Prokop sieht Spitzensport am „Tiefpunkt angekommen“

Prokop sieht Spitzensport am „Tiefpunkt angekommen“
Prokop sieht Spitzensport am „Tiefpunkt angekommen“

Der frühere Spitzenfunktionär Clemens Prokop sieht den organisierten Sport in Deutschland an einem „Tiefpunkt angekommen“ und spricht sich für eine komplette Neuaufstellung an der Spitze des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) aus. „Es müssen rundherum neue Akzente gesetzt werden“, sagte der Ex-Präsident des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) im Donaukurier und sprach sich sogar für eine weitreichende Strukturreform im Dachverband aus.

Prokops Wunschkandidat für das Amt des DOSB-Präsidenten und damit für die Nachfolge von Alfons Hörmann ist Tischtennis-Funktionär Thomas Weikert. "Ich schätze ihn als sehr integren Charakter, fachlich kompetent, und ich glaube, er wäre auf jeden Fall ein guter DOSB-Präsident", sagte Prokop (64). Auch als Vorstandsvorsitzenden kann er sich Weikert vorstellen. Der Limburger hat seine Kandidatur für die Wahl am 4. Dezember noch nicht offiziell bekannt gegeben.

Allerdings glaubt Prokop nicht daran, dass sich der DOSB - mit welchem Präsidenten auch immer - in seiner heutigen Form um alle Aufgaben kümmern kann. "Es zeigt sich, dass diese Gesamtverwaltung des Sports einfach nicht mehr der Besonderheit des Hochleistungssports gerecht wird", sagte Prokop mit Blick auf das schwache Abschneiden bei den Sommerspielen in Tokio: "Sinnvoll wäre die Ausgliederung des Leistungssports in eine eigene Strukturform."

Nur gemeinsam mit den Athletenvertretungen, die stärker eingebunden werden müssten, könnte "die begonnene Leistungssportreform konsequent und erfolgreich" umgesetzt werden, so Prokop, der selbst kein Interesse an dem Spitzenamt im deutschen Sport besitzt. Er plädiert für eine Aufwertung des Schulsports, um Talente zu finden und zu fördern. "Hier sind neue innovative Ideen erforderlich und Kooperationen mit Bildungseinrichtungen", sagte Prokop.

Abseits der Reformgedanken sieht er viel Arbeit auf die neue DOSB-Führung zukommen. "Ein Punkt ist ein scheinbar zerrüttetes Verhältnis zumindest zu einigen Beamten des Innenministeriums und damit zum bedeutendsten Sponsor des deutschen Sports", sagte Prokop. Auch das Verhältnis zum Internationalen Olympischen Komitee (IOC) ist für ihn ein Thema, an dem es zu arbeiten gilt.