Dieter Tappert im Interview: Paul Panzer über Komik in Zeiten Donald Trumps

Demnächst tritt Paul Panzer in der Kölner Lanxess Arena auf.

Comedian Dieter Tappert über seine Kunstfigur Paul Panzer, unterschätzte Dummköpfe, Komik in Zeiten Donald Trumps und wie er seinen Sprachfehler loswurde. Sie haben vor Jahren, als die Sprache mal auf große Hallen kam, gesagt: „Dafür wäre mein Paul die falsche Figur“. Demnächst spielen Sie in der Lanxess-Arena vor tausenden Menschen. Hat sich bei Ihnen oder bei Paul was geändert? Nee, an der Einstellung eigentlich nicht. Nur die Voraussetzungen sind dafür, wie ich's gerne hätte, nicht da. Wenn wir konkret von Köln sprechen: Köln hat leider keine Zwei-, Dreitausender-Halle. Wir sind früher immer ins E-Werk. Da kamen dann Beschwerden – die Leute saßen auf Bierbänken, aber zwei Stunden auf dem Hintern sitzen, das ist schon heftig. Ich musste siebenmal hintereinander dort spielen! Aus Mangel an Alternativen sind wir dann in die großen Hallen gegangen, von denen ich nach wie vor sage, das ist schon was anderes, das ist mehr Event und weniger Theater. Herbert Knebel hat mir im Gespräch mal gesagt: „Die große Halle ist der Tod der kleinen Geste“. Müssen Sie die Figur verändern, wenn Sie auf die große Bühne gehen? Ich bin ja eigentlich Geschichtenerzähler. Auf der großen Bühne geht’s um Energie. Da bist du mehr unterwegs, machst ein paar Kilometer mehr. Und die kleinen Zwischentöne lässt man da ganz automatisch weg. Das würde dann nur bis Reihe zehn funktionieren, und die anderen würden sich wundern, was der da vorne gerade so vor sich hingenuschelt hat. Du brauchst ausladende Gesten, du musst laut sein. Hat Paul denn Zwischentöne? Viele sehen in ihm nur einen naiven, schmerzfreien Trottel. Die Zwischentöne hat er, die waren auch so angelegt – für mich, zu meinem eigenen Vergnügen. Ich geb' dir völlig recht: Wenn man Paul sieht, denkt man, das ist der Humor-Klassiker. Der hat sich ’ne Hornbrille aufgesetzt, trägt ein buntes Hemd und macht einen auf lustig. Und was er sagt, ist erst mal einfach so auf die Zwölf. Aber da muss man sich reinfummeln beim Paul, das ist jemand für den zweiten oder dritten Blick. Ich bin ja Fan von Inspektor Columbo. Bei dem denkt auch immer jeder, was ist das bloß für'n Döskopp. Und am Ende kriegt er sie alle, weil er nicht so ist, wie es scheint. Damit wollte ich immer spielen, die Leute an der Nase rumführen. Das hat ganz gut geklappt. Paul hält ja alle anderen für bekloppt und sich selbst als Einzigen für normal. Ja, aber er ist auch der Meinung, dass wir evolutionstechnisch gesehen nur so weit gekommen sind, eben weil wir alle einen Dachschaden haben. Die Frage ist nur, bei wem regnet's schon rein? Er hat so eine Bauernschläue, er will Dinge wissen. Hat sich für Sie als Comedian die Lage in Sachen verrückt sein seit Trump geändert? Als hätte ich ihn installiert (lacht). Nee, da kannst du wirklich nichts mehr zu sagen. Ich halte mich eigentlich von diesen tagesaktuellen Dingen fern. Aber wenn ich davon ausgehe, dass Herr Trump uns acht Jahre erhalten bleiben könnte … Trump hat sich ja so was von entlarvt mit seinem unsäglichen Nachäffen von Behinderten. Sie kultivieren auf der Bühne einen Sprachfehler. Wo sehen Sie den Unterschied? Ich hatte als Kind diesen Sprachfehler, den musste ich mir abtrainieren, mit Mami einmal die Woche nach Düren zum Logopäden. Dieser Sprachfehler ist mir für die Radiofigur aber wieder eingefallen. Die Intention war, der Figur auf jeden Fall eine Schwäche mitzugeben. In Zeiten, wo wir uns alle immer sagen, wie toll wir sind und wie wir angeblich aussehen müssen, ist das wichtig. Wie legen Sie den Schalter von Dieter zu Paul um? Ich bin eigentlich keiner, der viel Umgang mit Menschen haben möchte; bin eher so ein Eigenbrötler. Irgendwie passt das gar nicht zu dem Job, den ich mit Paul mache, ich muss mich schon bewusst darauf einstellen. Bei mir ist das so: Um acht geht die Show los, um halb fängst du an dich umzuziehen, ein richtiger Prozess, bei dem man die eigenen Gedanken wegschiebt. Oft bist du ganz anders drauf, hast vielleicht Ärger zu Hause, bist gar nicht in der Lage, lustig zu sein. Aber andere müssen ja auch zur Arbeit! Wer sind Sie für die Leute an der Supermarktkasse, der Herr Tappert oder der Paul Panzer? Da bin ich ganz klar der Paul Panzer. Das habe ich mir aber auch selber zuzuschreiben. Ich wollte den Leuten immer zeigen, ich bin einer von euch und kein Superstar, von dem die Leute Tickets und T-Shirts kaufen sollen. Ich wollte denen immer das Gefühl geben, so'n Typ könnte auch neben mir wohnen. Da muss ich mich nicht wundern, wenn morgens der Postmann rüberbrüllt: „Ich begrüße Sie!“ Da ruf' ich dann zurück: „Rrrrichtiiig!“ Das Gespräch führte Horst Piegeler Zur Person Dieter Tappert wurde 1972 in Düren geboren, absolvierte eine Ausbildung als Schweißer und studierte später in Köln, wo er seit Mitte der 1990er Jahre lebt, Musik und Medienpädagogik. Bekannt wurde er durch seine Jux-Telefonate, die er in der Rolle des Paul Panzer für viele Radiostationen führte. Zu seinem Markenzeichen wurden so ein imitierter Sprachfehler, die Formel „Panzer, ich begrüße Sie!“ und im Gespräch der Einwurf „Rrrichtiiig!“ Seit 2005 steht Tappert als Solo-Comedian auf der Bühne, 2006 erhielt er den Deutschen Comedypreis als bester Newcomer. Er war in TV-Shows unter anderem mit Kaya Yanar und Mario Barth zu sehen. Paul Panzer gastiert am Samstag, 4. März um 20 Uhr, mit seinem Programm „Invasion der Verrückten“ in der Kölner Lanxess-Arena. (hp)...Lesen Sie den ganzen Artikel bei ksta