Disney sorgt mit Tweet für Ärger
Disney wollte mit seinen Fans im Internet eine interaktive Aktion starten. Doch mit einem Tweet trat der Unterhaltungskonzern ins Fettnäpfchen.
Der 4. Mai steht vor der Tür – und damit auch der Tag, an dem die Sternensaga "Star Wars" von ihrer weltumspannenden Fangemeinde gefeiert wird. May the force be with you on may the 4th – möge die Macht also am 4. Mai mit euch sein. Die Vorbereitungen auf den Star Wars Day laufen auf Hochtouren. Dumm nur, dass Disney, seit 2012 Rechteinhaber am Franchise, kurz vor dem Fest für Ärger sorgt.
Alles begann mit einem harmlosen Aufruf via Twitter. "Feier die Saga", schreibt der Konzern auf dem Profil seines neuen Streaming-Dienstes Disney +. "Antworte mit deiner liebsten "Star Wars"-Erinnerung, und du wirst sie am 4. Mai vielleicht an einem besonderen Ort sehen."
Disney+: Streamingdienst im Test
Der letzte Satz lässt schon das Pulverfass ahnen, dessen Lunte Disney mit dem nächsten Twitter-Eintrag anzündete. Kreative Schöpfungen von Fans einfach so "an einem besonderen Ort" veröffentlichen? So einfach geht das in Rechtsstaaten auch wieder nicht. Deshalb sah sich Disney zu einer weiteren Ankündigung veranlasst.
By sharing your message with us using #MayThe4th, you agree to our use of the message and your account name in all media and our terms of use here: https://t.co/G0AyToufQ5
— Disney+ (@disneyplus) April 27, 2020
Tweet sorgt für Ärger
"Indem du deine Nachricht mit #MayThe4th mit uns teilst", schreibt der Konzern wenige Stunden nach dem ersten Post, "stimmst du unseren Nutzungsbedingungen zu und erklärst dich damit einverstanden, dass wir deine Nachricht und deinen Profilnamen in allen Medien verwenden dürfen."
Als ahnte der Konzern, was auf ihn zukommt, bemühte er sich um Schadenbegrenzung. Er veröffentlichte einen dritten Post, der Missverständnisse ausräumen sollte. Der "obige rechtliche", also der zweite Text gelte "NUR für Antworten" auf den ersten Tweet, die den Hashtag MayThe4th enthielten.
The above legal language applies ONLY to replies to this tweet using #MayThe4th and mentioning @DisneyPlus. These replies may appear in something special on May the 4th!
— Disney+ (@disneyplus) April 27, 2020
Zu spät, der Schaden war angerichtet, das Fass ist explodiert. Seitdem fliegen die Fetzen. Denn auch in diesem Fall haben die Menschen gewittert, was sonst wo in unserer nahezu durchdigitalisierten Welt bis zum Himmel stinkt: Datensammelwut und -missbrauch.
Mit wem ist die Macht?
Auch Disney hat nun ein Gestank erreicht, nämlich der des Shitstorms, den der "rechtliche Text" ausgelöst hat. "Ich wurde am 4. Mai geboren – bedeutet das, dass ihr technisch über meinen Geburtstag verfügt?", fragt ein Nutzer auf Twitter sarkastisch. Ein anderer schreibt: "Indem Disney meinen Tweet liest, erklärt er sich damit einverstanden, dass er mir bis 4. Mai eine Million Dollar bezahlt.” Und eine Userin verweist auf den Umstand, dass Disney die LA Times von allen Pressevorführungen ausgeschlossen habe, nachdem die Zeitung kritisch über "zwielichtige Praktiken" in den Themenparks des Konzerns berichtet hatte.
Sure! 😁 My favorite part of #MayThe4th is when Disney blacklisted the LA Times from film reviews because it wrote about their shady theme park practices
— genevieve ⚧ (@an_mistake) April 27, 2020
Mundtot hat sich die LA Times damit übrigens nicht machen lassen. Die Zeitung hat sich auch anlässlich des aktuellen Fauxpas' Disneys geäußert. Ihren Biss hat sie nicht verloren. Die Überschrift des Artikels lautet: "Möge die Macht mit Disney sein".
Apropos Macht. Vielleicht hat auch Disney eine Moral aus der Geschichte gezogen. Etwa die Erkenntnis, dass "the force is with the people", dass die Macht mit den Menschen ist. Und zwar nicht nur am 4. Mai, sondern immer dann, wenn sie Machtmissbrauch feststellen.