Diekmeier über Ex-Klub HSV: "Am Ende keine schöne Zeit"

Diekmeier über Ex-Klub HSV: "Am Ende keine schöne Zeit"

Dennis Diekmeier brennt auf sein Comeback.

Rechtzeitig zum Spiel gegen seinen ehemaligen Klub, den Hamburger SV, ist der Abwehrspieler des SV Sandhausen wieder fit.

Im Interview mit SPORT1 spricht Diekmeier über seine aktuelle Form nach vier Monaten Pause, den Stellenwert des HSV-Spiels und erklärt, was er seinem Ex-Verein wünscht.

SPORT1: Herr Diekmeier, Sie sind in ihrer Karriere nur große Städte gewohnt, wie ist es für Sie im ländlichen Sandhausen?

Dennis Diekmeier: Es ist sehr schön hier, es ist was anderes als in der Stadt, aber ich als Spieler und wir als Familie fühlen uns sehr wohl hier. In Hamburg war es eine Millionen-Stadt, hier leben wir jetzt in einem Dorf, das ist sehr unterschiedlich. Ich spiele gerne für diesen Verein und kann mich auch mit ihm gut identifizieren.

Diekmeier ist fit und heiß für den HSV

SPORT1: Mittlerweile sind Sie Kapitän in Sandhausen. Welchen Stellenwert hat diese Rolle für Sie? Wie wichtig ist es Ihnen auch, eine Führungsrolle zu übernehmen?

Diekmeier: Als ich vor zweieinhalb Jahren gekommen bin, habe ich eine solche Rolle sofort eingenommen. Ich habe mich sofort mit dem Verein identifiziert und immer alles gegeben. Das mögen die Leute an mir. Diese Aufgabe als Spielführer macht mir riesigen Spaß. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur 2. Bundesliga)

SPORT1: Verletzungsbedingt konnten Sie dem Team in dieser Saison noch nicht weiterhelfen. Mit Ausblick auf das Spiel am Samstag gegen den HSV: Wie fit sind Sie?

Diekmeier: Ich bin fit und wieder voll da. Das Testspiel am vergangenen Freitag war mein erstes Spiel nach vier Monaten Pause. Das hat sehr gutgetan. Ich trainiere seit zwei Wochen wieder mit der Mannschaft und freue mich, dass ich rechtzeitig zum HSV-Spiel wieder dabei bin. Es ist genau der richtige Zeitpunkt (lacht).

SPORT1: Wie bewerten Sie den Start von Sandhausen mit vier Punkten nach fünf Spielen? (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der 2. Bundesliga)

Diekmeier: Wenn man auf die Tabelle schaut, ist das nicht schön. Wir hatten ordentliche Spiele, aber haben es dann nicht geschafft, das Tempo über 90 Minuten durchzuziehen. Besonders im letzten Spiel gegen Ingolstadt war deutlich mehr drin. Wir wollen die unglückliche Niederlage wiedergutmachen. Das Team ist heiß auf das Hamburg-Spiel! Wir konnten über die Länderspielpause viel aufarbeiten und freuen uns im Volkspark zu spielen.

Diekmeier: „Ich bin nicht nachtragend“

SPORT1: Das Spiel gegen den HSV dürfte für Sie keines wie jedes andere sein. Welchen Stellenwert hat dieses Spiel für Sie?

Diekmeier: Für mich ist es immer ein mega geiles Spiel, es gibt kein besseres in der 2. Liga. Ich habe acht Jahre dort gespielt und sogar neun gewohnt und habe auch viele Freunde da. Es wird immer etwas Besonderes für mich bleiben, weil ich eine Verbindung mit den Leuten und der Stadt habe.

SPORT1: Trotzdem wollten Sie am Ende ihrer HSV-Zeit einfach nur weg.

Diekmeier: Am Ende war es einfach keine schöne Zeit, wie das alles gelaufen ist. Aber ich bin nicht nachtragend und habe am Ende hier in Sandhausen mein Glück gefunden. Wir fühlen uns hier super wohl, es macht mir Spaß, hier zu spielen. Der HSV wird mir immer gut in Erinnerung bleiben, auch wenn es mal schwierige Phasen gab.

SPORT1: Sind Sie früher auch HSV-Fan gewesen?

Diekmeier: Ich war als Kind immer mit meinem Vater im Stadion in Hamburg. Ich weiß noch ganz genau, als ich bei Nürnberg gespielt habe und dann das Angebot vom HSV kam, da musste ich nicht überlegen und wollte sofort da hin. Der Tag meiner Unterschrift war ein besonderer.

„Wünsche dem HSV jedes Jahr den Aufstieg“

SPORT1: Aus Ihrer Sicht: Warum schafft es der HSV nicht, wieder hochzukommen?

Diekmeier: Ich wünsche dem HSV jedes Jahr den Aufstieg. Außer gegen uns, dürfen sie gerne jedes Spiel gewinnen (lacht). Hamburg hat ein spezielles Umfeld als Pressestadt. Du hast dort großartige Fans. Ich habe es geliebt, dort zu spielen, aber für viele kann das belastend sein. Ich denke, dass sie in der nächsten Zeit, ich hoffe dieses Jahr, den Aufstieg packen werden. Der Verein hat eine gewisse Macht. Der HSV ist jedes Jahr unter den Top-Kandidaten für den Aufstieg. In diesem Jahr sind sie schlecht gestartet, dass haben wir auch gesehen. Aber das waren keine schlechten Spiele. Dazu muss man ihnen Zeit geben, damit die Idee des Trainers fruchten kann. (DATEN: Die Tabelle der 2. Bundesliga)

SPORT1: Jetzt haben Sie auch schon eine Geschichte als Gegner vom HSV. Ihr Tor im letzten Spiel der Saison 2019/20, welchen Platz nimmt das in Ihrer langen Karriere ein?

Diekmeier: Das Spiel werde ich niemals vergessen. Für uns war es auch wichtig. 5:1 am Ende. Mein Tor war für mich ein krasser Moment, den man nicht vergessen kann.

SPORT1: Ist es denn nur schön oder hatten Sie ein schlechtes Gewissen?

Diekmeier: Es wäre was anders gewesen, wenn ich das 1:0 geschossen hätte und der HSV aufgrund von diesem Tor nicht in die Relegation gekommen wäre. Dann hätte ich mich sicher schlecht gefühlt, aber so war es das 5:1, das war etwas anderes.

Diekmeier spricht über seinen Bundesligarekord

SPORT1: Tore haben in Ihrer Karriere lange auf sich warten lassen …

Diekmeier: Ich bin ein Torjäger! (lacht)

SPORT1: Es hat nur etwas länger gedauert...

Diekmeier: Ja, es hat etwas länger gedauert. Ich musste mir viele Sprüche anhören und habe auch selbst viel gelacht. Aber ich war am Ende froh, dass das Thema endlich beiseite ist. Aber ganz lässt es mich nicht los, ich halte noch immer den Bundesligarekord mit 203 Spielen ohne Treffer. Den habe ich mir erstmal gesichert, stehe ich im Guinness-Buch der Rekorde. Ist doch auch nicht schlecht, oder? (lacht)

SPORT1: Sie gehen damit ziemlich gut um ...

Diekmeier: Ich bin nicht stolz, aber es ist eine witzige Geschichte.

Diekmeier: „Beide brennen für den Dreier“

SPORT1: Wie sehen Sie die Ausgangssituation für das Spiel gegen Hamburg?

Diekmeier: Beide Mannschaften brauchen diesen Dreier. Beide brennen für den Dreier. Es ist ein sehr wichtiges Spiel. Beide Teams konnten in der Länderspielpause arbeiten und Sachen korrigieren, die nicht so gut waren. Es wird sehr interessant. Ich freue mich auch endlich wieder vor Zuschauern zu spielen. Wir wollen das Spiel unbedingt gewinnen.

SPORT1: Wo landet Sandhausen am Ende der Saison?

Diekmeier: Wichtig ist erstmal, dass wir in den nächsten Spielen punkten. Ich will noch nicht so weit ans Ende der Saison schauen. Wir wollen aus den nächsten Partien so viele Punkte wie möglich holen.

SPORT1: Und wo landet der HSV am Ende?

Diekmeier: Ich wünsche dem HSV den Aufstieg. Nur gegen uns sollen sie verlieren (lacht).