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Diese Hassduelle elektrisierten die Formel 1

Diese Hassduelle elektrisierten die Formel 1
Diese Hassduelle elektrisierten die Formel 1

Die Kollision zwischen Red-Bull-Pilot Max Verstappen und Mercedes-Superstar Lewis Hamilton in Silverstone könnte der Auftakt zu einem erbittert geführten Duell zwischen einem jungen Herausforderer und dem Platzhirsch werden. Ein Zweikampf, der in die Geschichte der Königsklasse eingehen könnte. Denn harte Duelle bis zum Hass haben Tradition in der Königsklasse.

Allein: Erst in den 80er Jahren entwickelte sich eine Abneigung zwischen den Konkurrenten um den WM-Titel in der Formel 1. Davor waren die engen Duelle meist von Freundschaft und Respekt geprägt. (DATEN: Die Fahrerwertung der Formel 1)

„Wir reisten zusammen und machten Urlaub zusammen“, erklärt F1-Legende Sir Jackie Stewart die damalige Verbundenheit der Piloten bei SPORT1. „Wir wussten, wie schnell es mit dem Leben vorbei sein könnte. Wir waren wie eine verschworene Gemeinschaft, die zusammen im Schützengraben lag.“

Lauda und Hunt waren Freunde

Selbst der legendäre Zweikampf zwischen Niki Lauda und James Hunt 1976, den Hollywood mit „Rush“ auf die Leinwand brachte, war kein Hassduell. Im Gegenteil: Niki Lauda sagte 2013 beim Filmdebüt zu SPORT1: „James und ich waren in Wahrheit enge Freunde. Er war einer der tollsten Menschen, die ich je getroffen habe.“

In den 80ern sollte das Verhältnis der WM-Kämpfer anders werden. 1982 fuhren die kanadische Ikone Gilles Villeneuve und der Franzose Didier Pironi gemeinsam bei Ferrari. Beim GP von San Marino in Imola wurde das Tischtuch zerschnitten. Grund: Pironi hatte eine Absprache gebrochen und seinen Kollegen entgegen der Stallorder überholt. Villeneuve machte anschließend keinen Hehl aus seiner Abneigung: „Ich dachte, dass Pironi ein ehrlicher Kerl wäre!“

Sogar seine Vertragsverlängerung bei Ferrari knüpfte er an Pironi: „Wenn er bleibt, gehe ich!“ So weit kam es aber nicht. Beim nächsten GP in Zolder setzte Pironi im Zeittraining die Bestzeit. Villeneuve riskierte zu viel und kollidierte mit Jochen Mass. Sein Ferrari überschlug sich, Villeneuve wurde aus dem Auto geschleudert und starb noch an der Unfallstelle. Italien und Kanada trauerten. Pironi verunglückte wenig später in Hockenheim schwer und musste seine Karriere beenden.

Hass zwischen Mansell und Piquet

Auch die Rivalität zwischen dem Briten Nigel Mansell und dem Brasilianer Nelson Piquet war geprägt von blankem Hass. Piquet kam 1986 als Nummer eins zu Williams, musste aber schnell feststellen, dass der extrem risikobereite Mansell sich nicht geschlagen geben wollte. In dem Jahr waren beide Williams-Piloten so sehr auf den Kampf gegeneinander fixiert, dass McLaren-Pilot Alain Prost profitierte und den Titel gewann. (DATEN: Die Teamwertung der Formel 1)

Piquet griff dabei tief in die psychologische Dreckkiste, um Mansell zu provozieren. In einem Interview giftete der Brasilianer beispielsweise, Mansell habe die „hässlichste Frau aller Fahrer“. Ein anderes Mal in Mexiko – Mansell klagte über extrem starken Durchfall – versteckte der Brasilianer sogar das Klopapier. 1987 wurde Piquet Weltmeister, weil Mansell nach einem Unfall die beiden letzten Rennen aussetzen musste.

Das neben Villeneuve und Pironi größte Hassduell der Formel 1, fand 1988 und besonders 1989 zwischen Alain Prost und Ayrton Senna bei McLaren statt. Prost warf Senna öffentlich vor, sein Leben im Duell auf der Strecke zu riskieren. Vorher hatte der Brasilianer den Franzosen in Portugal bei einem Überholversuch gegen die Boxenmauer gedrängt.

Harte Duelle zwischen Senna und Prost

1988 wurde Senna Weltmeister, aber 1989 verschärfte sich das Duell. Senna hatte einen Nichtangriffspakt am Start in Imola gebrochen und Prost in der zweiten Kurve überholt. Die gehörte für ihn nicht mehr zum Start. Ron Dennis arrangierte eine Entschuldigungs-Zeremonie, doch Prost sagte die Pressekonferenz ab und kündigte seinem Teamkollegen die Freundschaft, danach dem Team den Vertrag.

Prost redete nicht mehr mit Senna, beide beäugten sich misstrauisch. Die entscheidende Schlacht folgte beim Japan-GP in Suzuka. Der Zweitplatzierte Senna setzte zum Überholen an, doch Prost machte die Tür zu. Beide McLaren verhakten sich.

Senna fuhr weiter, gewann, wurde aber disqualifiziert, weil er bei seiner Rückkehr auf die Strecke die Schikane ausgelassen hatte. Prost wurde Meister und wechselte anschließend zu Ferrari. Auch da kam es in Suzuka zum Showdown mit Crash-Garantie. Beide kollidierten in der ersten Kurve, doch diesmal gewann Senna den Titel.

Schumacher kämpfte gegen Hill

1994 entwickelte sich nach dem tragischen Tod von Ayrton Senna ein erbitterter Kampf zwischen Benetton-Pilot Michael Schumacher und Sennas Williams-Teamkollegen Damon Hill. Schumacher nahm den Sohn der britischen Rennlegende Graham Hill nicht ernst und konnte deshalb nur schwer ertragen, dass der Brite ihm das Leben schwer machte.

Schumacher und Hill lieferten sich 1994 ein Kopf-an-Kopf-Rennen um den Titel: In 16 Rennen stand achtmal Schumacher und sechsmal Hill ganz oben auf dem Podest. Zum ersten Eklat kam es bei Hills Heimrennen in Silverstone: In der Einführungsrunde vor dem Rennstart hatte Schumacher Hill verbotenerweise überholt: Für das Vergehen sprach die Rennleitung eine Stop-&-Go-Strafe aus. Die ignorierte Benetton genau wie die spätere schwarze Flagge. Schumacher wurde disqualifiziert.

Doch die Benetton-Truppe wollte auch das nicht einsehen und legte Protest ein. Erst durch das Urteil eines Berufungsgerichts wurde die Strafe bestätigt. Außerdem wurde Schumacher für zwei Rennen gesperrt.

Hill erkennt einen WM-Titel von Schumacher nicht an

Mit drei Rennen weniger kam der Kerpener voller Wut zum letzten Saisonrennen nach Adelaide – mit einem Punkt Vorsprung. Am Start übernahm er die Führung, touchierte dann aber eine Mauer. Mit beschädigter Lenkung humpelte Schumacher zurück auf die Strecke und machte dem heranstürmenden Hill die Tür zu. Es kam zur Kollision, beide fielen aus, Schumacher holte seinen ersten Titel.

Noch Jahre später sprach Hill davon, dass Schumacher eigentlich nur sechs WM-Titel gewonnen habe. Weil man ihm den Titel 1994 wegen der absichtlich herbeigeführten Kollision hätte aberkennen müssen. 1995 hatte der Brite keine Chance. Seine Wut über die verlorene WM 1994 ließ er dennoch zweimal an Schumacher aus. In Silverstone und Monza schoss der Williams-Pilot seinen Erzrivalen von der Piste. (DATEN: Der Rennkalender der Formel 1)

1997 musste sich der mittlerweile zu Ferrari gewechselte Schumacher abermals mit einem Williams-Piloten duellieren. Es war der Sohn der Ferrari-Ikone Gilles Villeneuve. Jacques Villeneuve galt als Shootingstar Star der Szene, mit der Ausstrahlung eines Rockstars und extremer Risikobereitschaft. Nach vielen verbalen Attacken und politischen Ränkespielen der Teams kam es 1997 in Jerez zum Showdown.

Stallkrieg bei Mercedes

Lange Zeit führte Schumacher, doch bei der entscheidenden Attacke des Kanadiers verlor er die Nerven und fuhr ihm mit voller Absicht ins Auto. Doch anders als Hill drei Jahre zuvor, konnte Villeneuve das Rennen beenden. Der dritte Platz reichte ihm zum Titel. „Ich wusste genau, was er vorhatte, deshalb war ich auf die Kollision vorbereitet“, sagte ein extrem selbstbewusster Villeneuve später zu den SPORT1-Reportern.

2014 bis 2016 begeisterte der Krieg der Sterne die Fans, nicht aber Lewis Hamilton und Nico Rosberg. Als es für die beiden Mercedes-Piloten um den WM-Titel ging, hatte die Freundschaft von einst ausgedient. In Monaco verhinderte Rosberg eine Hamilton-Pole, indem er sich in dessen schneller Runde verbremste und eine gelbe Flagge auslöste.

Hamilton witterte Absicht – und erklärte den Krieg der Sterne. Die WM 2014 verlor Rosberg beim Rennen in Spa, als er seinem Rivalen den Hinterreifen aufschlitzte. Danach war er für die Bosse Toto Wolff und Niki Lauda der Buh-Mann, fuhr fortan mit einer Bremse im Kopf. Hamilton gewann den Titel und wiederholte das Kunststück 2015.

Hamilton und Rosberg uneins

Doch 2016 wusste Rosberg, wie er seinen Erzfeind schlagen konnte. Er bündelte all seine Kräfte, arbeitete mit einem Mentaltrainer zusammen und pikste Hamilton immer wieder auch neben der Strecke. In Barcelona kam es zum Eklat: Hamilton riskierte beim Überholversuch zu viel, Rosberg machte die Innenbahn dicht, beide strandeten im Kiesbett. Mercedes drohte beiden mit Rauswurf. Trotzdem kam es in Österreich erneut zur Berührung. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Formel 1)

Das Verhältnis zwischen Hamilton und Rosberg blieb zerrüttet. „Sie lagen so über Kreuz, dass sie sich morgens nicht mehr begrüßt haben“, verriet Niki Lauda. „Wenn sie sich nicht mögen, erwarte ich nicht, dass sie gemeinsam frühstücken. Aber der eine gab dem anderen sein Set-up nicht mehr, was zulasten des Teams ging.“

Der Deutsche holte schließlich den WM-Titel, doch der Preis war hoch. Rosberg war völlig ausgebrannt und hängte den Helm an den Nagel. Bis heute will Hamilton von seinem einstigen Kumpel nichts mehr wissen.