Letzte Bayern-Chance? Warum Cuisance und Co. liefern müssen

Letzte Bayern-Chance? Warum Cuisance und Co. liefern müssen
Letzte Bayern-Chance? Warum Cuisance und Co. liefern müssen

Mit der Vorstellung von Julian Nagelsmann ist der Startschuss für die neue Saison beim FC Bayern gefallen.

An der Säbener Straße herrscht nun wieder hektisches Treiben, am Mittwochnachmittag leitete der neue Coach des deutschen Rekordmeisters sein erstes Training. Alles ist angerichtet für eine intensive Vorbereitung - ein Problem stellt sich für den jungen Coach aber noch: Viele Stars befinden sich nach dem Ausscheiden bei der EM noch im wohlverdienten Urlaub.

Der EM Doppelpass mit Uli Hoeneß, Stefan Effenberg und Mario Basler am Sonntag ab 11 Uhr im TV auf SPORT1

"Wir füllen die Trainingsgruppe mit Spielern aus dem Campus auf", verriet Nagelsmann bei seiner Vorstellungs-PK. Er sieht in dem Beginn der Vorbereitung ohne viele wichtige Spieler seine zunächst große Aufgabe. Etwas Gutes kann er dieser Ausgangslage aber auch abgewinnen: "Die gestandenen Profis, die da sind, sollen eine Chance sehen, wenn andere noch fehlen. Sie können sich frühzeitig in den Fokus spielen." Diese Spieler dürften sich konkret angesprochen fühlen:

Marc Roca

Der Spanier ist mit Sicherheit einer der Spieler, die Nagelsmann bei seiner Aussage im Hinterkopf hatte. Der 24-Jährige kam im letzten Sommer nach München, erlebte in seinem ersten Jahr aber eine schwere Zeit. In der Bundesliga durfte er insgesamt nur 174 Minuten auf dem Rasen stehen, alle Wettbewerbe zusammengerechnet kam er auf elf Pflichtspiele.

Vor allem in wichtigen Spielen vertraute Hansi Flick dem defensiven Mittelfeldspieler nicht. Keine Frage, dass sich die Bayern von dem ambitionierten Spanier mehr erwartet haben. Roca wäre aber nicht der erste Spieler, der ein Jahr braucht, um sich an die neuen Gegebenheiten zu gewöhnen. Unter Nagelsmann wird er eine faire Chance erhalten.

Gierig ist er auf jeden Fall. Während viele seiner Kollegen bei der EM spielten, betrieb er sichtbar Muskelaufbautraining, sagte für den Neustart in München sogar seine Olympiateilnahme ab. In der Vorbereitung kann der den Vorsprung vor den EM-Stars nutzen.

Michael Cuisance

Cuisance kehrt für die Vorbereitung der Bayern aus seiner Heimat Frankreich zurück. Der 21-Jährige war an Olympique Marseille ausgeliehen, wo er wechselhafte Erfahrungen machte. Zu Beginn der Saison hatte er sich schnell einen Stammplatz erspielt, diesen dann aber nach und nach wieder verloren.

Die Leistungen des zentralen Mittelfeldspielers blieben immer mehr hinter den Erwartungen zurück, schließlich wurde er gar nicht mehr eingesetzt. Der Grund soll ein Streit mit Coach Jorge Sampaioli gewesen sein, der ihn daraufhin suspendierte. Cuisance ist auch in seiner Debütsaison beim FCB durchaus schon mit Disziplinlosigkeiten aufgefallen. Als die Bayern ihn dann zu Leeds United verkaufen wollen, fiel er dort durch den Medizincheck.

Falls Cuisance den neuen Bayern-Coach nicht schnell begeistert kann, dürfte seine Zeit in München noch in diesem Sommer endgültig abgelaufen sein.

Omar Richards

Mit der Verpflichtung von Richards ist den Bayern durchaus ein kleiner Coup gelungen. Der 23-Jährige kommt ablösefrei vom FC Reading und stand auch bei manch anderen ambitionierten Klubs auf dem Zettel. Für den linken Verteidiger werden die ersten Tage und Wochen unter Nagelsmann entscheidend werden.

In einer Top-Liga hat Richards noch keine Erfahrung, weswegen er im Training des deutschen Rekordmeisters erst einmal zeigen muss, ob er dieser Aufgabe gewachsen ist. Nagelsmann wird genau hinsehen.

Bouna Sarr

Mit der Verpflichtung von Sarr hatten die Münchner im letzten Jahr einige überrascht. Der Franzose war ein unbeschriebenes Blatt in Deutschland und mit 28 Jahren war er auch nicht der Jüngste. Der mittlerweile 29-Jährige hatte eine schwierige Spielzeit, Flick bot ihn lediglich in 15 Pflichtspielen auf.

Sarr zeigte dabei durchaus das eine oder andere Mal, dass er als rechter Verteidiger ein brauchbarer Backup sein kann. So wirklich überzeugen konnte er aber nicht, weswegen die Verantwortlichen nach SPORT1-Informationen bereits vor der Sommerpause zu einem Verkauf tendierten.

Noch ist aber wohl keine Entscheidung gefallen, und Sarr bekommt seine Chance, bei Nagelsmann zu punkten und den Verantwortlichen zu zeigen, dass er zumindest als Backup eine Perspektive besitzt.

Joshua Zirkzee

Für den ambitionierten Stürmer kann es nur besser werden. Im vergangenen Jahr wollte der 20-Jährigen nach starken Leistungen und vielen Einsätzen zum Ende seine Premierensaison den Durchbruch schaffen. Bei den Bayern wurde er aber nicht gebraucht und deswegen an Parma Calcio verliehen.

Die Bilanz des Niederländers in Italien: Vier Spiele, 108 Minuten, null Tore. Er fehlte fast die komplette Zeit der Ausleihe verletzt, zunächst wegen eines Hexenschusses, dann wegen einer Innenbandverletzung. Unter Nagelsmann wird sich nun zeigen, ob Zirkzee wieder komplett fit ist und in der Vorbereitung angreifen kann. Dann stellt sich die Frage, ob er als Backup von Robert Lewandowski in München bleiben oder bei einer erneuten Leihe endlich Spielpraxis sammeln soll.

Adrian Fein

Der gebürtige Münchner schaut auf eine nicht viel erfolgreichere Leihe bei der PSV Eindhoven zurück. Bei den Niederländern spielte er zunächst eine kleine und dann gar keine Rolle mehr. Der 22-Jährige hat fast alle Jugendabteilungen der Bayern durchlaufen, aber noch kein Spiel für die Profis gemacht.

Für Fein ist die Vorbereitung eine wohl letzte Chance, in München zu zeigen, dass mehr in ihm steckt. Bei der Leihstation Hamburger SV hatte er sich sogar bis in die U21 spielen können. Die SpVgg Greuther Fürth gilt als potenzieller Abnehmer.

Tanguy Nianzou

Die ablösefreie Verpflichtung des jungen Franzosen von Paris Saint-Germain sorgte im Vorjahr bei Bayern-Fans durchaus für Begeisterung - seine erste Saison aber nicht. Der 19-Jährige hatte mit vielen Verletzungen zu kämpfen und wurde erst zum Ende der Spielzeit fit.

Die fünf Einsätze des Innenverteidigers zum Saisonschluss machten allerdings Hoffnung darauf, dass Nianzou sich zu einem wichtigen Baustein für die Bayern entwickeln könnte. Die letzten beiden Spieler verpasste er, da er sich eine Rote Karte eingehandelt hatte. Die Vorbereitung unter Nagelsmann ist auch für Nianzou die Chance, sich in den Fokus zu spielen.