Die große Olympia-TV-Kritik: Gold für Lufen/Busemann

Von Cord Sauer

Die große Yahoo Sports Olympia-TV-Kritik! Wer holt GOLD? Wer nur die Teilnehmerurkunde?

Über zwei Wochen lang haben ARD und ZDF „bis zu 16 Stunden pro Tag“ ausgiebig über die Leistungen der Athleten gesprochen. Jetzt sprechen wir über die Leistungen der TV-Nasen. In unserem großen Abschluss-Ranking ziehen wir eine große Bilanz: Wer holt olympisches Gold? Wer landet knapp dahinter? Und wem bleibt nur die Teilnehmerurkunde? Auf geht’s!

Platz 10: Franziska van Almsick (ARD, Expertin, Schwimmen)
Puhhh... früher echt gut geschwommen. Aber trotz fachlicher Expertise wirkten ihre Kommentare oft schnell herablassend, besserwisserisch und unsympathisch. Manchmal gar irgendwie genervt oder gelangweilt. War einfach nicht schön anzusehen – beziehungsweise anzuhören. Das „anzusehen“ kann man aber auch so stehen lassen.

Platz 9: Carsten Sostmeier (ARD, Kommentator, Reitsport)
„Wie Mozart mit verbundenen Augen am Klavier“, „Zweite Verweigerung, am Wasser sagt das Pferd: Mädel, was willst du eigentlich? Schlimmer geht’s nimmer. Jetzt nimmt sie den Weg der Angsthasen“, Wir brauchen mal eine Prinzessin, die zündet. Sie ist es nicht. Da kippt das Mädel fast aus dem Sattel und Reitsportdeutschland aus allen Wolken.“ – Hahahaha! Carsten Sostmeier, du Kommentatorengott. Nicht mal Lust auf nen Fußballspiel? Oder schon einen braunen Strich in der Hose ob des größeren Publikums?

Platz 8: Alexander Bommes (ARD, Moderator)
Achter Platz für Bommes – oder wie unsere Sportlehrerin früher gesagt hätte: „Toll, dass du mitgemacht hast. Hier ist deine Teilnehmerurkunde.“ Irgendwie war das nix, Bommes. Diese krampfhafte Coolness, diese gespielte Lockerheit...er ist eben kein Oli Welke. Nicht wenige behaupteten in den (a)sozialen Netzwerken, dass der Bommes sich selbst am geilsten finde. Und genau hier liegt der Hund vermutlich begraben. Diese selbstbewusste Grundeinstellung konnten wir uns damals beim großen Sportfest des Schulzentrums an der Lehmhorster Straße auch nicht erlauben. Aber uns war damals auch bewusst, dass Dreiviertel der Klasse besser abschneidet...

Alexander Bommes (Foto: Getty)
Alexander Bommes (Foto: Getty)


Platz 7: Steffen Simon (ARD, Kommentator, Fußball)

GOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOL! Was Simon im Fußballfinale der Männer zwischen Deutschland und Brasilien ablieferte, war über weite Strecken echt gut. Lag aber auch einfach an einem sensationellen Spiel. Sein ausufernder Jubelschrei beim deutschen Tor – schon bisschen drüber, oder? Einen emotionalen Kommentator aus Südamerika macht man eben nicht mal eben so nach. Wirkte komplett künstlich. Beim 10:0 der Hrubesch-Elf gegen Fidschi drehte Simon zudem komplett frei, feierte jeden Treffer als wäre Fidschi amtierender Weltmeister. Das üben wir nochmal.

Platz 6: Die Berichterstattung der ARD
Ja, es ist schwierig, so viele Sportarten unter einen Hut zu bekommen. Ja, man muss da selektieren und ja, es gab ja alles LIVE per Stream im Netz. Aber weshalb man derart aggressiv auf aufgezeichnete Zusammenfassungen setzte und den LIVE-Sport bis auf prominente Ausnahmen (Fußball) vernachlässigte, bleibt ein Rätsel. Highlights wie den Halbfinaleinzug von Ludwig/Walkenhorst oder den Last-Minute-Sieg der Hockey-Herren hätte man durchaus mal direkt zeigen können. Ansonsten...joa...Gerhard Delling halt. Schade, dass der Altersunterschied zu Günther Netzer so groß ist...

Das ARD Olympia-Team um Gerhard Delling, Jessy Wellmer, Michael Antwerpes & Alex Bommes (Foto: Getty).
Das ARD Olympia-Team um Gerhard Delling, Jessy Wellmer, Michael Antwerpes & Alex Bommes (Foto: Getty).

Platz 5: Die Berichterstattung des ZDF
So ein bisschen fehlte uns – wie auch bei der ARD – das Einbringen der eigenen Inhalte. Als TV-Zuschauer bekam man Anmoderation, Einspieler, Anmoderation, Einspieler, Interview, Olympia-Telegramm, Anmoderation, Einspieler usw. quasi in Dauerschleife durchgereicht. Schade, dass so kein Raum mehr blieb für Meinungsstücke, Hintergründe oder auch unterhaltsame Formate. Katrin Müller-Hohenstein aber katapultiert das ZDF einen Platz vor die ARD, denn: ihrer Anmoderation zur Beachvolleyball-Zusammenfassung („So, liebe Zuschauer, wir gehen jetzt ganz dringend zum Strand“) ist einfach nichts mehr hinzuzufügen.

Katrin Müller-Hohenstein und Rudi Cerne, das ZDF-Moderatoren-Duo der Spiele (Foto: Getty).
Katrin Müller-Hohenstein und Rudi Cerne, das ZDF-Moderatoren-Duo der Spiele (Foto: Getty).



Platz 4: Wolf-Dieter Poschmann (ZDF, Kommentator, Leichtathletik)
Das Flaggschiff der deutschen Leichtathletik-Berichterstattung hat hier und da schon ein paar Kratzer abbekommen in 386 Jahren Berufstätigkeit, feuerte kurz vor der Stilllegung aber noch einmal aus allen Rohren. Wenn die Tartanbahn glüht, geht Wolf-Dieter das Herz auf – und das ist geil. Wirkte in Rio 2016 dennoch auch ein paar mal unglücklich, als er beispielsweise raunte: „Da willst du’s einmal richtig machen...ihr sagt mir dann, wann wir zum Bötchenfahren geben?“ Na gut, is’ ja jetzt vorbei. Danke für viele schöne Olympia-Momente, Poschi.

BRONZE: Béla Réthy
Rock'n'Réthy auch bei den Olympischen Spielen in Rio! Allein, weil er mehr beim Hockey als beim Fußball zu hören war, landet er hier auf einem Medaillenrang. Hörte sich zeitweise so an, als hätte er vier Nächte in Folge durchgeballert, aber auch das zeichnet ihn ja irgendwie aus. Gut war, dass er beim Hockey einen Betreuer (Philipp Crone) dabei hatte, der ihm Steilvorlagen gab, die er nur noch verwandeln musste. Beispiel gefällig? Hier: Crone: „Wieder eine lange Ecke jetzt.“ Réthy: „Lange Ecke.“ Das macht ihm so schnell keiner nach – BRONZE, Béla!

SILBER: Norbert König (ZDF, Fieldreporter, Leichtathletik)
Olympische Medaille für Norbert König! Stellte die richtigen Fragen, zeigte uns den großen Zeh von Usain Bolt und legte das nötige Fingerspitzengefühl an den Tag, wenn es darum ging, verdiente Sportler in ihr Karriereende zu verabschieden. Groß auch seine Reaktion nach dem Skandal um den kleinen Harting-Bruder. Dieser hatte König den Handschlag verweigert – und während die komplette ZDF-Crew quasi geschlossen die beleidigte Leberwurst gab, blieb König sachlich und kommentierte auf Nachfrage: „Er ist erwachsen“, auch wenn ihm dabei eine gewisse Ironie nicht abzusprechen war. Eine knifflige Situation – bärenstark gelöst.

GOLD: Claus Lufen und Frank Busemann (ARD, Fieldreporter & Experte, Leichtathletik)
Vielleicht das beste TV-Duo der olympischen Spiele. Die Zwei wirkten zu jeder Sekunde eingespielt und vermittelten große fachliche Kompetenz. Busemann glaubte man jedes Wort, überzeugte darüber hinaus mit Witz und Charme. Preisverdächtig, wie er mit nur einem Satz die These zerlegte, Olympia-Rüpel Christoph Harting sei introvertiert: "Wenn man introvertiert ist, spielt man nicht mit den Kameras oder versucht, das Publikum herauszufordern." Dazu ein Claus Lufen, der stets die richtigen Fragen stellte und einfach zeigte, wie man auch unaufgeregt ein sportliches Großevent beleuchten kann. Mehr von solchen perfekt aufeinander abgestimmten Teams!

GOLD für Busemann und Lufen – DAS TV-Duo der Spiele! (Foto: Screenshot ARD).
GOLD für Busemann und Lufen – DAS TV-Duo der Spiele! (Foto: Screenshot ARD).

Disqualifiziert wegen Hässlichkeit und Überflüssigkeit: MaRio
Schon 2014 hat Katrin Müller-Hohenstein mit der Vergabe der ZDF-Strandläufer („Die sollen Glück bringen“) unfassbar genervt – und auch 2016 wollte der Sender an die Protagonisten wieder überflüssigen Bullshit verteilen. Diesmal war es jedoch nichts für die Füße, sondern direkt für die Tonne. Ein Federviech...Entschuldigung: ein Tukan, der/die/das im Laufe der Spiele „MaRio“ getauft wurde. Als hätte man sonst keine Probleme. Das Trauerspiel gipfelte in dem Moment, als irgendein ZDF-Praktikant acht Tukans/Tukane/MaRios hintereinander drapiert und mit Löffel (!!!!) ausgestattet hatte – in Anlehnung an den erfolgreichen Deutschland-Achter. Wenn man daran so zurückdenkt, kann man nur froh sein, dass die ganze Scheiße vorbei ist.

Das ZDF-Maskottchen MaRio. Schön...
Das ZDF-Maskottchen MaRio. Schön...

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Von Cord Sauer