Diese deutschen Trainer schrieben Final-Geschichte

Diese deutschen Trainer schrieben Final-Geschichte
Diese deutschen Trainer schrieben Final-Geschichte

ManCity gegen Chelsea - wieder mal steht ein rein englisches Finale in der Champions League an. Jedenfalls spielen die Klubs in der Premier League, aber die Beteiligten verteilen sich auf viele Nationen. (Champions League: Manchester City - FC Chelsea am Samstag ab 21 Uhr im LIVETICKER)

Deutschland ist auch am Start, mit vier Spielern und einem Trainer. Thomas Tuchel unternimmt schon seinen zweiten Versuch, mit einer ausländischen Mannschaft die Champions League zu gewinnen, im Vorjahr unterlag der aktuelle Chelsea-Coach mit Paris Saint-Germain den Bayern.

Nicht nur sein Beispiel zeigt: Deutsche Trainer stehen hoch international im Kurs. Jürgen Klopp spielte mit Liverpool seit 2016 sogar schon drei Europacupfinals. Doch das ist ein Phänomen der Neuzeit, in den ersten 60 Jahren der Europapokalgeschichte war die Ausnahme, was heute zur Regel werden scheint. Eine SPORT1-Übersicht über Deutsche, die mit ausländischen Teams ein Europacupendspiel erreichten.

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Die Champions:

Udo Lattek

Lattek war der erste Deutsche, der in fremden Diensten einen Europapokal in die Höhe stemmte. Mit Bayern hatte er 1974 schon den Landesmeister-Cup geholt, mit Mönchengladbach 1979 den Uefa-Cup und sein Ruf als Meistertrainer (fünf Titel von 1972 bis 1977) war weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt. So erhielt er 1981 ein Angebot des FC Barcelona und verließ Hals über Kopf Borussia Dortmund, auch weil er und seine Frau nach dem plötzlichen Tod ihres Sohnes einen Neuanfang brauchten.

Mit Barca erreichte er 1982 das Finale im Europapokal der Pokalsieger und gewann - gewiss auch dank des ungewöhnlichen Heimvorteils im Camp Nou - gegen Standard Lüttich mit 2:1. Ein Tor erzielte Alan Simonsen, der schon in Mönchengladbach sein Spieler war. Lattek war somit der erste Trainer, der alle drei damals ausgespielten Europapokale gewinnen konnte.

Jupp Heynckes

In der Bundesliga vorläufig gescheitert, versuchte Heynckes Mitte der Neunziger sein Glück in Spanien. Nachdem er Bilbao und Teneriffa überraschend in den Uefa-Cup geführt hatte, holte ihn 1997 Real Madrid. Weil er in der Liga nur Vierter in Spanien geworden war, stand er auf der Abschussliste des Vorstands. Doch Real hatte das Endspiel der Champions League erreicht, in Amsterdam wartete Juventus Turin. Das ließen sie ihn noch machen.

Real gewann mit 1:0, seine Spieler warfen ihn im Überschwang in die Luft – aber die Landung war hart. Gleich nach Abpfiff fragte ihn ein Reporter nach seiner Zukunft und Heynckes zischte: "Das ist wohl einmalig in der Geschichte des Europapokals, dass der Trainer des Champions zu seiner Entlassung Stellung nehmen soll." Sie erfolgte acht Tage später.

Kurios: auch nach seinem zweiten Triumph in der Königsklasse mit Bayern 2013 musste er gehen, aber dieser Abschied stand vorher fest.

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Jürgen Klopp

Er stand nie auf der Kippe, wo er auch war. Einer wie er durfte sogar zwei Europacupfinals in Folge verlieren. Mit Liverpool unterlag er 2016 in der Europa League gegen Sevilla und 2018 in der Champions League gegen Real, unter dubiosen Umständen, weil Real seinen Torwart Loris Karius und seinen besten Stürmer Mo Salah mit unfairen Mitteln außer Gefecht setzte.

Die Geduld mit ihm machte sich bezahlt, 2019 holte Liverpool im rein englischen Finale gegen Tottenham den Silberpokal an die Anfield Road – nach 35 Jahren. Damit wurde er zur Klublegende, egal was jetzt noch kommt.

Die Finalisten:

Georg Kessler

Der "Sir" war der Erste. Schon von 1965-70 coachte Kessler die Nationalmannschaft der Niederlande, von daher war eine Affinität zum Nachbarland vorhanden. Nach seinem Ausstieg bei Hertha BSC zog es ihn nach Alkmaar, für beide Seiten eine gute Wahl. Der AZ Alkmaar verdankt ihm den Höhepunkt der Vereinsgeschichte – das Double aus Meisterschaft und Pokal 1981.

In derselben Saison zog AZ ins Uefa-Cup-Finale gegen Ipswich Town ein, wo es aber nach einem 0:3 im Hinspiel schon aussichtslos zurücklag. Im Rückspiel gab es immerhin ein 4:2 für Alkmaar, aber keinen Pokal. Wegen seiner feinen Umgangsformen trug Kessler, der später noch den 1. FC Köln trainierte, den Beinamen "Sir".

Gernot Rohr

Der gebürtige Mannheimer geriet 1996 in die emotionale Zwickmühle. Da hatte er doch gleich im ersten Trainerjahr bei Girondins Bordeaux das Uefa-Cup-Finale erreicht und dann ging es ausgerechnet gegen seine "Jugendliebe", den FC Bayern. Sein Vater Oskar stand in Bayerns erster Meisterelf von 1932 und auch er selbst trug das Trikot der Roten. In der großen Mannschaft der Siebziger Jahre hatte er zwar nur eine kleine Nebenrolle gespielt, durfte sich aber nach sechs Bundesligaeinsätzen zweimaliger Deutscher Meister (1973, 1974) nennen.

22 Jahre später gab es ein Wiedersehen mit seinem damaligen Kapitän Franz Beckenbauer, der wieder mal als Bayern-Trainer eingesprungen war, obwohl er eigentlich als Präsident höhere Aufgaben hatte. Die Bayern gewannen Hin- und Rückspiel (2:0 und 3:1) gegen die Franzosen, in deren Reihen ein gewisser Zinédine Zidane seine ersten Schritte auf dem Weg zu einer großen Karriere machte. Rohr, der seit 1982 auch die französische Staatsbürgerschaft hat, durfte noch sechs Jahre in Bordeaux bleiben und coachte 2018 Nigeria bei der WM. Einen Titel holte er als Trainer nie.

Thomas Tuchel

Er wurde vergangenen August in Lissabon ein Opfer der Super-Bayern, die unter Hansi Flick schier unschlagbar erschienen. Von November 2019 bis September 2020 verloren sie kein Pflichtspiel, auch das Finale nicht. Kingsley Coman köpfte das einzige Tor des Abends, Manuel Neuer verhinderte, dass auch ein Neymar oder Mbappé auf der Anzeigetafel erschienen. Für Tuchel war das pure "Wettbewerbsverzerrung". (Spielplan und Ergebnisse der Champions League)

Nach atmosphärischen Störungen, die ihn auf allen Stationen zuverlässig begleiteten, schied der Meistertrainer von 2019 und 2020 bei PSG im vergangenen Dezember aus. Hätte er die Champions League gewonnen, wäre das wohl nicht passiert. Denn nur das zählt für die Klubbesitzer in Katar. Nun kommt seine zweite Chance – mit dem FC Chelsea.