"Heult doch": Djokovic verhöhnt das Publikum

In Wimbledon zieht Novak Djokovic erneut ins Finale ein. Im Halbfinale mit Jannik Sinner setzt sich der Serbe in drei Sätzen durch. Dabei muss er hart kämpfen - teils mehr gegen das Publikum als gegen den Italiener.

Novak Djokovic musste in Wimbledon hart kämpfen (Bild: Julian Finney/Getty Images)
Novak Djokovic musste in Wimbledon hart kämpfen (Bild: Julian Finney/Getty Images)

Novak Djokovic ist nur noch einen Schritt von seiner erneuten Krönung in Wimbledon entfernt.

Der siebenmalige Champion und Sieger der vergangenen vier All England Championships zog durch ein 6:3, 6:4, 7:6 (7:4) gegen den Südtiroler Jannik Sinner zum neunten Mal ins Finale ein.

Es ist sein 35. Endspiel bei einem Grand Slam, eines mehr als die legendäre Chris Evert - und Rekord.

„Das Resultat spiegelt nicht die Realität nicht wider, es war super-eng“, sagte Djokovic.

Wimbledon: Sinner patzt bei wichtigen Punkten zu häufig

Der Serbe siegte dennoch glatt in 2:46 Stunden. Dies lag auch daran, dass sein Gegner, den er im Vorjahr im Viertelfinale trotz eines 0:2-Satzrückstands noch bezwungen hatte, Nerven zeigte und sich vor allem bei den Big Points häufig unerzwungene Fehler leistete.

Djokovic hatte meist weniger mit Sinner, als mit sich selbst, dem Schiedsrichter oder dem Publikum zu kämpfen.

Im vierten Spiel des zweiten Satzes bekam der Serbe eine Strafe wegen lauten Stöhnens, welches seinen Gegner behindert haben soll. Djokovic reagierte mit großem Unverständnis darauf.

Djokovic hadert mit Schiedsrichter und Publikum

„Der Vorfall hätte den gesamten Spielverlauf ändern können. Ich war sehr nervös und musste mich sammeln. Das war das erste Mal in meiner Karriere: Das ist mir noch nie passiert bisher. Ich hatte nicht das Gefühl, dass ich meinen Gegner behindert habe. Aber es war die Entscheidung und das muss ich akzeptieren“, sagte er nach dem Match im Siegerinterview zu diesem Vorfall.

Später legte er sich auch noch mit dem Publikum an, das zunehmend auf der Seite Sinners stand. Als sein Gegner zwei Satzbälle im vierten Satz bei Aufschlag Djokovic hatte und der Serbe den 1. Aufschlag nicht ins Feld bekam, ärgerte er sich über die Reaktion einiger Zuschauer.

Djokovic unterbrach seine Vorbereitung auf den 2. Aufschlag, hob sarkastisch den Daumen und wartete, bis es wieder ruhiger wurde, bevor er aufschlug. Während sich der 36-Jährige davon nicht aus der Ruhe bringen ließ, war es Sinner, der patzte.

Als Sinner beide Satzbälle nicht nutzen konnte und Djokovic seinen Aufschlag zum 5:5 doch halten konnte, machte er sogar eine „Heult doch“-Geste in Richtung Zuschauer.

Djokovic hat Federer-Rekord vor Augen

Mit einem Sieg am Sonntag im Finale (ab 15 Uhr im SPORT1-Liveticker) kann der 36 Jahre alte Serbe den Rekord von Roger Federer einstellen, der in Wimbledon acht Mal gewonnen hat. Gegner ist der Weltranglistenerste Carlos Alcaraz (Spanien) oder Daniil Medwedew (Russland/Nr.3).

Sein Alter wollte der Serbe nach seinem Einzug ins Finale aber nicht in den Vordergrund stellen.

„Man muss sich auf sich selbst verlassen, physisch und psychisch auf dem besten Stand sein. Das Alter will ich also nicht als Faktor ansehen, der auf dem Platz entscheiden ist. Ich denke, 36 ist das neue 26.“

Sinner vergibt seine Chancen - Djokovic eiskalt

Sinner hatte Chancen, den Ausgang des Matches zu verändern, vergab aber seine Möglichkeiten zu leicht.

Breakbälle gleich im ersten Spiel des ersten Satzes sowie zu Rebreaks im ersten und zweiten Satz ließ er jeweils ungenutzt. Neben den Satzbällen führte er auch im Tiebreak bereits mit 3:1, ehe er einen Doppelfehler folgen ließ.

Danach geling ihm kaum noch etwas und Sinner schlug einen Ball nach dem anderen ohne große Not ins Netz. Djokovic dagegen blieb auch in den kritischen Momenten eiskalt und wartete er geduldig, bis der 21 Jahre alte Sinner den Fehler beging.

In der Tat erzielte der Südtiroler in seinem ersten Grand-Slam-Halbfinale deutlich mehr direkte Punkte als Djokovic (44 zu 31) - beging aber auch deutlich mehr Fehler (35 zu 21). Seinen letzten beim ersten Matchball.

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Mit Sport-Informations-Dienst (SID)