Ra St. Brown einst dem ZDF.

Zu dem Zeitpunkt hatte der jüngste der drei Brüder bereits angefangen mit dem Krafttraining und drückte regelmäßig die Gewichte auf der Hantelbank. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur NFL)

Vater St. Brown macht Söhne fit

Kein Wunder: Immerhin war Vater John einer der erfolgreichsten Bodybuilder und sogar zwei mal Mister Universe. Von seinem enormen Wissen profitieren nun auch seine Söhne in der NFL.

St. Brown sr. entwickelte sogar ein eigenes Proteinprodukt (Cane Protein) und formte Amon-Ra und Co. zu muskelbepackten Teenagern.

Das Familienoberhaupt agierte auch als privater Footballtrainer und machte immer wieder Einheiten mit seinen Jungs. Auf Videos ist zu sehen, wie der Vater seine Söhne durchaus kritisch zurechtweist.

Schon heute kann man sagen: Die harte Arbeit hat sich gelohnt.

St. Brown einer der vermarktungsstärksten Rookies

Denn: Auch Amon-Ra ist nun in der NFL nicht nur angekommen, sondern zeigte sich auch in der Preseason gut vorbereitet. Bei beiden Einsätzen fing er jeweils zwei Bälle, verbuchte unter anderem einen schwierigen Catch gegen die Dallas Cowboys.

Die NFL Players Association (NFLPA) gab nach den ersten Auftritten des Deutschen sogar bekannt, dass St. Brown einer der vermarktungsstärksten Rookie-Stars der Liga ist.

Alle warten bislang auf den ersten großen Offensivstar aus Deutschland in der NFL - der “Sonnengott”, so die Bedeutung von Amon-Ra, könnte es sein.