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Die Stärken von Borussia Dortmund: Geschichte wird geschrieben

Der BVB steht kurz vor der Herbstmeisterschaft, der Derbysieg gegen Schalke zeigte viele Aspekte, warum der Borussia aktuell nicht zu bezwingen ist. Vom Titel will man in Dortmund aber immer noch nicht reden.

Der BVB gewann das Derby auf Schalke mit 2:1. Bild: Getty Images
Der BVB gewann das Derby auf Schalke mit 2:1. Bild: Getty Images

Michael Zorc mahnte am Rande des Derbysiegs gegen die Schalker. “Wir sollten uns darauf konzentrieren, was im Stadion passiert”, sagte der Sportchef des BVB. “Wir müssen jetzt nicht permanent Geschichten von früher erzählen.”

Diese werden seit einigen Wochen gerne heraus gekramt. Und gehen ungefähr so: Der aktuelle BVB erinnert stark an die Meister-Borussen Anfang des Jahrzehnts, an Jürgen Klopps Heavy-Metal-Truppe, an die originalen Mentalitätsmonster, die die Bundesliga aus dem Nichts in Grund und Boden spielten. Wie die Geschichte ausging, ist bekannt: zwei Meisterschaften, ein DFB-Pokal-Sieg, ein Champions-League-Finale.

Nun ist die aktuelle Mannschaft leider wenig hilfreich bei Zorcs gewünschter Folklore-Vermeidung. Die spielt nämlich gerade ziemlich Heavy-Metal-angehauchten Fußball, ist mental beeindruckend drauf und enteilt der Bundesliga-Konkurrenz. Bleibt nur die Frage, wie die aktuelle Geschichte ausgehen wird.

Lucien Favre begeistert Fans und Mannschaft zugleich

Wen man sich das ansieht, was den Quasi-Herbstmeister aus- und stark macht, dann spricht wenig gegen eine Saison, die durchaus mit dem ein oder anderen Pokal enden kann.

Das beginnt bei Trainer Lucien Favre, der schon vor der vergangenen Saison nach dem unrühmlichen Aus von Thomas Tuchel als einer von drei Kandidaten bei Schwarzgelb gehandelt wurde. All drei Trainer landeten auch beim BVB: Zunächst Peter Bosz, unter dem die Borussia einen historischen Einbruch erlebte, dann Peter Stöger, bei dem bald klar war, dass er kein Mann für die Zukunft ist, und nun als aller guten Dinge Dritter Favre.

Der Schweizer hat beim BVB ad hoc alte Geister beschworen und für Begeisterung gesorgt. Bei den Fans freilich auch dank der Erfolge, nach dem 2:1 im Derby empfangen hunderte Anhänger die Mannschaft am Trainingsgelände. Bei der Mannschaft dank der taktischen Besessenheit, die der kauzige Coach vermittelt. Er zeige seinen Kickern sogar, “welchen Fuß des Mitspielers du anspielen musst”, hat Marco Reus einmal gesagt.

Und er schaffte es, eine neue Mannschaft mit vielen jungen Spielern sofort zum Topteam zu formen. “Man braucht einen Trainer, der den Mut hat, die Jungen auch in wichtigen Spielen aufzustellen”, sagt Zorc.

“Ein bisschen wie Gassi gehen mit zehn Hunden”

Thomas Delaney sagte kürzlich, beim BVB zu spielen sein “ein bisschen wie Gassi gehen mit zehn Hunden”. Es wuselt, es wird angezogen, gerannt und gespielt. Delaney, Neuzugang aus Bremen, bildet zusammen mit Axel Witsel, Neuzugang aus China, ein aggressives wie kluges Herzstück, wie es die Dortmunder lange Zeit nicht mehr hatten.

Spieler wie Delaney, Witsel oder auch Kapitän Marco Reus, der sich ohne Verletzungen endlich darauf konzentrieren kann, ein herausragender Fußballer zu sein, stehen auf der einen, die Jungen wie Christian Pulisic, Jacob Bruun Larsen oder Jadon Sancho – der gerade einmal 18 Jahre alt ist und bereits 15 Torbeteiligungen auf dem Konto hat – auf der anderen Seite: der BVB-Kader hat sich als perfekte Mischung herausgestellt. Ohne Qualitätsverlust kann Favre rotieren.

Auch, dass mit Delaney im Derby bereits der 16. Spieler für den BVB in der laufenden Ligasaison getroffen hat, zeigt, wie homogen der Kader ist. Zu diesem Zeitpunkt hat es noch nie so viele erfolgreiche Schützen in einer Mannschaft gegeben.

BVB: das Programm bis zur Winterpause

Datum

Uhrzeit

Wettbewerb

Heim

Gast

11.12.

21.00

Champions League

AS Monaco

Dortmund

15.12.

18.30

Bundesliga

Dortmund

Werder Bremen

18.12.

20.30

Bundesliga

Düsseldorf

Dortmund

21.12.

20.30

Bundesliga

Dortmund

Bor. M’gladbach

Die zweite Generation der Mentalitätsmonster

Und dann ist da natürlich die Mentalität. Immer wieder erlebte der BVB Rückstände und Rückschläge, immer kam Schwarzgelb zurück. Favre lobte nach dem Derby ausdrücklich die Reaktionen seiner Mannschaft: “Sie hat besser gespielt, die Ruhe behalten, hatte mehr Ballbesitz und mehr Torchancen.”

Das 2:1 in Gelsenkirchen war bei Weitem nicht das erste Comeback in der laufenden Saison. Der BVB kassierte in zwölf von 22 Saisonspielen einen Ausgleich oder geriet in Rückstand; teilweise sogar mehrmals in einem Spiel. Gegen Atletico verlor man, zwei dieser Partien spielte die Borussia unentschieden, den Rest gewann sie.

Und das teilweise auf absurde Art und Weise. Gegen die Bayern lag der der BVB doppelt hinten und gewann am Ende mit 3:2, gegen Zweitligist Union Berlin kassierten die Dortmunder zweimal den Ausgleich und wurden in die Verlängerung gezwungen, wo sie in der ersten Minute der Nachspielzeit das Siegtor schossen. Oder natürlich gegen Augsburg. Zweimal holte der BVB einen Rückstand auf, drehte das Spiel, kassierte kurz vor dem Ende das 3:3 – und schlug die Fuggerstädter in der sechsten Minute der Nachspielzeit noch mit 4:3.

Der Begriff der Mentalitätsmonster, den Klopp für seine damalige Meistertruppe prägte, er darf ohne Bedenken auch auf die aktuelle Mannschaft angewandt werden. Und auch wenn es Sportdirektor Zorc nicht gern hört: es gibt durchaus noch mehr Parallelen. Zum Beispiel die Siegesserie von fünf Auswärtssiegen in Folge. Das gab es zuletzt – richtig: unter Jürgen Klopp.

Und wie diese Geschichte ausging, ist bekannt.

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