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Deutschlands Weg in die Eishockey-Weltklasse

Diese Bilder versetzten die deutschen Eishockey-Fans in Ekstase!

Als der 3:1-Sieg gegen die Schweiz im Viertelfinale der Eishockey-WM 2023 (LIVE auf SPORT1) mit der Schlusssirene besiegelt war, gab es für die deutschen Spieler kein Halten mehr.

Die komplette Bank stürmte aufs Eis und bildete eine Jubeltraube vor dem eigenen Tor. Der dritte Halbfinaleinzug einer deutschen Nationalmannschaft bei einer Weltmeisterschaft seit 2010 war der verdiente Lohn für aufopferungsvolle 60 Minuten gegen die Eidgenossen.

„Die letzten zehn Minuten habe ich meine Beine überhaupt nicht mehr gespürt“, gestand Nico Sturm, der für das dritte Tor verantwortlich zeichnete, nach dem Spiel bei SPORT1, fügte aber auch direkt hinzu: „Jetzt haben wir noch zwei Spiele. Da werden wir alles reinwerfen und ich glaube, da ist noch viel möglich. Ich will mir den Urlaub richtig verdienen.“

Deutschland im Konzert der Großen angekommen

Der NHL-Star der San Jose Sharks steht damit stellvertretend für das neue Selbstbewusstsein im deutschen Eishockey. Während es um die Jahrtausendwende und in den Jahren danach zumeist um den Klassenerhalt in der Top-Division ging, ist mittlerweile die K.o.-Runde das erklärte Ziel bei einer Weltmeisterschaft.

Auch die großen Eishockey-Nationen haben diese Entwicklung wahrgenommen und nehmen eine deutsche Nationalmannschaft nicht mehr auf die leichte Schulter. Diesen Respekt hat sich das DEB-Team in den vergangenen Jahren mit seinen internationalen Auftritten und vor allem dem Silber-Coup bei den Olympischen Spielen 2018 verdient.

SPORT1 wirft einen Blick auf Deutschlands größte Erfolge.

2021: Deutschland schrammt am Edelmetall vorbei

Bereits vor zwei Jahren stand Deutschland im Halbfinale der Weltmeisterschaft. Zuvor hatte man im Viertelfinale die Schweiz mit 3:2 n.P. aus dem Turnier geworfen - ebenfalls in Riga. Manchmal wiederholt sich Geschichte doch.

Im Halbfinale endete der deutsche Erfolgslauf, der auch einen 3:1-Sieg über den späteren Weltmeister Kanada in der Gruppenphase beinhaltete, mit einer Niederlage gegen Finnland. „Es ist mega enttäuschend, dass wir das Spiel nicht gewonnen haben“, sagte der damalige Bundestrainer Toni Söderholm bei SPORT1, „ich kann vor meiner Mannschaft nur den Hut ziehen. Das war richtig stark.“

Auch Moritz Müller, der das Team wie in diesem Jahr als Kapitän aufs Eis führte, zeigte sich enttäuscht. „Wir waren die bessere Mannschaft, Kleinigkeiten haben das Spiel entschieden.“ Jetzt sei jeder gerade geknickt, meinte Müller, „aber wir schauen nach vorne und wollen die Medaille gewinnen“.

Aus diesem Wunsch wurde jedoch nichts. Im Spiel um Platz drei ging das DEB-Team mit 1:6 gegen die USA unter. „Das ist schwer zu verkraften gerade. Man kennt das Gefühl, wenn man an der Medaille vorbeiläuft und blöde dasteht“, beschrieb Marcel Noebels die Situation.

Dennoch waren diese Titelkämpfe auch ein wichtiger Baustein für den aktuellen Erfolg. „Ich denke, wir haben ein Stück DNA für das deutsche Eishockey gefunden. Wie leidenschaftlich man arbeiten muss und welchen Willen man zeigen muss, wenn wir erfolgreich sein wollen“, wagte Söderholm damals einen Blick in die Zukunft und beschrieb damit genau das, was Deutschland aktuell ausmacht: Leidenschaft, Wille, Teamgeist!

2018: Deutschlands Silberhelden in Pyeongchang

Es ist das bislang größte Märchen des deutschen Eishockeys. Bei den Olympischen Spielen 2018 in Pyeongchang wurde Deutschland erst im Finale von Russland gestoppt.

Es war der größte Erfolg einer deutschen Eishockey-Nationalmannschaft überhaupt. Nach einer durchwachsenen Gruppenphase - Deutschland musste mit Rang neun in die Viertelfinal-Qualifikation - war einmal mehr die Schweiz der Beginn eines Erfolgslaufs. Mit 2:1 n.V. setzten sich die Jungs mit dem Bundesadler auf der Brust gegen den Nachbarn durch.

Nach Siegen gegen die Eishockey-Großmächte Schweden (Viertelfinale: 4:3 n.V.) und Kanada (Halbfinale: 4:3) kannte die Euphorie in Deutschland keine Grenzen mehr. Das Finale gegen Russland wurde dann zu einem echten Drama. 3:2 führte Deutschland gegen die Sbornaja. Nicht einmal eine Minute war regulär noch zu spielen, 55 quälende Sekunden - dann riss Nikita Gussew, der zuvor auch schon das zweite russische Tor erzielt hatte, die Deutschen aus ihren Träumen.

Nach 9:40 Minuten der Overtime war es dann Kirill Kaprizov, der die deutschen Träume beendete. Die deutschen Spieler sanken aufs Eis, bei manchem flossen auch stille Tränen. Gebrochen und um den vielleicht größten Moment ihres Lebens gebracht. Ein anderes Gefühl überwog schließlich trotzdem.

Der Stolz auf diese Sternstunde des deutschen Eishockeys. „Es gibt keinen Grund, nicht stolz zu sein. Auch wenn es jetzt weh tut. Es gehört immer ein bisschen Glück dazu“, sagte Nationalspieler Patrick Reimer hinterher. „Wer hätte gedacht, dass wir überhaupt so weit kommen? Hey, Silber!“

2010: Ein Eismärchen ohne Happy End

Die Fußball-WM 2006 in Deutschland wurde zum Sommermärchen, die Handballer holten sich 2007 im Wintermärchen den Titel im eigenen Land.

Die Heim-WM 2010 sollte ein Eismärchen für die deutschen Kufencracks werden. Und schon wieder war es die Schweiz, die im ersten K.o.-Spiel wartete. Nach zwei Gruppenphase mit Höhen und Tiefen zog man nach einem 1:0-Sieg ins Halbfinale ein, wo jedoch Russland zu stark war (1:2).

Im Spiel um Platz drei erwies sich dann Schweden als Spielverderber. Im Schlussdrittel schenkten die Skandinavier dem deutschen Team, das lange auf Augenhöhe agiert hatte, zwei Tore ein und entschieden so das Match. Für Deutschland gab es nur Blech.

1976: Das letzte deutsche Edelmetall

Lange 42 Jahre war Bronze bei den Olympischen Spielen 1976 in Innsbruck das letzte deutsche Edelmetall bei einer Großveranstaltung.

Damals spielten sechs Teams im Modus jeder gegen jeden um die Medaillen. Nach einem Sieg gegen Polen (7:4) und drei Niederlagen hatte das DEB-Team im letzten Spiel ein echtes Finale gegen die USA. Mit 4:1 überrollte das deutsche Team die US-Boys und sicherte sich so das letzte Edelmetall für lange Zeit.

1953: Die letzte WM-Medaille

Vor genau 70 Jahren hießen die deutschen Erfolgsorte Basel und Zürich. Bei der Weltmeisterschaft in der Schweiz schnappte sich der DEB die zweite WM-Silbermedaille der Verbandsgeschichte.

Der sportliche Wert wurde damals jedoch in Frage gestellt. Neben Deutschland nahmen mit Schweden, Gastgeber Schweiz und der Tschechoslowakei nur noch drei weitere Teams an dem Turnier teil. Allerdings verabschiedeten sich die Osteuropäer, die das bundesdeutsche Team zum Auftakt mit 2:11 deklassiert hatten, nach dem Tod von Staatspräsident Klement Gottwald vorzeitig aus dem Turnier.

So reichte Deutschland ein 7:3-Sieg gegen die Schweiz, um dank der besseren Tordifferenz Rang zwei hinter den ungeschlagenen Schweden zu belegen.

Es war der Abschluss eines erfolgreichen Kapitels deutscher Nationalmannschaften bei Großereignissen. In den 1930er Jahren kürte man sich 1930 zum Vize-Weltmeister und belegte zweimal (1932, 1934) den dritten Rang. Dazu kommt noch eine Bronzemedaille bei den Olympischen Spielen 1932 in Lake Placid (USA).

An diese erfolgreichen Zeiten will das DEB-Team nun wieder anknüpfen und gleichzeitig die lange Durststrecke bei Weltmeisterschaften beenden. Gerne auch mit dem ersten WM-Titel der deutschen Eishockey-Geschichte.