Diesen Fehler darf Flick jetzt nicht machen

Hansi Flick. (Bild: Visionhaus/Getty Images)
Hansi Flick. (Bild: Visionhaus/Getty Images)

Das Statement lässt viel Raum für Interpretation!

Hansi Flick verkündete am Dienstag über den DFB, dass er das Aus von Oliver Bierhoff zutiefst bedauert. „Meinem Trainerteam und mir fällt im Moment die Vorstellung schwer, wie die durch Olivers Ausscheiden entstehende Lücke fachlich und menschlich geschlossen werden kann“, wurde der Bundestrainer in einer DFB-Mitteilung zitiert.

Ungewöhnliche Aussagen vor dem Hintergrund, dass es am Mittwoch zum großen Krisengipfel kommt, in dem Flick nach der WM-Blamage Rechenschaft vor der Verbandsspitze um Präsident Bernd Neuendorf und „Vize“ Hans-Joachim Watzke ablegen soll.

Flick-Rücktritt? Hoffentlich nicht!

Was bedeuten die Flick-Aussagen? Tritt der 57-Jährige nach der sportlichen WM-Enttäuschung und dem Aus seines langjährigen Freundes Bierhoff nun zurück?

Zu hoffen bleibt: nein! Denn der frühere Erfolgstrainer des FC Bayern ist trotz des blamablen Vorrunden-Aus in Katar mit nur einem Sieg aus drei Spielen weiterhin der richtige Mann, um die verunsicherte Nationalmannschaft in die Heim-EM 2024 zu führen.

Flick hat gewiss viele Fehler gemacht. SPORT1 hat diese in der „Akte Flick“ schonungslos aufgezeigt. Zur Wahrheit gehört aber auch: Für die schlechte Ausbildung der vergangenen Jahre kann der DFB-Coach alleine nichts.

Er hat auch nicht Schuld daran, dass seine Offensivspieler in der Vorrunde mit 67 Torschussversuchen die meisten aller WM-Teilnehmer abfeuerten und nur sechs davon verwandelten. Er kann auch wahrlich nichts dafür, dass das Turnier in Katar ausgetragen wird und sich die Menschen in Deutschland von der hoch-politischen WM und vor allem auch von der Nationalmannschaft abgewandt haben.

Flick sollte nicht mit Selbstkritik sparen

Dennoch sollte Flick bei seiner Analyse nicht mit Selbstkritik sparen und Lösungsansätze für die nächsten anderthalb Jahre präsentieren. Er sollte dankbar dafür sein, dass ihm eine zweite Chance in Aussicht gestellt wird.

Neuendorf und Watzke, so ist nämlich zu hören, wollen an ihm festhalten. Flick selbst wiederum will eigentlich auch weitermachen. Der gebürtige Heidelberger sollte allerdings nicht den Fehler machen und in der Krisensitzung große Wünsche stellen. In der Rolle des Forderers ist er nach dem Turnier-Debakel nicht.

Nicht falsch verstehen, es ehrt ihn, dass er seinem Freund Bierhoff zur Seite sprang. Flick ist ein Harmonie-Mensch. Loyalität und Vertrauen - Dinge, die im knallharten Fußball-Business leider immer seltener werden -, sind ihm wichtig. Es geht hier aber nicht um Flick, nicht um Bierhoff, nicht um persönliche Eitelkeiten, sondern um die Sache: Das Wohl des deutschen Fußballs.

Wer folgt beim DFB auf Bierhoff?

Bei all seinen vorherigen Stationen ist Flick von sich aus gegangen. Als Co-Trainer von Joachim Löw nach dem WM-Triumph 2014, als DFB-Sportdirektor im Januar 2017, als Geschäftsführer im Februar 2018 in Hoffenheim und im Sommer 2021 als Bayern-Trainer. Zieht Flick nun erneut selbst einen Schlussstrich? Lässt er wirklich keinen anderen Partner an seiner Seite als Bierhoff zu?

Neuendorf und Watzke wollen die sportliche Führung neu besetzen. Eine Doppel-Lösung aus Geschäftsführer und Sportdirektor erscheint logisch. Namen wie die von Matthias Sammer, Fredi Bobic, Ralf Rangnick oder Thomas Hitzlsperger kursieren bereits.

Wenn Flick der Meinung ist, dass er keinen neuen, starken Partner an seiner Seite zulässt, muss er gehen. Es wäre allerdings zu wünschen, dass er bleibt. Flick ist ein Top-Trainer, der Menschen von seiner Idee überzeugen und begeistern kann. Nicht nur die Spieler, sondern auch die Fans.

Außer Jürgen Klopp, der als einziger deutscher Trainer noch am ehesten den Schulterschluss mit der Nation für ein Sommermärchen 2.0 schaffen könnte, ist das keinem anderen Kandidaten zuzutrauen. Auch nicht Thomas Tuchel.